1853 – Neues Panorama des Rheins von Mainz bis Cöln

Von David Kapp dreisprachig (dt., engl., frz.) verlegte, kommerzielle 6-Blatt-Ausfalt-Panorama-Karte des Rheins von Mainz bis Köln, ausgestattet mit 46 Randbildern und begleitenden Texten zu touristischen Zielen.  – Martin Weinmann | Sarah Karsten

Literatur / Quellen:

  • Anonymus: Neues Panorama des Rheins von Mainz bis Köln. Ausgestattet mit 46 Randbildern nebst begleitendem Text, Mainz: David Kapp 1853

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🖙 Digitalisat Dilibri

Schlagwörter: (Aus-)Faltung, Bild, bildvisuell, Buch, Diagramm, Didaktik, Draufblick, faktual, Gesamtprojektion, Karte, Leporello, Medialpanoramatik, Organisation, Panoramabild, schematisch, Text, Unterhaltung, Zeichnung, Zugleichspräsentation

1851 – Wyld’s Great Globe


Mehrstöckig von innen begehbarer Globus von fast 19 m Durchmesser, auf dessen Innenwand die Erdoberfläche zu besichtigen ist. Sein Erfinder und Betreiber, der englische Kartograf James Wyld, lässt dieses Kugelpanorama bzw. Georama am Londoner Leicester Square errichten, nachdem es sich für den Crystal Palace, in dem es ursprünglich im Rahmen der ersten Weltausstellung hätte stehen sollen, als zu voluminös erwiesen hat. Anfangs ein großer Publikumserfolg, wird der Globus 1862 infolge abebbenden Interesses geschlossen. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Oettermann, Stephan: Das Panorama. Die Geschichte eines Massenmediums, Frankfurt am Main: Syndikat 1980, S. 72 f.

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🖙 Wikpedia Georama

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bauwerk, Bild, bildvisuell, Denkmal, Diagramm, Didaktik, Event/Performance, faktual, Gesamtprojektion, geschlossen, Globus, Karte, Kugel, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medieninstallation, mimetisch, Rundbau, schematisch, Skulptur, Technik, Text, Unterhaltung, Weltkarte, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1851 – Great Exhibition Erste Weltausstellung


Im Londoner Hyde Park findet vom 1. Mai bis 15. Oktober die erste von seither über dreißig Weltausstellungen statt, hier noch in einem einzigen monumentalen Ausstellungsgebäude, dem eigens dafür errichteten, in seiner gläsernen Anlage selbst panoramatischen Crystal Palace; ab der vierten (1867) dann verteilt auf einzelne Länderpavillons. Die erste Weltausstellung ist, wie alle frühen, vor allem eine technisch-industrielle Leistungsschau, auf der sich verschiedene Erdregionen, anfangs unter starker Dominanz der westlichen Kolonialmächte, ihre Errungenschaften vorführen. Später kommen immer mehr thematische und kulturverbindende Aspekte mit hinzu, seit der Milleniumswende zunehmend auch außerwestliche Perspektiven. In allen Phasen bleibt das Format jedoch das erdzivilisations-panoramatische Event par excellence, was sich auch in einer Fülle markanter panoramatischer Einzelpräsentationen (vom Eiffelturm bis zu Stockhausens Kugelauditorium) widerspiegelt. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Antonelli, Paola/Kultermann, Udo/Van Dyk, Stephen: Weltausstellungen 1933–2005. Architektur Design Graphik [2007], München: DVA 2008
  • Garn, Andrew: Weltausstellungen 1933–2005: Architektur Design Graphik, München: DVA 2008

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Schlagwörter: Ästhetik, auditiv, Bauwerk, Bild, bildvisuell, Denkmal, Didaktik, Event/Performance, faktual, fiktional, Gesamtkompendium, Gesamtprojektion, haptisch, Konzept/Idee, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medieninstallation, mimetisch, offen, Organisation, panoramatische Diskursform, schematisch, Skulptur, symbolisch, Technik, Text, textuell, Unterhaltung, Utopie/Dystopie, visuell, Zugleichspräsentation

1850–1851 – Karl Gutzkow, Die Ritter vom Geiste

Extremausweitung des Gesellschaftsromans qua Strangvielfalt, Themenbreite und Umfang (in der 9-bändigen Erstausgabe 4100 Seiten), doch anders als etwa Balzacs zeitgleich entstehender Comédie Humaine-Zyklus als Einzelwerk angelegt und publiziert. Zukunftsträchtig verkündet das vielzitierte Vorwort: „Der neue Roman ist der Roman des ‚Nebeneinanders‘“ und präludiert damit panoramatisch-modernistische Großerzählformen des 20. Jahrhunderts. Allerdings verfahren diese in der Regel weniger kompilatorisch und additiv als Gutzkows Textmassiv. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Gutzkow, Karl: Die Ritter vom Geiste. Roman in neun Büchern [1850/51], Frankfurt am Main: Zweitausendeins 1998
  • Ricken, Achim: Panorama und Panoramaroman – Parallelen zwischen der Panorama-Malerei und der Literatur im 19. Jahrhundert dargestellt an Eugène Sues Geheimnissen von Paris und Karl Gutzkows Rittern vom Geist, Frankfurt am Main: Lang 1991

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Schlagwörter: Ästhetik, Buch, Didaktik, fiktional, Gesamtkompendium, Großtableau, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, mimetisch, offen, Panorama-Diskurs, panoramatische Erzählung, Rahmenexpansion, symbolisch, Text, textuell, Überbreite, Universalchronik, Unterhaltung, Wimmelbild, Zeitensynopse

1848 – Wilhelm Schneider, Miniatur-Panorama des Rheins von Mainz bis Düsseldorf

Als Souvenirmitbringsel gedachtes Mini-Leporello-Tableau (57 × 15 cm) des Rheinverlaufs von Mainz bis Düsseldorf. Kleinskaliertes Naturpanorama für Heimgekehrte und Daheimgebliebene. – Martin Weinmann | Sarah Karsten

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🖙 Digitalisat Dilibri

Schlagwörter: (Aus-)Faltung, Bild, bildvisuell, Buch, Diagramm, Didaktik, Draufblick, faktual, Gesamtdiagramm, Gesamtprojektion, Karte, Leporello, Medialpanoramatik, Mikropanoramatik, Organisation, Panoramabild, schematisch, Unterhaltung, Zeichnung, Zugleichspräsentation

1848 – George Cooke-Lambert, Panorama der Taunus-, Main-Neckar und Badischen Eisenbahn

Kombination aus panoramatisch gestalteter Landkarte, Reiseführer und Kursbuch. Der dreisprachige (dt., engl., frz.) Erläuterungstext bietet eine vollständige Liste der an diesen Bahnlinien gelegenen Orte (mit Gasthöfen und Sehenswürdigkeiten) sowie die Tarife für sämtliche Verbindungen. Frühes Beispiel für das seither in wechselnden Medien stabile Genre des touristischen Reiseüberblicks. – Bernd Klöckener

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🖙 Digitalisat

Schlagwörter: Bild, bildvisuell, Buch, Diagramm, Didaktik, faktual, geordnet, Gesamtkompendium, Gesamtprojektion, Karte, Medialpanoramatik, Organisation, schematisch, Speicher, symbolisch, Tabelle, Technik, Text, textuell, Überwachung, Unterhaltung, Zeitensynopse, Zugleichspräsentation, Zugriffspräsentation

1846 – John Banvard, Moving Mississippi-Panorama Three-Mile Painting

Prototypisch für die genuin us-amerikanische Panorama-Entwicklung vereinigt John Banvard’s Mammoth Panorama of the Mississippi River Bewegung, Landschaft, Show, Rekordgröße, Self-Made-Erfolg und Vergänglichkeit. Auch wenn sein auf Basis jahrelanger eigener Recherchen vor Ort erstelltes Riesengemälde des (real 3778 km langen) Mississippi-Ufers nicht die mythisch kolportierten „drei Meilen“ (ca. 4,8 km) Leinwandbreite respektive Vorführlänge erreicht, bringt ihm das publikumswirksam moderierte und nach der Bostoner 1846er-Premiere vielerorts wiederholte Abrollen seiner de facto immerhin 369 m breiten bzw. langen und ca. 3,6 m hohen Panoramaleinwand großen Ruhm und Reichtum, bevor Streitigkeiten mit der Konkurrenz losbrechen. Dass Banvards Leinwand – nie dupliziert und durch den Transport (auch nach Europa) zunehmend vernutzt – für alle Zeit verloren scheint, macht sie vollends zum Mythos. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Huhtamo, Erkki: Illusions in Motion. Media Archaeology of the Moving Panorama and Related Spectacles, Cambridge, MA: MIT Press 2013, S. 176–179, 186–191

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Schlagwörter: (Aus-)Faltung, Ästhetik, auditiv, Bild, bildvisuell, Didaktik, Event/Performance, faktual, fiktional, Gemälde, geordnet, Gesamtprojektion, Großtableau, Immersion, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medieninstallation, mimetisch, Moving Panorama, Naturpanorama, Panoramabild, Technik, Überbreite, Universalchronik, Unterhaltung

1845–1862 – Alexander von Humboldt, Kosmos – Entwurf einer physischen Weltbeschreibung


Schon seit 1796 als „l’Idee d’une physique du monde“ konzipiert, kann Humboldts Traum, „die ganze materielle Welt, alles was wir heute von den Erscheinungen der Himmelsräume und des Erdenlebens, von den Nebelsternen bis zur Geographie der Moose auf den Granitfelsen, wissen, alles in Einem Werke darzustellen“, sich erst Jahrzehnte später in fünf monumentalen Bänden realisieren, deren letzter unvollendet bleibt. Die Programmatik ist gegenüber Gesamt-Welt-Buch-Vorläufern wie Schedels Weltchronik oder Sebastian Münsters Cosmographia charakteristisch alteriert: „Jede große und wichtige Idee, die irgendwo aufgeglimmt, muß neben den Thatsachen hier verzeichnet sein. Es muß eine Epoche der geistigen Entwickelung der Menschheit (in ihrem Wissen von der Natur) darstellen. – Das Ganze ist nicht was man gemeinhin physikalische Erdbeschreibung nennt, es begreift Himmel und Erde, alles Geschaffene.“ – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Humboldt, Alexander von: Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung [1845–1862], Frankfurt am Main: Eichborn 2004

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Schlagwörter: Ästhetik, Bild, bildvisuell, Buch, Didaktik, faktual, geordnet, Gesamtkompendium, Gesamtprojektion, geschlossen, Idealpanoramatik, Karte, Konzept/Idee, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, mimetisch, Organisation, panoramatische Diskursform, schematisch, Speicher, symbolisch, Text, textuell, unbegrenzte Allheit, Unterhaltung, Weltatlas, Wissenschaft, Zugriffspräsentation

1840 – Adalbert Stifter, Der Condor

1840 als literarisches Debüt des Autors veröffentlicht, schildert Stifters Erzählung die zerbrochene Jugendliebe des Malers Gustav und der emanzipationswilligen Cornelia. Im Zentrum des an Jean Pauls Ballon-Motivik anknüpfenden Werks steht der Konflikt um Cornelias entgegen Gustavs Warnung unternommene Ballonfahrt über die Alpen. Allerdings erweist sich die Höhenerfahrung für Cornelia als überfordernd: „Erschrocken wandte die Jungfrau ihr Auge zurück, als hätte sie ein Ungeheuer erblickt – aber auch um das Schiff herum wallten weithin weiße, dünne, sich dehnende und regende Leichentücher – von der Erde gesehen – Silberschäfchen des Himmels. – Zu diesem Himmel floh nun ihr Blick – aber siehe, er war gar nicht mehr da: das ganze Himmelsgewölbe, die schöne blaue Glocke unserer Erde, war ein ganz schwarzer Abgrund geworden, ohne Maß und Grenze in die Tiefe gehend.“ (Riha (Hg.) Reisen im Luftmeer, S. 69). Als Cornelia schließlich in Ohnmacht fällt, muss die kostspielige Fahrt abgebrochen werden: „‚Wir müssen niedergehen; die Lady ist sehr unwohl.‘ Der alte Mann stand auf von den Instrumenten und sah hin, es war ein Blick voll strahlenden Zornes, und ein tief entrüstetes Antlitz. Mit überraschend starker Stimme rief er aus: ‚Ich habe es dir gesagt, Richard, das Weib erträgt den Himmel nicht –.‘“ (Riha (Hg.) Reisen im Luftmeer, S. 170). Der in Stifters fiktiver Handlungskonstellation nahegelegte weibliche Mangel an celestischer Panorama-Akkommodationsfähigkeit (vgl. etwa auch Riha (Hg.) Reisen im Luftmeer, S. 116), der in der Realgeschichte der Ballonfahrt nicht signifikant zu belegen ist (eher im Gegenteil, vgl. Riha (Hg.) Reisen im Luftmeer, zum Beispiel, S. 125), ebenso wenig wie umgekehrt etwa eine pauschale weibliche Sensibilität für die abgründige Erhabenheit kosmischer Seheindrücke, gibt Anlass zur Diskussion historischer Gender-Stereotype, wie sie analog auch im Diskurs um angebliche Überforderungssymptome von Frauen und Kindern beim Panorama-Besuch auftreten. – Naemi Dittes | Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Stifter, Adalbert: Studien 1. Sämtliche Werke, Bd. I, Prag: Calve 1904
  • Riha, Karl (Hg.): Reisen im Luftmeer. Ein Lesebuch zur Geschichte der Ballonfahrt, München/Wien: Hanser 1983, S. 161–170

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Schlagwörter: Ästhetik, Buch, Didaktik, Draufblick, Fernblick, fiktional, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Naturpanorama, Panoramaflug, panoramatische Erzählung, symbolisch, Technik, Text, textuell, Unterhaltung, visuell

1838 – Ludwig Bechstein, Wanderungen durch Thüringen

Der Abschnitt „Felsenthal und Inselberg“ (Bechstein, Wanderungen durch Thüringen, S. 258–267) enthält eine idealtypisch geordnete, alle vier Himmelsrichtungen ab Norden im Uhrzeigersinn durchlaufende Gipfelpanorama-Rundum-Beschreibung: „Den Berggipfel umwandelnd, deutete Otto die Hauptpunkte des herrlichen Inselberg-Panorama’s an, und mit bewaffnetem Auge folgte seinen Fingerzeigen die begleitende Gesellschaft. ‚Mit dem Norden beginnend,‘ sprach der Geleiter: ‚sehen wir die Kette des Harzgebirges […]‘.“ (Bechstein, Wanderungen durch Thüringen, S. 261). – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Bechstein, Ludwig: Wanderungen durch Thüringen, Leipzig: Wigand 1838

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