1585 – Andrea Palladio, das Teatro Olimpico in Vicenza


In diesem Jahr vollendet der Bauherr Andrea Palladio mit dem Teatro Olimpico in Vicenza ein Gebäude, dessen Konzeption die künftige Entwicklung der illusionistischen Bühne maßgeblich befördert. Mit besonderem Augenmerk auf die Verbindung zwischen Zuschauerraum und Bühne kreiert Palladio eine Raumordnung, die nicht wie zuvor im höfischen Theater verschiedene Logen vorsieht, sondern allen Zuschauenden den gleichen wirkungsvollen Bühnenblick ermöglicht. Bereits eine Generation vor Andrea Palladio wird die Tendenz zur Schaffung eines illusionistischen Bühnenbildes offenkundig, die mit der Abkehr von mittelalterlichen Traditionen wie der Simultanbühne einhergeht: Statt wie dort in die Breite ausgerollt und parzelliert zu werden, soll die Totalität der dargestellten Welt jetzt einheitlich vertieft erscheinen. Entsprechend verfügt Palladios Bühnenprospekt – durch seine architektonische Anlage entscheidend erweitert – über mehr Tiefe, was zur Voraussetzung der im Barock entwickelten und eingesetzten Guckkastenbühne wird. So besteht der Hintergrund des Teatro Olimpico nicht mehr länger ausschließlich aus einem gemalten Bühnenbild, sondern wird von einer großflächigen Schauwand ausgefüllt, die sich durch eine gestaffelte illusionistische Hintergrundarchitektur auszeichnet und zu dieser Zeit eine Besonderheit darstellt. Die reale Architektur im Hintergrund der Bühne ermöglicht damit erstmalig eine realistische Wiedergabe der Raumvertiefung. Der Blick der Zuschauenden auf die scheinbar dahinterliegende Kulissenstadt erfolgt durch drei Portale im Bühnenbild. Ursprünglich will Palladio sogar auch die Veränderlichkeit des Bühnenbildes schon gewährleisten, wofür er ein System drehbarer, eingeschobener Bühnenbilder konzipiert, die zum jeweiligen Stück passende Landschaftsausblicke bieten sollen (vgl. Beyer, Palladio, 45–46). Da die Kulissenstadt jedoch konkret für eine Vorstellung von Sophokles’ Tragödie König Ödipus erbaut wird, die statisch vorm Palast von Theben spielt, entscheiden sich die Veranstalter gegen diese Pläne und zugunsten einer fest installierten Hintergrundarchitektur, die jede Veränderung am Bühnenbild ausschließt. Doch auch so schafft Palladios Theater zu Beginn des 16. Jahrhunderts, in einer Zeit, in der ein vertiefter Illusionsanspruch sich zu regen beginnt, einen neuen, durch Vertiefung erweiterten Darstellungsrahmen für die Dramenwelt auf einer Bühne. – Lena Reuther

Literatur / Quellen:

  • Beyer, Andreas: Andrea Palladio, Teatro Olimpico. Triumpharchitektur für eine humanistische Gesellschaft, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch-Verlag 1987.

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🖙 Teatro Olimpico Vicenza

Schlagwörter: Ästhetik, Bauwerk, Bild, bildvisuell, Event/Performance, Fernblick, fiktional, Gemälde, Gemälderundbau, Gesamtprojektion, geschlossen, Halbrundband, Immersion, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medientechnik, mimetisch, Panoramabild, Rahmenexpansion, Rundbau, symbolisch, Unterhaltung, Zeichnung, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1581 – Heinrich Bünting, Die ganze Welt in einem Kleberblatt welches ist der Stadt Hannover meines lieben Vaterlandes Wapen


Aus stadtpatriotischer Intention eigentümlich propellerförmige und damit eine prä-panoramatische Kreisrotation suggerierende, schon zeitgenössisch dysfunktionale „Kleeblatt“-Weltkarte mit drei „Erdteil-Blättern“ für Europa, Afrika und Asien um das Zentrum Jerusalem. Das 1492 entdeckte Amerika ist hier nicht einmal angedeutet. Kreis- und Trinitas-Geschlossenheit ‚überstimmen‘ die Realgestalt der Erdkugel. – Johannes Ullmaier

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🖙 Wikipedia Bünting

Schlagwörter: Ästhetik, Bild, bildvisuell, Denkmal, Didaktik, Draufblick, faktual, fiktional, Gesamtprojektion, Karte, Medialpanoramatik, Mythos/Religion, schematisch, symbolisch, Weltkarte, Zugleichspräsentation

1581 – Kreisringpanorama der Umgebung Nürnbergs


Holzschnitt von Steffan Gansöder nach einer 1577 von Paulus Reinhart im Auftrag der Stadt Nürnberg angefertigten, kreisförmigen Karte, welche die Befestigungsanlagen jenseits des zentralen, rundstilisierten Mauerrings sowie die Umgebung der Stadt bis zum Horizont in alle Himmelsrichtungen zeigt. „Der Stadtkern ist durch einen Wappendreipass mit den Nürnberger Stadtwappen und dem Reichswappen ersetzt. Das Umland mit der um die Stadt herum verlaufenden Landwehr besteht aus Palisaden, Äckern, Dörfern und Herrensitzen.“ (Jahn/Kissing, „Rundprospekt der Umgebung von Nürnberg“). Diesseits ihrer bestechenden ästhetischen Qualität erfüllt die Karte aber doch eine recht handfeste Funktion: Es handelt sich „um den Typus der Beweiskarte, die im 16. Jahrhundert verbreitet war und oftmals in Gerichtsakten überliefert ist. Mit ihr untermauerte die Stadt Nürnberg ihren Anspruch auf das Umland und ihr Recht, Steuern zu erheben.“ (Ebd.) – Bernd Klöckener

Literatur / Quellen:

  • Jahn, Cornelia/Kissing, Ute: „Rundprospekt der Umgebung von Nürnberg“. In: bavarikon, https://www.bavarikon.de/object/bav:SAN-HSS-00000BSB00111983?p=1&cq=rundprospekt%20nürnberg&lang=de

Weblinks:

🖙 bavarikon

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bild, bildvisuell, Denkmal, Didaktik, Draufblick, faktual, Gemälde, Gesamtprojektion, Großtableau, Karte, Medialpanoramatik, mimetisch, Organisation, Rundbild, schematisch, Unterhaltung, Wissenschaft, Zugleichspräsentation

ca. 1575 – (Anonym.) Heiligentafel (Landesmuseum Mainz)


Das Heiligenbild eines anonymen deutschen Meisters zeigt eine Vielzahl verschiedener Heiligenlegenden. Es wird auf die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts datiert. Aus der Vogelperspektive ist eine allegorisch strukturiere Landschaft mit Heiligen und Märtyrern dargestellt. Ihre Geschichten werden teils durch Attribute, teils durch charakteristische Szenen angedeutet. In der Mitte des Bildes ist die Heilige Ursula auf einem Schiff zu sehen. Ein äußerer Kreis von 116 Heiligen, jeweils mit Heiligenschein, umgibt die Szenerie. Im inneren Kreis herrscht hingegen keine erkennbare Ordnung, sondern er erinnert an die Wimmelbilder von Bosch. Die vier Ecken des Bildes zeigen markante Stationen aus Heiligenlegenden, darunter auch aus dem Leben Jesu Christi und seiner Begleiter:innen. Der Fokus liegt eher auf Vollständigkeit und Übersicht über die Heiligen als auf einer realistischen Darstellung. Erstrebt ist eine schematische Gesamtregistratur in Bildform. – Antje Schilling

Weblinks:

🖙 Broschüre
🖙 Webseite Landesmuseum Mainz

Schlagwörter: Ästhetik, Bild, bildvisuell, Denkmal, Didaktik, Draufblick, faktual, Fernblick, fiktional, Gemälde, Gesamtkompendium, Gesamtprojektion, Großtableau, Medialpanoramatik, mimetisch, Mythos/Religion, schematisch, Speicher, symbolisch, Unterhaltung, Wimmelbild, Zeitensynopse, Zugleichspräsentation

1570 – Abraham Ortelius, Theatrum Orbis Terrarum


Ob die ganze Welt eine Bühne sei, wie es in Shakespeares As You Like It klassisch heißt, lässt sich bestreiten – jedenfalls aber kannte Shakespeare wohl die sehr ähnliche Metapher vom ‚Theater des Erdkreises‘ (Gillies, Shakespeare and the Geography of Difference, S. 70–98), die sich allerdings nicht auf eine Aufführung in einem gebauten Raum, sondern auf die erstmalige Verschaltung zweier Totalisierungsmedien bezieht, nämlich auf das Zusammenbinden einer geordneten Menge von geographischen Karten verschiedenen Maßstabs in einem Buch. Ein Vierteljahrhundert später wird dieses Supermedium von niemand Geringerem als Gerardus Mercator nach dem Superhelden Atlas benannt – ein Ausdruck, der sich seither hält und manchmal auch in irreführender Weise retrospektiv verwendet wird (etwa für den Katalanischen Atlas von Cresques (1375), der jedoch kein Atlas in diesem Sinne, sondern eine aus mehreren Blättern zusammengesetzte Karte ist). Wie Mercators Atlas, wenngleich ohne den dort erhobenen Anspruch auf eine systematische Darstellung der Kosmographie als ganzer, enthält auch Ortelius’ Theatrum Orbis Terrarum begleitende Texte – was Übersetzungen in andere Sprachen notwendig machte, die denn auch in der Folgezeit erscheinen (schon 1572 beispielsweise gleich deren zwei ins Deutsche, davon eine als Raubdruck). So wird das neue Supermedium schon bald ein (zumindest zentral-)europäischer Erfolg. – Robert Stockhammer

Literatur / Quellen:

  • Berghaus, Heinrich: Physikalischer Atlas: oder Sammlung von Karten, auf denen die hauptsächlichsten Erscheinungen der anorganischen und organischen Natur nach ihrer geographischen Verbreitung und Vertheilung bildlich dargestellt sind [1845–48, Gotha: Justus Perthes. Reprint als Beigabe zu: Humboldt, Alexander von: Kosmos], Frankfurt am Main: Eichborn 2004
  • Gillies, John: Shakespeare and the Geography of Difference, Cambridge: Cambridge University Press 1994
  • Ortelius, Abraham: Theatrum Orbis Terrarum [1570], Darmstadt: WBG 2006
Schlagwörter: Bild, bildvisuell, Buch, Denkmal, Didaktik, Draufblick, faktual, Gesamtkompendium, Gesamtprojektion, Karte, Medialpanoramatik, Organisation, schematisch, Technik, Text, textuell, Weltatlas, Weltkarte, Wissenschaft, Zugleichspräsentation, Zugriffspräsentation

1569 – Gerardus Mercator, Weltkarte Ad usum navigantium


Winkeltreue Erdkarten-Projektion, die über Jahrhunderte hinweg den Standard bildet, insofern fortan selbst ‚weltbildend‘. – Bernd Klöckener

Literatur / Quellen:

  • Oswalt, Vadim: Weltkarten – Weltbilder. Zehn Schlüsseldokumente der Globalgeschichte, Stuttgart: Reclam 2015, S. 137–154
  • Weblinks:

    🖙 Wikipedia

Schlagwörter: Bild, bildvisuell, Didaktik, Draufblick, faktual, Gemälde, Gesamtprojektion, Karte, Medialpanoramatik, Organisation, schematisch, Technik, Text, textuell, Weltkarte, Wissenschaft, Zeichnung, Zugleichspräsentation

ca. 1569 – St. Galler Globus


Der sogenannte St. Galler Globus, dessen Genese weitgehend im Dunkeln liegt, steht im Landesmuseum in Zürich und ist mit einem Kugeldurchmesser von 121 cm einer der größten gut erhaltenen Globen des 16. Jahrhunderts. Auf derselben Kugel stellt er zugleich die Erde wie den Himmel dar, wobei die Erddarstellung auf der Weltkarte von Gerhard Mercator basiert, während die Himmelsdarstellung sich an zwei Holzschnitten Albrecht Dürers von 1515 orientiert. (Noch) ‚leere‘ Erdflächen werden mit gemalten Meeresgottheiten, Seeungeheuern und weiteren Fabelwesen bevölkert. – Naemi Dittes

Literatur / Quellen:

  • Grenacher, Franz: „Der sog. St.-Galler Globus im Schweiz. Landesmuseum. Vermutungen über seine Herkunft und Feststellungen zu seiner Konstruktion“. In: Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 21 (1961), H. 2, S. 66–78, S. 66–78
  • Weblinks:

    🖙 Wikipedia

Schlagwörter: Bild, bildvisuell, Denkmal, Didaktik, Draufblick, faktual, Gesamtprojektion, Globus, haptisch, Karte, Kugel, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medientechnik, Organisation, schematisch, Skulptur, Technik, textuell, Weltkarte, Zugleichspräsentation

1568 – Hans Sachs und Jost Amman, Eygentliche Beschreibung aller Stände auff Erden

In der 1567 verfassten „Vorrede“ wird der im Buchtitel angezeigte Anspruch auf eine Gesamtpräsentation der menschlichen Ständeordnung deutlich, soll diese doch „vom grösten biß zum kleinesten / von anfang der Welt her biß auff dise jetzige zeit / so in Menschlichem leben nötig vnd gebreuchlich seind / sampt derselbigen vrsprung / erfindungen / vnd weiter gelegenheit“ dargeboten werden. Ziel der umfassenden Kategorisierung und Charakterisierung sämtlicher Erdbewohner ist die didaktische Vermittlung und im selben Zuge Legitimierung der nach damaliger Auffassung gottgewollten und daher für eine funktionierende Gesellschaft alternativlosen Ordnung. Es folgen 114 emblemartig aufgebaute Kapitel, die – formal analog zum populären Muster von Sebastian Brandts Narrenschiff – nach der jeweils behandelten Ständeposition betitelt sind (inscriptio) und aus einem typologisierenden Holzschnitt (pictura) sowie einem kurzen Erläuterungstext (subscriptio) bestehen. In den Abschnitten „Der Jüd“ und „Der Geltnarr“ wird das auch in der Frühen Neuzeit verbreitete Stereotyp des jüdischen Wucherers reproduziert. Auf den erst nach geistlicher und dann nach weltlicher Rangordnung jeweils abwärts verlaufenden Gang durch das Spektrum der Stände (mit starkem Akzent auf die frühbürgerlichen Zunftberufsstände) folgt als „Beschluß“: „Also sind hie gezeiget an Vierzehen vnd hundert Person/In Emptern/Künstn vnd Handarbeit“. – Rebecca Rasp

Literatur / Quellen:

  • Sachs, Hans: Eygentliche Beschreibung Aller Stände auff Erden [1568], Leipzig: Edition Leipzig 2006

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Schlagwörter: Bild, bildvisuell, Buch, Didaktik, Enzyklopädie, faktual, geordnet, Gesamtkompendium, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Organisation, schematisch, symbolisch, Technik, Text, textuell, Unterhaltung

ca. 1567 – Pieter Bruegel d.Ä., Die Bauernhochzeit


Das Gemälde von Pieter Bruegel dem Älteren [Öl auf Holz, 114×116 cm] stellt eine bäuerliche Hochzeitsgesellschaft in Flandern Ende des 16. Jahrhunderts im realistischen Stil dar. Dem Maler wird nachgesagt, sich oft verkleidet auf Bauernhochzeiten eingeschlichen zu haben, um sie zu studieren. Am äußeren rechten Bildrand ist sein Freund Hans Franckert abgebildet, der ihn dabei begleitet haben soll. Das Augenmerk wird zunächst auf zwei Männer im Vordergrund gelenkt, die mit Speisen gefüllte Teller an die lange Festtafel tragen. In vorwiegend warmen Gelb- und Brauntönen werden die Gäste dargestellt, die essen, sich miteinander unterhalten oder sich nach jemandem umdrehen. Die Braut, gekennzeichnet durch eine über ihr hängende Krone, hält die Augen geschlossen und die Hände über dem Bauch gefaltet. Unten links im Gemälde füllt ein Mann leere Krüge, daneben sitzt ein Kind auf dem Boden und hält einen leer gegessenen Teller in den Händen. Die Masse an Menschen und verschiedenen Aktionen erinnert an ein Wimmelbild. Neben dem Festtisch stehen zwei Musiker, dahinter steuern ankommende Gäste durch eine offene Tür in den Raum auf den Tisch zu. Sie geben einen weiteren deutlichen Hinweis auf die Darstellung verschiedener Teilgegenwarten. Bruegels Eigenart, „Bilder aus extrem vielen Einzelszenen zusammenzusetzen“, kommt hier zur Geltung (Müller, Bild und Zeit, S. 72). Mit seinem Gemälde versucht Bruegel, alle Phasen des Fests in einem einzigen Moment zu synthetisieren. Seine Herangehensweise unterscheidet sich beispielweise von seinem Gemälde Kinderspiele dadurch, dass den Figuren durch unterschiedliche Größe und Platzierung eine bestimmte Wertigkeit zugewiesen wird und der Zuschauer einen Anhaltspunkt vorgeschlagen bekommt, in welcher Reihenfolge er die Details wahrnehmen kann. Dagegen erzeugt Kinderspiele mit seinen unzähligen kleinen, gleich großen Figuren eine gewisse Überforderung. „Es ist kaum möglich, den Blick auf dem Bild in seiner Gesamtheit ruhen zu lassen, er wird ständig hin- und hergeschickt.” (Wörsdörfer, Alle im Blick, S. 404). Die Kinderspiele zeigen neunzig unterschiedliche Spiele in einem Bild. In der Bauernhochzeit vereint Bruegel dagegen eine etappenweise Abfolge desselben Ereignisses zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Dass die Wimmelbild-Totalität auch als Entfremdung wahrgenommen werden kann, zeigt die Rezeption der Bauernhochzeit bei Hans Sedlmayr: „Die Wimmelbilderfahrung kennzeichnet hier der unheimliche Eindruck eines Verlusts von Beziehung, mit dem etwas Vertrautes, mithin das Menschsein selbst, fragwürdig wird.” (Wörsdörfer, Alle im Blick, S. 407) – Annika Bäurer

Literatur / Quellen:

  • Müller, Jürgen: „Bild und Zeit. Überlegungen zur Zeitgestalt in Pieter Bruegels Bauernhochzeitsmahl“. In: Erzählte Zeit und Gedächtnis. Narrative Strukturen und das Problem der Sinnstiftung im Denkmal, hg. von Pochat und Götz, Graz: Akademische Druck- und Verlagsanstalt 2005, S. 72–81.

Weblinks:

🖙 KHM
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Schlagwörter: Ästhetik, Bild, bildvisuell, Draufblick, faktual, fiktional, Gemälde, Gesamtprojektion, Medialpanoramatik, Mikropanoramatik, mimetisch, symbolisch, Unterhaltung, Wimmelbild, Zeitensynopse, Zugleichspräsentation

1563 – Pieter Bruegel d. Ä., Turmbau zu Babel


Werkgruppe von Pieter Bruegel dem Älteren aus drei Versionen, welche motivisch ähnlich auf die Turmbau-Geschichte aus dem ersten Buch Mose (Gen 11, 1–9) rekurrieren und deren bekannteste und wirkungsreichste Gestaltung in der Kunstgeschichte darstellen. Wie meistens stehen auch hier das gigantische Ausmaß des Bauwerks, der quasi unendliche Aufwand an dafür benötigten Materialien und Arbeitskräften sowie die vom römischen Kolosseum inspirierte Bautechnik im Vordergrund. Auf allen Versionen des Gemäldes ist der Turm bis zum siebten Stockwerk errichtet, das achte befindet sich gerade im Bau. Auf der umgebenden Rampe stehen Leitern, Gerüste und Kräne. Traditionell meist als biblisch-christliche Versinnbildlichung der menschlichen Hybris, sich Gott als Schöpfer gleichzustellen, und der darauffolgenden Bestrafung gedeutet, kann die Bildkomposition unter panoramatischem Gesichtspunkt auch als Manifestation des Begehrens nach technischer Erreichung einer maximalen Aus- und Übersichtsposition sowie dessen Limitierung durch den medialen Rahmen, hier konkret: den oberen Bildrand, aufgefasst werden. – Caroline Klein | Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Pénot, Sabine/Oberthaler, Elke: „[Kat.-Nr. 63] Der Turmbau zu Babel, 1563“. In: Bruegel. Die Hand des Meisters, Ausst.-Kat. Wien, Kunsthistorisches Museum, hg. von Sabine Haag, Stuttgart: Belser 2019, S. 174–181
  • Spronk, Ron: „[Kat.-Nr. 64] Der Turmbau zu Babel, nach 1563 (?)“. In: Bruegel. Die Hand des Meisters, Ausst.-Kat. Wien, Kunsthistorisches Museum, hg. von Sabine Haag, Stuttgart: Belser 2019, S. 182–185

Weblinks:

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Schlagwörter: Ästhetik, Bild, bildvisuell, Denkmal, Didaktik, fiktional, Gesamtprojektion, Großtableau, Inhaltspanoramatik, Medialpanoramatik, mimetisch, Mythos/Religion, Organisation, Rahmenexpansion, Rundbau, symbolisch, Technik, Wimmelbild, Zugleichspräsentation