2013 – Yayoi Kusama, The Souls of Millions of Light Years Away

Das Markenzeichen der 1929 in Matsumoto, Japan, geborenen Künstlerin sind ihre Polka Dots, farbige Punkte, die sie auf Leinwänden, Skulpturen, Menschen, ja im Prinzip überall anbringt. Ebenso einschlägig sind jedoch ihre Installationen und Performances. Kusamas bekannteste Installationsform sind die „Infinity Rooms“. Im Laufe ihrer Karriere hat sie mehr als zwanzig dieser „Unendlichkeitsräume“ geschaffen, jeden mit einer anderen Thematik bzw. einem anderen Titel (z. B. Phalli’s Field, Love Forever oder Aftermath Of Obliteration Of Eternity). The Souls Of Millions Of Light Years Away aus dem Jahr 2013 ist einer ihrer größten Räume: Wände, Decke und Boden sind mit Spiegeln ausgekleidet, eine kleine Anzahl von LED-Leuchten erhellt die Szenerie in verschiedenen Farben. Ähnlich wie Sterne in einer unendlich erscheinenden Galaxie reflektieren die Lichter in den Spiegeln, multiplizieren sich und schaffen in dieser immersiven Umgebung eine rekursive Illusion. Je weiter man in den Raum ‚hineinschaut‘, desto dichter wird die Lichterdecke, bis die Farben Grün und Weiß verschmelzen. Von allen Seiten umschlossen, tauchen die Eintretenden in diese künstliche Sternengalaxie ein, wodurch ein allumfassender, grenzenloser Schauradius suggeriert wird. – Nele Schön

Weblinks:

🖙 YouTube
🖙 Hirshhorn Museum, Washington

Schlagwörter: (Aus-)Faltung, 360°, Allwahrnehmung, Ästhetik, Bild, bildvisuell, Blicktransparenz, Event/Performance, faktual, Fernblick, fiktional, Gesamtprojektion, haptisch, Immersion, Medialpanoramatik, Medieninstallation, mimetisch, offen, Rahmenexpansion, schematisch, Überbreite, Überwachung, unbegrenzte Allheit, Unterhaltung, visuell, Zugleichspräsentation

2012 – Neo-Seoul aus dem Film Cloud Atlas

In der Stadt Neo-Seoul dienen Panoramen der räumlichen Orientierung und Inszenierung von Macht, Technologie und dystopischen Gesellschaftsstrukturen. Die weitreichenden Ansichten der Stadt zeigen ein vertikales Geflecht aus hochmodernen Wolkenkratzern und engen, überbevölkerten Straßenschluchten. Technologische Fortschritte treten dadurch ebenso hervor wie soziale Ungleichheiten. Panoramen in dieser futuristischen Metropole fungieren nicht nur als ästhetische Schauplätze, sondern auch als kartographische Werkzeuge, die die Stadt als dynamisches, ideologisch aufgeladenes System visualisieren. Die Darstellung von Neo-Seoul markiert den Spannungsbogen zwischen Gegenwart und Zukunft, indem sie Fragen nach Fortschritt, Macht und Identität aufwirft. Der Film nutzt Panoramen, um sowohl die Faszination für technologische Innovation als auch die potenziellen Gefahren eines übertechnisierten und hierarchischen Gesellschaftssystems zu thematisieren. Die urbane Zukunft wird dabei als vielschichtiges Narrativ dargestellt, das kulturelle und politische Aussagen in den visuellen Raum übersetzt. Auf diese Weise wird Neo-Seoul zum Sinnbild einer futuristischen Stadtlandschaft, in der die Spannung zwischen Utopie und Dystopie, Fortschritt und sozialen Brüchen auf eindrückliche Weise offenbar wird. Solche visuellen Stadtlandschaften können als Reflexionen über die urbane Zukunft verstanden werden, die ästhetische, narrative und ideologische Ebenen miteinander verknüpfen. – Felix Klopsch

Literatur / Quellen:

  • Mauer, Roman/Sommerlad, Elisabeth: „Panoramen der Zukunft: Filmkartographischer Blick auf Städte im Science-Fiction-Film und im Golf-Futurismus“. In: Alles im Blick. Perspektiven einer intermedialen Panoramatik, hg. von Roman Mauer, Johannes Ullmaier, und Clara Wörsdörfer, Wiesbaden: Springer, S. 491–535.

Weblinks:

🖙 Wikipedia

Schlagwörter: Animation, Ästhetik, audiovisuell, Bauwerk, bildvisuell, Draufblick, Fernblick, fiktional, Film, Immersion, Inhaltspanoramatik, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medientechnik, Moving Panorama, Panoramaflug, panoramatische Erzählung, Technik, Unterhaltung, Utopie/Dystopie, visuell

2012 – Dong Zheng, Panoramakarte der Schnellfahrstrecke Beijing – Shanghai

Handgemalte Streckenkarte zur Bewerbung einer Hochgeschwindigkeitszugverbindung. Als „Panorama mit dreidimensional angelegter Landschaft“ (Map. Karten, S. 59) repräsentiert die extreme Breitwandzeichnung (95,3 × 19 cm) die gesamte Wegstrecke mit unzähligen beschrifteten Details. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Map. Karten. Die Welt Entdecken, Hamburg: Edel Books 2015, S. 58 f.

Weblinks:

🖙 Artikel von Stephan Angsüsser

Schlagwörter: (Aus-)Faltung, Ästhetik, Bauwerk, Bild, bildvisuell, Diagramm, Didaktik, Draufblick, faktual, geordnet, Gesamtdiagramm, Gesamtprojektion, geschlossen, Großtableau, Karte, Leporello, Medialpanoramatik, Mikropanoramtik, mimetisch, Organisation, Panoramabild, Rahmenexpansion, schematisch, symbolisch, Technik, textuell, Überbreite, Unterhaltung, Wimmelbild, Zeichnung, Zugleichspräsentation

2012 – Ulrich Holbein, 20 Milliarden Jahre in zwei, drei Viertelstündchen

Launige Kompakt-Gesamtschau der Geschichte des Universums als episch überquellende Enumeratio vom Urknall bis zur Gegenwart; wie das 2002 vorausgegangene Zwischen Urknall und Herzberg: Ich als Hippie in Zeit und Raum Keim bzw. Auszug eines (bislang unveröffentlichten) großepischen Gesamtwelt-Schreibprojekts. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Holbein, Ulrich: Zwischen Urknall und Herzberg: Ich als Hippie in Zeit und Raum, Solothurn: Nachtschatten Verlag 2002
  • Holbein, Ulrich: 20 Milliarden Jahre in zwei, drei Viertelstündchen, Hamburg: Literatur Quickie 2012
Schlagwörter: Ästhetik, Buch, Denkmal, faktual, fiktional, geordnet, Gesamtkompendium, Gesamtprojektion, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Mikropanoramatik, offen, panoramatische Erzählung, schematisch, symbolisch, Text, textuell, unbegrenzte Allheit, Universalchronik, Unterhaltung

2011 – Yadegar Asisi, Panorama Pergamon


2011 erstmals im Rahmen einer Sonderausstellung der Staatlichen Museen zu Berlin präsentiertes Panorama von Yadegar Asisi, das seit 2018 in überarbeiteter Form in einem eigenen Ausstellungsgebäude gegenüber der Museumsinsel wieder zu sehen ist. Das monumentale Rundbild zeigt den Blick auf die Stadt Pergamon während der römischen Epoche unter Kaiser Hadrian um 129 n. Chr. Monumentale Gebäude, darunter ein Theater und der Pergamonaltar, fügen sich in eine hügelige Landschaft ein, am Horizont ist das Mittelmeer zu erahnen. Das Bild zeigt eine Vielzahl von Figuren in unterschiedlichen Szenen und vermittelt den Eindruck eines pulsierenden städtischen Lebens. Anders als im 19. Jahrhundert betritt man die Rotunde ebenerdig, auch gibt es zunächst keinen Graben zwischen Betrachter:innen und Bild. In der Mitte des Raums befindet sich jedoch – wieder traditionsgemäß – ein Besucherturm, den man erklimmt und der von mehreren Ebenen unterschiedliche Perspektiven auf das Bild bietet. Eine Licht- und Soundinstallation simuliert in rund fünfzehn Minuten den Verlauf eines Tages. Asisis Panoramabild greift auf archäologische und bauhistorische Forschungen zurück. Der Künstler erstellt seit 2003 große Panoramen mit verschiedenen Motiven, darunter Landschaften und historische Ansichten, und knüpft damit an die Tradition des 19. Jahrhunderts an. Er sucht hierfür zunächst den Ort auf, fertigt eine Vielzahl von Zeichnungen sowie Fotografien an und legt den Betrachterstandort fest. Die Szenen werden mit lebenden Modellen in Kostüm im Studio fotografiert. Im Anschluss setzt Asisi das Bild am Computer zusammen, welches schließlich auf Stoffbahnen gedruckt und im Rundbau aufgespannt wird. – Clara Wörsdörfer

Literatur / Quellen:

  • Scholl, Andreas/Schwarzmeier, Agnes: Pergamon. Meisterwerke der Antike und 360° Panorama von Yadegar Asisi, Ausst.-Kat. Berlin, Staatliche Museen, Antikensammlung, Petersberg: Michael Imhof 2018

Weblinks:

🖙 Informationen zum Panorama auf der Webseite des Künstlers
🖙 Museums-Website

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, auditiv, Bauwerk, Bild, bildvisuell, Denkmal, Didaktik, faktual, Fernblick, fiktional, Foto, Gemälde, Gemälderundbau, Gesamtprojektion, geschlossen, Immersion, Medialpanoramatik, Medieninstallation, mimetisch, Mythos/Religion, Panoramabild, Rundband, Rundbau, Skulptur, Text, textuell, Unterhaltung, Wimmelbild, Zeichnung, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

2011 – Ólafur Elíasson, Your Rainbow Panorama


Auf einem Dach des Kunstmuseums ARoS im dänischen Aarhus installierter, begehbarer Rundring von 150 m Umfang mit panoramatischen Aussichts-Glaswänden, die so getönt sind, dass sie sich zu einem ‚Regenbogen-Farbkreis‘ schließen. – Lea Müller | Johannes Ullmaier

Weblinks:

🖙 Website Eliasson
🖙 Rainbow Panorama

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bauwerk, bildvisuell, Blicktransparenz, Denkmal, Didaktik, faktual, Fernblick, geordnet, Gesamtdiagramm, geschlossen, haptisch, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Naturpanorama, offen, Realpanoramatik, Rundband, Rundbau, schematisch, Skulptur, Unterhaltung, visuell, Zugleichspräsentation

2011 – Thomas Köner, Europa – ein Klangpanorama

Aus dem Programmtext der Sound-Installation: „Wie klingt Dein Europa? Diese Frage richteten Deutschlandradio Kultur, das Goethe Institut Belgrad und das Institut für Musik und Akustik am ZKM Karlsruhe [2010] an angehende Klangkünstler:innen von Gibraltar bis in den Ural. Als Antwort kamen über 180 Einsendungen aus 25 Ländern.“ Köners Arbeit kombiniert die klangpanoramatische Tradition von geografisch weit erstreckten Simultan-Soundscapes, für die als Pionier vor allem Bill Fontana steht, mit dem Aufruf-Prinzip von Ernst Schnabels Hör-Panorama parallelen Zeitgeschehens in Der 29. Januar 1947. – Johannes Ullmaier

Weblinks:

🖙 DLF-Ankündigung

Schlagwörter: Ästhetik, auditiv, Denkmal, Didaktik, faktual, Fernblick, fiktional, Gesamtprojektion, Hörwerk, Inhaltspanoramatik, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medieninstallation, mimetisch, offen, Organisation, Rahmenexpansion, schematisch, Technik, Überbreite, Überwachung, Unterhaltung, Zugleichspräsentation

2010 – Kontinuierliche 360°-Fotofunktion im Smartphone

Sony führt eine Smartphone-Funktion ein, bei der durch einen gleichmäßigen, langsamen Schwenk der Handykamera direkt ein integrales Foto im Panoramaformat erzeugt wird, anstatt dass wie zuvor de facto mehrere getrennte Bilder aufgenommen und nachträglich zusammengefügt werden. – Lea Müller

Weblinks:

🖙 SPIEGEL-Artikel

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bild, bildvisuell, faktual, Foto, Gesamtprojektion, geschlossen, Medialpanoramatik, Medientechnik, Mikropanoramatik, mimetisch, Panoramabild, Rahmenexpansion, Speicher, Technik, Überbreite, Unterhaltung, Zeitensynopse, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

2010 – Burj Khalifa


Nach einer Bauzeit von weniger als sechs Jahren wird der Wolkenkratzer Burj Khalifa in Dubai – mit seinen 163 Stockwerken und einer Höhe von 828 m das höchste Bauwerk der Welt – am 4. Januar 2010 offiziell eröffnet. Der US-amerikanische Architekt Adrian Smith und das Architekturbüro Skidmore, Owings & Merrill, das mit dem Sears Tower bereits zuvor ein welthöchstes Gebäude konzipierte, entwirft das Gebäude nach dem Vorbild des Spiralminaretts der Moschee von Samarra, der einst größten Moschee der Welt.

Einen Tag nach der Eröffnung des Burj Khalifa wird auf dessen 124. Etage eine Freiluft-Aussichtsplattform auf 453 m Höhe eingeweiht, zu dieser Zeit die höchste der Welt. Nachdem sie im Dezember 2011 durch eine Aussichtsplattform des Canton Towers in Guangzhou auf 488 m Höhe abgelöst wird, bietet der 148. Stock ab Oktober 2014 auf 555 m eine noch höhere Aussichtsplattform. Diese wird im Juni 2016 durch die wiederum höhere Aussichtsplattform des Shanghai Towers auf 561 m abgelöst, woraufhin im Februar 2019 schließlich auf den Stockwerken 152–154 des Burj Khalifa auf 584 m Höhe die einstweilen höchste Lounge der Welt errichtet wird. Wie sich der Senkrechtvergleich zwischen Dubai und China weiter entwickelt, bleibt abzuwarten. Europa und die USA sind spätestens seit der Jahrtausendwende nicht mehr im Wettbewerb. – Kaim Bozkurt

Literatur / Quellen:

  • Hill, John: Skyscraper: Vom Tribune Tower in Chicago bis zum Burj Khalifa in Dubai, München: Deutsche Verlags-Anstalt 2018, S. 134–137

Weblinks:

🖙 Wikipedia
🖙 Offizielle Homepage

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bauwerk, Denkmal, Draufblick, faktual, Fernblick, Medialpanoramatik, Naturpanorama, Organisation, Realpanoramatik, Rundband, Rundbau, Technik, Unterhaltung, visuell, Zugleichspräsentation

2010 – Michaela Melián, Memory Loops

Auditives Über- und Einblicks-Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus in München. Auf einer interaktiven Online-Karte können von Schauspieler:innen gesprochene Transkriptionen von O-Tönen aus der Zeit von 1933 bis 1945 sowie von Kindern gesprochene Textzeugnisse zu den einzelnen Orten angehört und so im Münchener Stadtraum verortet werden. Insgesamt bietet Memory Loops als ortsakustisches München-Tableau 300 deutsche und 175 englische Tonspuren, die durch die Stadt zur Stadtgeschichte führen, was über Hinweistafeln in der Münchener Innenstadt auch offline möglich ist. – Hannah Bartölke

Literatur / Quellen:

  • Metzger, Stephanie: „Zwischen Speicher und Ereignis – Memory Loops von Michaela Melián“. In: Sound und Performance: Positionen – Methoden – Analysen, hg. von Wolf-Dieter Ernst, Nora Niethammer, Berenika Szymanski-Düll, u. a., Würzburg: Königshausen & Neumann 2015, S. 497–511

Weblinks:

🖙 Memory Loops – interaktive Karte 
🖙 Artikel Memory Loops – Rosa Luxemburg Stiftung 

Schlagwörter: Ästhetik, auditiv, bildvisuell, Denkmal, Didaktik, Draufblick, Enzyklopädie, faktual, Gesamtprojektion, Großtableau, Hörwerk, Karte, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medieninstallation, mimetisch, offen, panoramatische Diskursform, schematisch, Speicher, Text, textuell, Zeitensynopse, Zugleichspräsentation, Zugriffspräsentation