1993 – Ausstellung Sehsucht – Das Panorama als Massenunterhaltung des 19. Jahrhunderts

In der Kunst- und Ausstellungshalle der BRD in Bonn findet die bislang profundeste und reichhaltigste Einzelschau zur Geschichte und technischen Faktur panoramatischer Medien vom späten 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert statt. Der dazu erschienene Katalog ist bis heute das materialreichste Einzelkompendium zum Thema. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Plessen, Marie-Louise von/Giersch, Ulrich (Hgg.): Sehsucht. Das Panorama als Massenunterhaltung des 19. Jahrhunderts, Frankfurt am Main: Stroemfeld / Roter Stern 1993
Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bauwerk, Bild, bildvisuell, Buch, Denkmal, Diagramm, Didaktik, Event/Performance, faktual, Gemälderundbau, Gesamtkompendium, Immersion, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, mimetisch, Moving Panorama, offen, Organisation, Panorama-Beschreibung, Panorama-Diskurs, Panoramabild, panoramatische Diskursform, Rundbau, schematisch, Speicher, symbolisch, Technik, Text, textuell, Unterhaltung, Wissenschaft, Zeitensynopse, Zugleichspräsentation, Zugriffspräsentation

1992 – Žižkov Fernsehturm in Prag


Stellvertretend für viele, teils ikonische Fernsehtürme, die Rundfunk- mit Panorama-Funktionen verbinden. Der 216 m hohe Prager Turm bietet auf verschiedenen Ebenen gleich mehrere 360°-Aussichtsgelegenheiten: ein Restaurant und eine Aussichtsplattform. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Borges, Sofia (Hg.): The Tale of Tomorrow. Utopian Architecture in the Modernist Realm, Berlin: Die Gestalten 2016, S. 298 f.

Weblinks:

🖙 Wikipedia

Schlagwörter: 360°, Bauwerk, Denkmal, Draufblick, faktual, Fernblick, Medialpanoramatik, Organisation, Realpanoramatik, Rundbau, Technik, Unterhaltung, visuell, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1987 – Kindergedenkstätte in Yad Vashem

In der von Moshe Safdie entworfenen Kindergedenkstätte in Yad Vashem liegt ein begehbarer, komplett verspiegelter Hauptraum, in dem fünf Kerzen vielfach reflektiert werden und so die mindestens 1,5 Mio. jüngsten Opfer der Shoah symbolisieren. Alle bekannten Namen der ermordeten Kinder werden dort von einem Endlostonband vorgetragen. (Ebenfalls in Yad Vashem befindet sich das sogenannte Partisanen-Panorama, das jedoch keine prägnant panoramatische Struktur aufweist). – Rebecca Rasp

Literatur / Quellen:

  • Gutterman, Bella/Shalev, Avner: Zeugnisse des Holocaust, Göttingen: Wallstein 2006, S. 312

Weblinks:

🖙 Wikipedia
🖙 Außenansicht

Schlagwörter: Ästhetik, auditiv, Bauwerk, Bild, bildvisuell, Denkmal, Diagramm, Didaktik, faktual, geordnet, Gesamtarchiv, Gesamtdiagramm, Gesamtkompendium, Gesamtprojektion, geschlossen, Halbkugel, Hörwerk, Idealpanoramatik, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medieninstallation, offen, Rundbau, schematisch, Skulptur, Speicher, symbolisch, visuell, Zeitensynopse, Zugleichspräsentation

1984 – 360°-Filmsystem Swissorama

Zylindrisches 360°-Filmaufnahme- und -Projektionsverfahren, entwickelt von Ernst A. Heiniger und 1984 uraufgeführt im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern. Es ermöglicht erstmals eine nahtlose Projektion auf eine zylindrische Leinwand und verwendet dafür eine spezielle Fischaugen-Linse an einer 65 mm Kamera, die bei der Aufnahme von einem Plexiglaszylinder umfasst und nach unten gerichtet wird. Durch den Einsatz von nur einer Kamera und einem Filmnegativ können die Aufnahmen direkt auf 70 mm umkopiert werden. Ein runder Frame mit schwarzem Zentrum wird anschließend bei der Vorführung von der Deckenmitte des kreisrunden Kinos durch einen Projektor mit einer identischen Fischaugen-Linse verzerrungsfrei und nahtlos auf die zylindrische Leinwand (60 × 5 m) projiziert. Der erste Film im Swissorama-Verfahren, Impressionen der Schweiz (CH 1984, R: E. A. Heiniger), zeigt bei einer Spiellänge von 20 min eine touristische Reise durch die Schweiz und wird von Musik über 6-Kanal-Stereoton begleitet. – Kaim Bozkurt

Literatur / Quellen:

  • Piccolin, Lucas: „Rundumkinos. Vom Panorama zu 360°-Filmsystemen.“. In: Medienwissenschaft / Hamburg: Berichte und Papiere 78 (2007)
  • Kiessling, Maren: „Domografie. Visuelle Narration im Fulldome“. In: CINEMA 63 (2018), S. 98–112, S. 98–112

Weblinks:

🖙 Rundumkinos. Vom Panorama zu 360°-Filmsystemen.

Schlagwörter: 360°, audiovisuell, Bauwerk, bildvisuell, faktual, fiktional, Film, Gesamtprojektion, geschlossen, Halbkugel, Immersion, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medientechnik, mimetisch, Naturpanorama, Rahmenexpansion, Rundband, Rundbau, Technik, Unterhaltung, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1983 – Valère Novarina, 2587 Figuren aus ‚Le Drame de la vie‘ [Das Drama des Lebens]


Am 5. und 6. Juli zeichnet der französische Autor und Maler Valère Novarina (* 1942 bei Genf) im achteckigen großen Saal des Saint-Nicolas-Turms in der französischen Stadt La Rochelle 24 h lang fast ohne Unterbrechung die 2587 Figuren seines Theaterstücks Le Drame de la vie [dt. Das Drama des Lebens]. Im Jahr darauf erscheint der Text als Buch. Die Bühnenfassung wird 1986 in der Regie des Autors beim Festival von Avignon uraufgeführt, wofür er auch selbst die Kulissen malt. Die szenische Anordnung seiner Zeichen-Performance hatte er bereits 1970 in seinem ersten Theatertext L’Atelier volant [dt. Die fliegende Werkstatt] beschrieben, in dem einer der drei Schauplätze die „Werkstatt“ ist: ein Erdgeschoss, als erste Etage ein horizontal gelegtes Wagenrad, mit Stegen zum Hinaufklettern. Im Saint-Nicolas-Turm stehen nun ein Tisch mit gläserner Tischplatte und ein Stuhl auf dem zentral an der Decke aufgehängten riesigen hölzernen Rad. Am frühen Morgen des 5. Juli erklettert es der Autor schwarz gekleidet in weißen Turnschuhen über ein Podest. Zugegen sind acht hell gekleidete Schauspieler, sechs „Aufhänger“ in weißen Latzhosen, die dunkel gekleidete Spielleiterin sowie der Turmwächter, der den Zugang verschließt. Der Künstler legt den Stapel weißer Papierbögen mit den Namen aller zu zeichnenden Figuren auf den transparenten Tisch, dazu dicke Rotstifte, schwarze Tusche, Zeichenfedern. In den Nischen des runden Außenstegs und im Treppenhaus beginnen die Schauspieler die 2587 Namen zu verlesen, die nach draußen übertragen und zeitgleich über den Radiosender France Culture gesendet werden, während Novarina konzentriert und schweigend, nur unter gelegentlichem Aufstampfen des Fußes, von unten sichtbar zeichnet. Die Spielleiterin sammelt die getrockneten Zeichnungen ein, die von den „Aufhängern“ rundum an den Wänden des kreisförmigen Raumes befestigt werden und sie so zunehmend bedecken. Mit einbrechender Dunkelheit erstrahlt ein Neonschriftzug mit der Zahl 2587 auf der Turmspitze. In den frühen Morgenstunden des folgenden Tages zeichnet Novarina „Adam“ auf das letzte Blatt. Die Zeichnungen werden in der Folge vielfach ausgestellt, etwa 1986 beim Festival von Avignon im „Theologischen Saal“ des Papstpalasts. Eine Auswahl von 100 Zeichnungen wird 1986 als Buch publiziert. Der Katalog der Ausstellung Théâtre des dessins in Barcelona 2010 dokumentiert die Performance mit Fotos und Abbildungen. 2023 erscheint unter dem Titel La Clef des langues [dt. Der Schlüssel der Namen] eine 507-seitige Druckfassung mit 663 Zeichnungen sowie allen Namensaufzählungen aus Novarinas Werken, gefolgt von 500 zitierten Gottesdefinitionen. Die letzte Seite zeigt ein Foto der Zeichenperformance im runden Turmsaal in La Rochelle. – Leopold von Verschuer

Literatur / Quellen:

  • Novarina, Valère: Le Drame de la vie, Paris: P.O.L. 1984
  • Novarina, Valère: 100/2587, einhundert Zeichnungen, Paris/Dijon: Beba/Le Consortium 1986
  • Novarina, Valère: Théâtre de dessins: 2587 personnages et 311 définitions de Dieu, Barcelona: Eumo Editorial / Arts santa Mònica 2010
  • Novarina, Valère: La Clef des langues, Paris: P.O.L. 2023

Weblinks:

🖙 Wikipedia
🖙 offizielle website Valère Novarina

Schlagwörter: (Aus-)Faltung, 360°, Ästhetik, auditiv, Bild, bildvisuell, Buch, Event/Performance, faktual, fiktional, Gemälderundbau, Gesamtkompendium, geschlossen, Großtableau, haptisch, Hörwerk, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medieninstallation, mimetisch, panoramatische Diskursform, Rahmenexpansion, Rundband, Rundbau, schematisch, Skulptur, symbolisch, textuell, Überbreite, visuell, Zeichnung, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation, Zugriffspräsentation

1975 – Michel Foucault, Surveiller et punir

In seinem Werk Surveiller et punir. Naissance de la prison (dt. Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses) beschäftigt sich Michel Foucault mit der Historie von europäischen Strafanstalten und stellt dabei die Frage nach den Machtmodellen und -techniken in den Mittelpunkt, die sich durch die neue bürgerliche Gesellschaft etablierten. Diese untersucht er mit Blick auf die Hypothese eines Bruchs von einer Souveränitäts- hin zu einer Disziplinargesellschaft, den er für das 18. Jahrhundert diagnostiziert und vor allem durch die Automatisierung, Entindividualisierung und die Unabhängigkeit von den jeweils Machtausübenden gekennzeichnet sieht, ferner durch eine Anordnung der Körper im Raum, welche die Individuen transparent mache. Indem sie ständiger Sichtbarkeit unterlägen, internalisierten sie das Machtverhältnis derart, dass es zum Prinzip der eigenen Unterwerfung werde. Dies geschehe vor allem im Rahmen disziplinierender Institutionen (Familie, Schule, Gefängnis, Fabrik etc.), die das sie durchlaufende Individuum normalisierten. Phänotypisch ausgeprägt sieht Foucault diese neue Gesellschaftsformation in Benthams Panopticon-Konzept, dessen „Panoptismus“ er ein eigenes Kapitel widmet. Zentral sei dabei die Uneinsehbarkeit der Macht bei gleichzeitiger permanenter Sichtbarkeit der Individuen: „Das Panopticon ist eine Maschine zur Scheidung des Paares Sehen/Gesehenwerden: im Außenring wird man vollständig gesehen, ohne jemals zu sehen; im Zentralturm sieht man alles, ohne je gesehen zu werden.“ (Foucault, Überwachen und Strafen, S. 259). – Nina Cullmann

Literatur / Quellen:

  • Foucault, Michel: Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses [1975], Frankfurt am Main: Suhrkamp 2012, S. 251–292

Weblinks:

🖙 Deutschlandfunk Kultur 

Schlagwörter: 360°, Allwahrnehmung, Bauwerk, Blicktransparenz, Buch, Didaktik, faktual, Gesamtprojektion, geschlossen, Idealpanoramatik, Inhaltspanoramatik, Konzept/Idee, Organisation, Panorama-Diskurs, Realpanoramatik, Rundband, Rundbau, Text, textuell, Überwachung, Utopie/Dystopie, Wissenschaft, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1972–1989 – Werner Tübke, Bauernkriegspanorama

Die Entstehung des Panoramabildes geht auf den 1972 von der SED-Sekretärin Edith Brandt formulierten Plan zurück, zum 450. Jahrestag des deutschen Bauernkriegs am Schlachtberg in Bad Frankenhausen (Thüringen) ein Panorama nach sowjetischem Vorbild, konkret: des Borodino-Panoramas, einzurichten. Dieses soll unter dem Titel Frühbürgerliche Revolution in Deutschland an das für die DDR-Ideologie wichtige Ereignis erinnern. Der Künstler Werner Tübke wird beauftragt und kann sich einige Freiheiten in der künstlerischen Gestaltung nehmen. Das riesige Rundgemälde im eigens hierfür errichteten Rundbau wird schließlich am 14. September 1989 eröffnet. Tübke weicht vom Panorama des 19. Jahrhunderts sowie vom sowjetischen Vorbild ab: Es gibt weder eine erhöhte Besucherplattform noch ein Faux Terrain, zudem wird kein spezifischer Moment der historischen Schlacht im Rundum- und Überblick gegeben. Stattdessen ist die wimmelbildartige, rund 3000 Figuren fassende Komposition mit mehreren Zonen an frühneuzeitliche Bildstrukturen angelehnt. Parallel- und Zentralperspektive werden kombiniert. So entsteht das Bild eines konfliktreichen Epochenumbruchs, welches mit seiner zyklischen Struktur zugleich die Idee einer Fortschrittsgeschichte infrage stellt. – Clara Wörsdörfer

Literatur / Quellen:

  • Tübke, Werner: „Zur Arbeit am Panoramabild in Bad Frankenhausen (DDR)“. In: Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 42 (1985), H. 4, S. 303–306
  • Tübke, Werner: Reformation – Revolution. Panorama Frankenhausen. Monumentalbild von Werner Tübke, Dresden: Verlag der Kunst 1988
  • Tübke, Werner: Bauernkrieg und Weltgericht. Das Frankenhausener Monumentalbild einer Wendezeit, Leipzig: E.A. Seeman 1995
  • Gillen, Eckhart: „‚One can and should present an artistic vision… of the end of the world‘: Werner Tübke’s Apokalpytic Panorama in Bad Frankenhausen and the End of the German Democratic Republic“. In: Getty Research Journal 3 (2011), S. 96–116.

Weblinks:

🖙 Virtueller Rundgang Panorama Bad Frankenhausen

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bauwerk, Bild, bildvisuell, Denkmal, Didaktik, faktual, fiktional, Gemälde, Gemälderundbau, Gesamtarchiv, Gesamtkompendium, Gesamtprojektion, geschlossen, Medialpanoramatik, mimetisch, Mythos/Religion, Panorama-Diskurs, Rundband, Rundbau, schematisch, symbolisch, Unterhaltung, Utopie/Dystopie, Wimmelbild, Zeitensynopse, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1970 – Karlheinz Stockhausen, Kugelauditorium

Aus Golo Föllmers Erläuterungstext: „Für die Weltausstellung in Osaka im Jahr 1970 baute Deutschland nach künstlerischen Vorstellungen von Karlheinz Stockhausen und einem audiotechnischen Konzept des Elektronischen Studios der TU Berlin den weltweit ersten und bislang einzigartigen kugelförmigen Konzertsaal. Das Publikum saß auf einem schalldurchlässigen Gitterrost etwas unterhalb der Kugelmitte, 50 ringsherum angeordnete Lautsprechergruppen gaben elektroakustische Raumkompositionen […] vollständig dreidimensional wieder. […] Stockhausen gab mit einem hochkarätigen 19-köpfigen Ensemble während der 180-tägigen Ausstellung Live-Konzerte für über eine Million Besucher. […] Die Raumverteilung konnte live anhand einer in Berlin gebauten Sensorkugel auf die 50 Schallquellen gesteuert werden.“ – Johannes Ullmaier

Weblinks:

🖙 Medien Kunst Netz

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, auditiv, Bauwerk, Event/Performance, Gesamtprojektion, geschlossen, Hörwerk, Immersion, Kugel, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medieninstallation, mimetisch, Mythos/Religion, Rahmenexpansion, Rundbau, Technik, Überbreite, Wissenschaft, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1969 – Weltzeituhr am Berliner Alexanderplatz


Zehn Meter hoher Eckzylinder, dessen 24 Rechteck-Kanten je eine Zeitzone repräsentieren und jeweils darin liegende Städte aller Kontinente – insgesamt 146 (Stand 2023) – anzeigen. Innerhalb des Zylinders rotiert als eigentliche Uhranzeige ein Ring, der das Wandern der Stunden(zahlen) durch die Zeitzonen darstellt, sodass jederzeit abzulesen ist, wie spät es auf der Erde wo gerade ist. Darüber ist zudem ein beschleunigt rotierendes Planetarium installiert. Neben dem Ostberliner Fernsehturm prominenteste DDR-Manifestation sozialistischer Welteinheits-, Zukunfts- und Technik-Utopie, bis zum Mauerfall in unvermitteltem Kontrast zu den realen Weltbereisungsmöglichkeiten der Bevölkerung; 1985 und 1997 renoviert und aktualisiert; 2023 in einer klimaaktivistischen Impulshandlung mit Sprühfarbe verunstaltet. – Johannes Ullmaier

Weblinks:

🖙 Wikipedia
🖙 Klima-Protest

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bauwerk, Denkmal, Diagramm, Didaktik, faktual, Fernblick, geordnet, Gesamtdiagramm, Gesamtprojektion, geschlossen, Karte, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medieninstallation, Medientechnik, Moving Panorama, Organisation, Rundband, Rundbau, schematisch, Skulptur, symbolisch, Technik, Text, textuell, Universalchronik, Unterhaltung, Zeitensynopse, Zugleichspräsentation

1967 – IMAX

IMAX wird für die Weltausstellung 1967 in Montreal konzipiert und für die Expo in Osaka 1970 weiterentwickelt. Schnell kann es sich durch Partnerschaften mit Bildungsmuseen und Themenparks einen Platz außerhalb der Weltausstellungen sichern. IMAX zeichnet sich vor allem durch eine überdimensionale Leinwand aus, die eine immersive Filmerfahrung ermöglichen soll. Der erste IMAX-Dome, bei dem die Leinwand das Gesichtsfeld der Zuschauenden vollständig ausfüllt, wird im Jahr 1973 in Toronto eröffnet. Aufgrund der Größe der Leinwand müssen die Filme, die ein Seitenverhältnis von 1,36:1 haben, mit 70-mm-Film realisiert werden. Dabei läuft das Bild horizontal statt vertikal durch spezialisierte Kameras. Ab den 2000er-Jahren wird das Format sukzessive auch für narrative Spielfilme genutzt. Ein Grund ist, dass der Fortschritt in der Digitalisierung seit 2002 erlaubt, prinzipiell jeden Film für IMAX-Kinos zu vergrößern. Heutzutage wird das Format vor allem mit Smart-Hollywood-Blockbustern wie den Filmen Christopher Nolans in Verbindung gebracht. Ein wichtiger Faktor für die Popularisierung der IMAX-Kinos sind Naturdokumentationen, die sogenannten ‚IMAX Earth Films‘ mit ihren typischen Vertikalperspektiven: Blicke von oben durch Luftaufnahmen von Landschaften oder durch Satellitenaufnahmen der Erde. Thematisch wird dabei oft das planetarische Ausmaß der menschengemachten Umweltveränderungen verhandelt und der panoramatische Blick dieser Filme so mit einem ökologischen Problembewusstsein verknüpft. Beispiele für ‚IMAX Earth Films‘ sind Blue Planet (USA 1990, R: B. Burtt) oder A Beautiful Planet (USA 2016, R: T. Myers). – Johannes Noss

Literatur / Quellen:

  • De Luca, Tiago: Planetary Cinema: Film, Media and the Earth, Amsterdam: Amsterdam University Press 2022, S. 73–81
Schlagwörter: Ästhetik, audiovisuell, Bauwerk, bildvisuell, Didaktik, faktual, fiktional, Film, Gesamtprojektion, Großtableau, Immersion, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medientechnik, mimetisch, Naturpanorama, offen, Rahmenexpansion, Rundbau, Technik, Überbreite, Unterhaltung, Zugleichspräsentation