1782 – Eye of Providence


Das in der ägyptischen und christlichen Ikonografie und auf Freimaurer-Wappen vielfach präfigurierte Allsehende Auge gelangt auf die Rückseite des offiziellen Dienstsiegels der USA. Dort thront es auf einer Pyramide, die sich in ähnlichem Baustadium befindet wie Bruegels Babelturm. – Johannes Ullmaier

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🖙 Wikipedia

Schlagwörter: 360°, Allwahrnehmung, Bauwerk, Bild, bildvisuell, Draufblick, Fernblick, Idealpanoramatik, Konzept/Idee, Medialpanoramatik, Mythos/Religion, Organisation, Rundbau, Rundbild, symbolisch, Text, Überwachung, unbegrenzte Allheit, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1781 – Philip James de Loutherbourg, Eidophusikon

Im Februar 1781 eröffnet der Maler Philip James de Loutherbourg am Londoner Leicester Square ein illusionistisches Miniaturtheater, auf dessen ca 1,80 × 2,50 m großer Bühne er „Moving Pictures, representing Phenomena of Nature“ zeigt. „Vor allem wurden transparente Bilder verwendet, denen wechselnd-farbiges Licht Leben einhauchte; eine Vorstellung umfasste ursprünglich wohl fünf Szenen, von denen jede den Ablauf einer Tages- bzw. Nachtzeit und deren Wetter- und Lichtphänomene wiedergab – begleitet von einer mechanischen Geräuschmaschine, die Blitz, Donner, Regen etc. simulierte.“ (Hüningen, Artikel „Eidophusikon“) – Bernd Klöckener

Literatur / Quellen:

  • Hüningen, James zu: „Eidophusikon“. In: Lexikon der Filmbegriffe, https://filmlexikon.uni-kiel.de/doku.php/e:eidophusikon-8197, Datum des Zugriffs: 31.12.2024

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🖙 Filmlexikon

Schlagwörter: Animation, Ästhetik, audiovisuell, Bild, bildvisuell, Blicktransparenz, Event/Performance, geschlossen, haptisch, Immersion, Inhaltspanoramatik, Konzept/Idee, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medieninstallation, Medientechnik, Mikropanoramatik, mimetisch, Moving Panorama, Unterhaltung, visuell, Zentralblickpunkt

1781 – Louis-Sébastien Mercier, Tableau de Paris

Nachdem er 1771 die erzählte Welt mit L’an deux mille quatre cent quarante. Rêve s’il en fut jamais (dt. Das Jahr 2440) pionierhaft in eine utopische Zukunft ausgedehnt hat, dringt Mercier mit seinem Paris-‚Tableau‘ mit ähnlichem Elan panoramatisch in die Breite der eigenen urbanen Epochengegenwart und zeichnet in insgesamt 1049 Abschnitten (in der erweiterten Version von 1788) ein umfassendes Bild des zeitgenössischen Pariser Lebens. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Mercier, Louis-Sébastien: Pariser Nahaufnahmen. Tableau de Paris [1781/88], Frankfurt am Main: Eichborn/Greno 2000

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🖙 Wikipedia Mercier
🖙 Digitalisat Tome 1

Schlagwörter: Ästhetik, Buch, Denkmal, Didaktik, Ekphrasis, faktual, Gesamtkompendium, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, mimetisch, offen, panoramatische Diskursform, panoramatische Erzählung, symbolisch, Text, textuell, Überbreite, Unterhaltung, Zugriffspräsentation

1776 – Horace-Bénédict de Saussure, Vue circulaire des Montagnes

Dieses „erste wissenschaftliche Horizontalpanorama“ (Oettermann, Das Panorama), bei dem also „die Landschaft nicht auf die Innenfläche eines Zylinders, sondern in eine Kreisfläche projiziert“ wird (Solar, Das Panorama und seine Vorentwicklung, S. 20), zeigt den Ausblick vom Gipfel des Buet, den der Schweizer Naturforscher Horace-Benedict de Saussure 1776 bestiegen hatte. Im ersten Band seiner Voyages dans les Alpes (1779) schildert er das Darstellungsproblem, dem er sich anschließend gegenübersah: „Als ich die Beschreibung der unendlich verschiedenen Dinge vollendete, die ich vor Augen hatte, erkannte ich deutlich, daß es mir unmöglich sein würde, meinen Lesern davon eine halbwegs klare Vorstellung zu geben, ohne Zeichnungen hinzuzufügen. Doch bei der Anwendung gewöhnlicher Ansichten hätte es deren eine große Zahl bedurft, und je zahlreicher sie gewesen wären, desto weniger hätten sie die Gesamtheit und Verkettung all dieser Berge wiedergegeben, wie man sie in der Natur sieht.“ Um Abhilfe zu schaffen, habe er eine neuartige Methode entwickelt; dabei „malt der Zeichner seine Objekte genauso, wie er sie sieht, indem er sein Papier in dem Maß dreht, wie er sich selbst dreht, und die, die sich nach seiner Arbeit eine Vorstellung der Dinge machen wollen, die er gezeichnet hat, brauchen sich nur vorzustellen, dass sie im Zentrum der Zeichnung plaziert seien, in der Vorstellung das, was sie über dem Zentrum sehen, zu vergrößern, und, indem sie die Zeichnung drehen, die Revue all ihrer Teile zu machen. So sehen sie nacheinander alle untereinander verbundenen Objekte und absolut so, wie sie sich einem Betrachter darstellen, der auf der Spitze des Berges steht.“ (Zit. nach Oettermann, Das Panorama, S. 28). – Bernd Klöckener

Literatur / Quellen:

  • Solar, Gustav: Das Panorama und seine Vorentwicklung bis zu Hans Conrad Escher von der Linth, Zürich: Orell Füssli 1979
  • Oettermann, Stephan: Das Panorama. Die Geschichte eines Massenmediums, Frankfurt am Main: Syndikat 1980

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Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bild, bildvisuell, Didaktik, Draufblick, faktual, Gesamtprojektion, Karte, Medialpanoramatik, mimetisch, Organisation, Panoramabild, Relief, Rundbild, schematisch, Wissenschaft, Zeichnung, Zugleichspräsentation

1770 – Johann Wolfgang Goethe, Blick vom Münster

Am 4. April 1770 besteigt der junge Goethe den Turm des Straßburger Münsters. Über sein prägendes Panoramaerlebnis berichtet er im zweiten Band seiner Autobiografie Dichtung und Wahrheit (EA 1812): „indem ich das Gebäude eilig bestieg, um nicht den schönen Augenblick einer hohen und heitern Sonne zu versäumen, welche mir das weite, reiche Land auf einmal offenbaren sollte. Und so sah ich denn von der Plattform die schöne Gegend vor mir, in welcher ich eine Zeitlang wohnen und hausen durfte: die ansehnliche Stadt, die weitumherliegenden, mit herrlichen dichten Bäumen besetzten und durchflochtenen Auen, diesen auffallenden Reichtum der Vegetation, der, dem Laufe des Rheins folgend, die Ufer, Inseln und Werder bezeichnet. Nicht weniger mit mannigfaltigem Grün geschmückt ist der von Süden herab sich ziehende flache Grund, welchen die Ill bewässert; selbst westwärts, nach dem Gebirge zu, finden sich manche Niederungen, die einen eben so reizenden Anblick von Wald und Wiesenwuchs gewähren, so wie der nördliche mehr hügelige Teil von unendlichen kleinen Bächen durchschnitten ist, die überall ein schnelles Wachstum begünstigen.“ (Goethe, Dichtung und Wahrheit, S. 345). Auch die dem ersten Umherblicken folgenden Panorama-Beschreibungs- und Reflexions-Passagen sind – bis hin zum Abstieg – phänotypisch für die realpanoramatische Seherfahrung seit der Aufklärung. Goethe sieht und schreibt hier in dem Geist, den man Petrarca später gern anachronistisch zuschrieb. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Goethe, Johann Wolfgang: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Sämtliche Werke. Bd. 14, Frankfurt am Main: Deutscher Klassiker Verlag 1988, S. 345–349
Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bauwerk, bildvisuell, Buch, Denkmal, Didaktik, Draufblick, Ekphrasis, Event/Performance, faktual, Fernblick, Inhaltspanoramatik, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, mimetisch, Naturpanorama, Panorama-Beschreibung, Panorama-Diskurs, Realpanoramatik, Rundbau, symbolisch, Text, textuell, Unterhaltung, Zeitensynopse, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1768–1771 – Encyclopædia Britannica


Über Jahrhunderte hinweg maßgebliche englischsprachige Enzyklopädie; erste Auflage in drei Bänden hrsg. von William Smellie von 1768–1771. Bis 2004 wächst sie auf 75.000 Artikel in 32 Bänden an, erliegt als Print-Tradition aber 2012 der kostenlosen Online-Konkurrenz durch die Wikipedia. – Johannes Ullmaier

Weblinks:

🖙 Wikipedia

Schlagwörter: Bild, bildvisuell, Buch, Diagramm, Didaktik, Enzyklopädie, faktual, geordnet, Gesamtkompendium, Karte, Medialpanoramatik, mimetisch, Organisation, schematisch, Speicher, symbolisch, Tabelle, Technik, Text, textuell, unbegrenzte Allheit, Unterhaltung, Wissenschaft, Zugriffspräsentation

1756 – Giuseppe Vasi, Panoramatische Ansicht der Stadt Rom vom Gianicolo aus


Der Radierer Vasi bietet Touristen in Rom eine majestätische Ansicht der Stadt mitsamt Legende an, die aus zwölf großen Blättern zusammengesetzt ist. Sie zeigt in horizontaler Erstreckung detailliert Gebäude und Straßenzüge, wobei der Aufnahmewinkel schon ungefähr einen Halbkreis beschreibt. Den unteren Abschluss der Ansicht bildet eine fingierte Balustrade mit dem Vers des Dichters Martial „HINC SEPTEM DOMINOS VIDERE MONTES/ET TOTAM LICET AESTIMARE ROMAM“, zu Deutsch: „von hier aus erblickt man die sieben herrschaftlichen Hügel und kann den Anblick von ganz Rom genießen“. Das Werk verbindet die Tradition des Stadtplans in der Vogelschau mit der Panorama-Vedute. Von der Produktion von Veduten lässt sich eine Verbindung bis zu den großen Panoramarundbildern des 19. Jahrhunderts ziehen, die häufig ebenfalls den Rundblick über eine Stadt von einem erhöhten Standpunkt aus simulieren. – Clara Wörsdörfer

Literatur / Quellen:

  • Bätschmann, Oskar: Entfernung der Natur. Landschaftsmalerei 1750–1920, Köln: DuMont 1989, S. 87 f.
  • Weblinks:

    🖙 Vasi, Ansicht der Stadt Rom

Schlagwörter: (Aus-)Faltung, Ästhetik, Bild, bildvisuell, Denkmal, Didaktik, Draufblick, faktual, Fernblick, Gesamtprojektion, Großtableau, Karte, Medialpanoramatik, mimetisch, Panoramabild, Text, textuell, Überbreite, Unterhaltung, Wissenschaft, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1753 – Carte Chronographique / Chronographie, ou Description des tems


Vom Arzt und Universalgelehrten Jacques Barbeu-Dubourg (1709–1779) erfundene Maschine aus Papier und Leim. Mittels zweier Kurbeln kann eine eingespannte Papierbahn von etwa 17 m Länge bewegt und somit der sichtbare Ausschnitt geändert werden. Auf dieser Papierfläche befinden sich 35 ineinander übergehende Kupferdrucke, die synchronoptisch die Ereignisse der Weltgeschichte von Adam und Eva bis 1800, also in die zur Zeit Barbeu-Dubourgs noch ausstehende Zukunft, präsentieren. – Philip Iser

Literatur / Quellen:

  • Schmidt-Burkhardt, Astrit: Die Chronologie-Maschine: Barbeu-Dubourgs Aufbruch in die historiografische Moderne, Berlin: Lukas 2022

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Schlagwörter: (Aus-)Faltung, Ästhetik, Bild, bildvisuell, Buch, Diagramm, Didaktik, Draufblick, faktual, fiktional, FRANKREICH: Geschichtsschreibung, geordnet, Gesamtdiagramm, geschlossen, haptisch, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medientechnik, Moving Panorama, Mythos/Religion, Rahmenexpansion, schematisch, Tabelle, Text, textuell, Universalchronik, WELTGESCHICHTE, Zeitensynopse

1751–1780 – Diderot, Encyclopédie


Im Jahr 1751 erscheint der erste Band der Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers. Denis Diderot und Jean Baptiste le Rond d’Alembert verfassen ihre französischsprachige Enzyklopädie gemeinsam mit 142 Enzyklopädisten aus Kunst, Philosophie und Handwerk. Diderots Ziel ist es, „die auf der Erdoberfläche verstreuten Kenntnisse zu sammeln, um sie den nach uns kommenden Menschen zu überliefern, damit die Arbeit der vergangenen Jahrhunderte nicht nutzlos für die kommenden Jahrhunderte gewesen sei“ (Diderot/d’Alembert, Encyclopédie, S. V, 635). Im Gegensatz zu früheren Enzyklopädien fasst Diderot nicht nur Gelehrtenwissen, sondern auch Alltags- und Praxiswissen zusammen und setzt mit allein elf Tafelbänden auf ausgiebige bildliche Veranschaulichung. 1780 erscheint der letzte, 35. Band. – Sarah Karsten | Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Diderot, Denis/d’Alembert, Jean le Rond: Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers, Berlin: Fines Mundi 2022

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Schlagwörter: Bild, bildvisuell, Buch, Diagramm, Didaktik, Enzyklopädie, faktual, geordnet, Gesamtkompendium, Karte, Medialpanoramatik, mimetisch, Organisation, schematisch, Speicher, symbolisch, Tabelle, Technik, Text, textuell, unbegrenzte Allheit, Unterhaltung, Wissenschaft, Zugriffspräsentation

1731–1754 – Johann Heinrich Zedler, Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste


Mit 64 Bänden (plus 4 Supplementbänden), ca. 284.000 Artikeln und 276.000 Verweisen auf ca. 63.000 zweispaltigen Folioseiten verfolgt das wohl am größten angelegte enzyklopädische Projekt des 18. Jahrhunderts – vor Diderot – den Anspruch, das gesamte verfügbare Wissen alphabetisch aufzureihen und zu versammeln. – Bernd Klöckener

Literatur / Quellen:

  • Schneider, Ulrich Johannes: „Die Konstruktion des allgemeinen Wissens in Zedlers ‚Universal-Lexicon‘“. In: Wissenssicherung, Wissensordnung und Wissensverarbeitung. Das europäische Modell der Enzyklopädien, hg. von Theo Stammen und Wolfgang E. J. Weber, Berlin: Akademie Verlag 2004, S. 81–101

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🖙 Digitalisat
🖙 Wikipedia

Schlagwörter: Bild, bildvisuell, Buch, Diagramm, Didaktik, Enzyklopädie, faktual, geordnet, Gesamtkompendium, Karte, Medialpanoramatik, mimetisch, Organisation, schematisch, Speicher, symbolisch, Tabelle, Technik, Text, textuell, unbegrenzte Allheit, Unterhaltung, Wissenschaft, Zugriffspräsentation