1961 – TV-Magazin Panorama


Am 4. Juni Erstausstrahlung des vom NDR produzierten ersten politischen Fernsehmagazins der BRD, das seinen Namen von einem 1953 in Großbritannien gestarteten TV-Magazin übernimmt. Anfangs bleibt es in seiner Beitragsgestaltung deutlich im Print-Journalismus verankert, knüpft dort allerdings weniger an die „Panorama“-Rubrik im Sinne von ‚Allerlei aus aller Welt‘ an als an der Tradition kritisch-investigativer Gesellschafts- und Polit-Reportagen, für die klassisch etwa Egon Erwin Kisch steht. – Johannes Ullmaier

Weblinks:

🖙 Wikipedia
🖙

Schlagwörter: audiovisuell, bildvisuell, Didaktik, faktual, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, mimetisch, offen, Organisation, symbolisch, Unterhaltung

1961 – Buckminster Fuller, World Game

Ursprünglich als Inhalt für Fullers bekannteste geodätische Kuppel – den für die Weltausstellung in Montreal 1967 realisierten Dome – gedacht, dort aber abgelehnt, gelangt die schon zuvor entwickelte Spielidee zur Einübung gesamtweltperspektivischer und kooperativer Problemlösungsstrategien (als Alternative zu den paranoiden Nullsummenspielen des Kalten Krieges) erst in den Folgejahren an verschiedenen Orten und in wechselnden Formaten zur Realisation. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Krausse, Joachim/Lichtenstein, Claude: Your Private Sky. R. Buckminster Fuller. Design als Kunst einer Wissenschaft, Zürich: Lars Müller 1999, S. 422–433, 464–499

Weblinks:

🖙 Wikipedia World Game
🖙 Wikipedia Montreal Biosphere

Schlagwörter: auditiv, Bild, bildvisuell, Diagramm, Didaktik, Draufblick, Event/Performance, faktual, fiktional, geordnet, Gesamtdiagramm, Gesamtprojektion, haptisch, Karte, Konzept/Idee, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medieninstallation, mimetisch, offen, Organisation, schematisch, symbolisch, Tabelle, Technik, Text, textuell, Überwachung, Unterhaltung, Utopie/Dystopie, Wissenschaft, Zugleichspräsentation, Zugriffspräsentation

1960 – John Lautner, Panorama-Turm-Häuser


Serie von architektonischen Realisationen in unmittelbarer Barker-Panorama-Tradition: Auftakt 1960 die Malin Residence (Chemisphere), ein Wohn- und Party-Ufo im kalifornischen Fernando Valley; ähnlich spektakulär das Elrod House (1968) und die Arango Residence (1973). – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Borges, Sofia (Hg.): The Tale of Tomorrow. Utopian Architecture in the Modernist Realm, Berlin: Die Gestalten 2016, S. 148–167

Weblinks:

🖙 Wikipedia Malin Residence

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bauwerk, Blicktransparenz, Fernblick, haptisch, Medialpanoramatik, Naturpanorama, Organisation, Realpanoramatik, Rundband, Rundbau, Technik, Überwachung, visuell, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1960 – Ted Nelson, Xanadu

Indirekt wirkmächtiges Digital-Konzept zur Kombination der Ideen einer Universalbibliothek (wie in Alexandria) bzw. Universalbibliografie (wie im Mundaneum) mit der einer variablen Zugriffsregistratur (wie Memex). Damit bildet es eine nahe, aber komplexer angelegte Vorstufe der Hypertext-Struktur des Internets. Vor allem gibt es in Nelsons „Docuverse“ noch feste Zitier- und transparente Verlinkungsregeln, ferner Vorkehrungen gegen Plagiate sowie die Idee einer Vergütung für geistige Urheberschaft. All das wurde bei der Einrichtung der Hyperlink-Struktur des Internets pragmatisch eingespart, mit gravierend ambivalenten Folgen für die menschliche Kulturentwicklung. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Nelson, Ted: Literary Machines, Sausalito, California: Mindful Press 1993

Weblinks:

🖙 Wikipedia
🖙 Animation Arango Rsidence

Schlagwörter: Bild, Diagramm, Didaktik, faktual, geordnet, Gesamtarchiv, Gesamtdiagramm, Gesamtkompendium, Idealpanoramatik, Karte, Konzept/Idee, Medialpanoramatik, Medientechnik, offen, Organisation, schematisch, Speicher, symbolisch, Tabelle, Technik, Text, textuell, Überwachung, unbegrenzte Allheit, Unterhaltung, Utopie/Dystopie, Wissenschaft, Zugriffspräsentation

1959 – Tom Lehrer, The Elements

In kaum anderthalb Minuten zählt der Harvard-Mathematiker und Klavier-Kabarettist Tom Lehrer (1928–2025) in seinem Lied The Elements (musikalisch eine Adaption des Major-General’s Songs von Gilbert and Sullivan) sämtliche chemischen Grundstoffe auf, die zum damaligen Zeitpunkt im Periodensystem der Elemente erfasst sind – eine spielerische Symbiose von Musik, Artistik, Wissenschaft und Unterhaltung. Obwohl sich Lehrer bei seiner Aufzählung nicht an die strukturierende Systemordnung nach aufsteigender Kernladung hält, sondern die Elemente(nnamen) eher nach metrischen Gesichtspunkten gruppiert und dabei bevorzugt Alliterationen häuft („…praseodymium and platinum, plutonium, / Palladium, promethium, potassium, polonium,/ And tantalum, technetium, titanium, tellurium, / And cadmium and calcium and chromium and curium…“), gewinnt sein mnemotechnischer Marathon und artikulatorischer Sprint zur Vollständigkeit aller Materie in der rasenden Verdichtung gleichermaßen komische wie – zumindest potentiell – didaktische Prägnanz. Denn obwohl das ‚alles viel zu schnell geht‘, wird es so doch besser merkbar.

Dass der Anspruch auf Vollständigkeit – wie bei allen realitätsbezogenen Allerfassungen – durch die Entdeckung neuer Elemente konterkariert werden kann, wird von Lehrer in späteren Versionen des (auf dem 1959er-Album An Evening Wasted With Tom Lehrer erstmals erschienenen) Stücks selbst pointiert: In seiner Kopenhagener Performance von 1967 unterbricht er (ca. ab Min. 1.00) den Fluss und fügt gesprochen ein: „A new one was dicovered, since the song was written, it is called Laurencium“ – um die Temporalität der menschlichen Materieauffassung nach Abschluss des Lieds in einem Mikro-Nachspiel auch zur anderen Seite der Historie hin zu spiegeln: „You may be interested to know that there is an older, much earlier version of hat song, which is due to Aristotle, and which goes like this: There’s earth and air and fire and water.“ – Lena-Maria Weiß / Johannes Ullmaier

Weblinks:

🖙 Discogs-Eintrag zur LP-Veröffentlichung
🖙 Perfomance (1967)

Schlagwörter: auditiv, Didaktik, Event/Performance, faktual, Gesamtarchiv, Gesamtkompendium, Hörwerk, Inhaltspanoramatik, Konzept/Idee, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Mikropanoramtik, schematisch, Speicher, Text, textuell, Unterhaltung, Wissenschaft

1958 – André Waterkeyn, Atomium


Das Brüsseler Wahrzeichen zur Weltausstellung 1958 beherbergt als von innen begehbare Kugelkonstruktion in der obersten Kugel ein Kugelpanorama-Restaurant mit entsprechend rundem Ausblick. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Borges, Sofia (Hg.): The Tale of Tomorrow. Utopian Architecture in the Modernist Realm, Berlin: Die Gestalten 2016, S. 118–123

Weblinks:

🖙 Wikipedia
🖙 Panoramaebene Atomium

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bauwerk, Denkmal, Diagramm, Didaktik, Fernblick, Gesamtprojektion, Kugel, Medialpanoramatik, Medieninstallation, Realpanoramatik, Rundbau, Technik, Unterhaltung, visuell, Zugleichspräsentation

1958 – Kuppel-Kino Cinetarium

Von Adalbert Baltes auf der Photokina Messe in Köln präsentierter Prototyp eines hemisphärischen Kuppel-Kinos mit 7 m Durchmesser und Platz für 45 Personen. Mittig innerhalb der Kuppel projiziert ein senkrecht nach oben gerichteter Projektor das Filmbild auf eine hängende Spiegelkugel, welche es rundherum auf die kuppelförmige Leinwand reflektiert. Bei der Aufnahme wiederum filmt die Kamera eine ebenfalls senkrecht über ihr angebrachte, h ängende Spiegelkugel. Die Unterseite der Kugel ist schwarz abgedeckt. Der entstandene Frame enthält zudem ein schwarzes Zentrum, um die Kamera im Spiegelbild der Kugel zu verdecken. Das Konzept des Cinetariums wird bis 1967 von Phillippe Jaulmes für sein PANRAMA-System adaptiert. Es projiziert mit einem Spiegelsystem in eine um 30° geneigte hemisphärische Kuppel. Auf drehbaren Sitzen kann das Publikum vor allem experimentelle und animierte Filme sehen. In seiner Kuppelkonzeption erinnert es an Projektionsplanetarien wie das im Deutschen Museum in München. – Kaim Bozkurt

Literatur / Quellen:

  • Reissmann, Volker: „Ein Visionär auf dem Weg zur totalen Immersion: Adalbert Baltes“. In: Hamburger Flimmern 13 (2007), S. 17–21
  • Jaulmes 1967 ((fehlt in der Bibliografie))

Weblinks:

🖙 Wikipedia Baltes

Schlagwörter: Ästhetik, audiovisuell, bildvisuell, Film, geschlossen, Halbkugel, Immersion, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medientechnik, mimetisch, Rundbau, Technik, Unterhaltung, Zugleichspräsentation

1957 – Noam Chomsky, Generative Transformationsgrammatik

Die Generative Transformationsgrammatik von Noam Chomsky bildet den bis heute bekanntesten und wirkungsreichsten modernen Versuch einer Universalgrammatik. Auf Basis genereller Regelannahmen wird ein abstraktes, ihrem theoretischen Postulat zufolge für alle menschlichen Sprachen gültiges Generierungsschema ausgewiesen, das beschreibt, wie Wörter und Phrasen kombiniert und komplexe Sätze gebildet, analysiert und verstanden werden können. Aus diesen universellen Prinzipien der Spracherzeugung heraus sollen die Strukturen und Regeln für alle einzelnen historisch evolvierten (und ferner evolvierenden) Sprachen weltweit, ob natürlich oder künstlich, transformativ hergeleitet werden können. An der Berechtigung dieses theoretischen Allerfassungsanspruchs sind seither aus verschiedenen Richtungen massive Zweifel laut worden. – Hannah Bartölke | Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Chomsky, Noam: Syntactic Structures, Den Haag: Mouton 1957

Weblinks:

🖙 Wikipedia – Universalgrammatik 

Schlagwörter: Diagramm, faktual, Gesamtdiagramm, Idealpanoramatik, Konzept/Idee, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, offen, schematisch, symbolisch, Text, textuell, unbegrenzte Allheit, Wissenschaft, Zugriffspräsentation

1957 – Stereophonie, Compatible Stereophonic Demonstration Record

Nach zahlreichen Vorbereitungen in der Mikrophonaufnahme-, Tonstudio- und Militärtechnik erscheint mit der von Sydney Fry produzierten Compatible Stereophonic Demonstration Record im November die erste stereophone Langspielplatte. Sie enthält auf einer Seite Dixieland-Jazz und auf der anderen Eisenbahngeräusche. Aufgrund der schleppenden Verbreitung passender Abspielgeräte dauert es allerdings noch bis Ende der 1960er-Jahre, bis sich ’stereo‘ als Audioformat allgemein durchsetzt. Seither bestimmt es – trotz immer weiterer panoramatischer Klangraum-Ausdehnungs-Verheißungen wie Quadro- und Oktophonie, Dolby Surround etc. – weithin den Audio-Panorama-Standard. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Alexander, Robert Charles: The Inventor of Stereo: The life and works of Alan Dower Blumlein, Oxford: Taylor and Francis 2000
  • Ouzounian, Gascia: Stereophonica, Cambridge, MA: MIT 2020

Weblinks:

🖙 Discogs
🖙 Wikipedia

Schlagwörter: Ästhetik, auditiv, Gesamtprojektion, Hörwerk, Immersion, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medientechnik, mimetisch, offen, Rahmenexpansion, Technik, Unterhaltung, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation