2021 – Rébecca Dautremer, Eine winzig kleine Sekunde

Großformatiges Buch, das die ‚Geschichte einer einzigen Sekunde‘ erzählen möchte. Anhand von 100 Figuren, die sich über ein mehr als 2 m breites Ausklapp-Tableau verteilen und deren je aktuelle Lage im Beibuch jeweils in einem kurzen Abschnitt beschrieben wird, entfaltet sich das Panorama einer augenblicklichen Geschehnislage. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Dautremer, Rébecca: Eine winzig kleine Sekunde, Berlin: Insel 2022
Schlagwörter: (Aus-)Faltung, Ästhetik, Bild, bildvisuell, Buch, Draufblick, Ekphrasis, fiktional, Gemälde, geordnet, Gesamtprojektion, Großtableau, Laufpräsentation, Leporello, Medialpanoramatik, Mikropanoramatik, mimetisch, Panorama-Beschreibung, Panorama-Diskurs, Panoramabild, panoramatische Erzählung, Rahmenexpansion, schematisch, Text, textuell, Überbreite, Universalchronik, Unterhaltung, Wimmelbild, Zeitensynopse, Zugleichspräsentation

2020 – Kathrin Röggla, Bauernkriegspanorama

Der Sieger-Essay des hochdotierten Wortmeldungen-Literaturpreises von 2020 nimmt seinen Ausgang von Werner Tübkes Bauernkriegspanorama in Bad Frankenhausen. Auf dessen Folie entwirft der Text seinerseits ein imaginatives Gegenwartspanorama, in dem Rechtspopulismus, Extremismus, soziale Spaltungen und Social Media reflektiert werden. Röggla betont die Rolle der betrachtenden Instanz und ‚verzeitlicht‘ das räumliche Kunstwerk durch die Erzählung der Wahrnehmungsvorgänge. Die Vorlage wird so mehrfach überschrieben. – Anne-Sophie Lohwasser

Literatur / Quellen:

  • Röggla, Kathrin: Bauernkriegspanorama, Berlin: Verbrecher Verlag 2020

Weblinks:

🖙 Text

Schlagwörter: Ästhetik, Buch, Denkmal, Didaktik, Ekphrasis, faktual, fiktional, Gemälde, Gemälderundbau, Gesamtprojektion, Inhaltspanoramatik, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, offen, Panorama-Beschreibung, Panorama-Diskurs, Panoramabild, panoramatische Diskursform, panoramatische Erzählung, Rundband, Rundbau, symbolisch, Text, textuell, Unterhaltung, Utopie/Dystopie, Wimmelbild, Zeitensynopse

1997 – Hans Ulrich Gumbrecht, 1926. Ein Jahr am Rand der Zeit

Im englischen Original unter dem Titel In 1926. Living at the Edge of Time erschienen, unternimmt das breite Materialkompendium eine dezidiert anti-chronikalische, stattdessen über „Dispositive“ bzw. „Codes“ strukturierte Gesamtregistratur des (absichtsvoll nicht prominent gewählten) Jahres 1926. Laut Klappentext entwirft es so „ein Panorama von synchronen Alltagsphänomenen der Zwischenkriegszeit wie Jazz, Boxen, Eisenbahnen, Mumien oder Stierkampf und läßt den Leser anhand von Querverweisen die ‚Gemeinsamkeiten der Gleichzeitigkeit‘ des Jahres 1926 erkunden.“ Ein Proto-Hypertext im Buchformat, zudem als frühes ‚Jahresbuch‘ im deutschsprachigen Raum mittelbar genrebildend. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Gumbrecht, Hans Ulrich: 1926. Ein Jahr am Rand der Zeit [1997], Frankfurt am Main: Suhrkamp 2001
Schlagwörter: Buch, Denkmal, Didaktik, Ekphrasis, faktual, Gesamtdiagramm, Gesamtprojektion, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, offen, Organisation, Panorama-Diskurs, panoramatische Diskursform, panoramatische Erzählung, schematisch, symbolisch, Technik, Text, textuell, Unterhaltung, Wimmelbild, Wissenschaft, Zugriffspräsentation

1993 – Randy Rogel, Yakko’s World im Cartoon Animaniacs

Das Lied Yakko’s World  ist ein Versuch, alle Länder der Welt aufzuzählen. Die Cartoon-Figur Yakko, der Rob Paulsen im Englischen die Stimme leiht, singt in unter zwei Minuten vier Strophen, deren Text beinahe ausschließlich aus Ländernamen besteht. Die restlichen Worte dienen primär der Einhaltung des Rhythmus, liefern jedoch stellenweise sogar kurze Informationsschnipsel zu den genannten Ländern mit – so beispielsweise der Vers „And Germany, now in one piece“, der auf die zum Veröffentlichungszeitpunkt erst kürzlich erfolgte deutsche Wiedervereinigung verweist. Das Lied stellt die Namen größtenteils nach Kontinenten geordnet vor und wird im Cartoon von Yakko anhand einer Weltkarte veranschaulicht. Problematisch ist die kaum vermeidliche Verjährung dieser medialen All-Erfassung: Alte Staaten lösen sich auf, neue entstehen. So verliert der Liedext im Laufe der Zeit (so wie zuvor schon Tom Lehrers Periodentafel-Komplett-Aufzählung The Elements) seinen panoramatischen Komplettheitsanspruch. Um dem entgegenzuwirken, wird der Text Jahre nach seinem Erscheinen von Rogel überarbeitet und eine weitere Strophe hinzugefügt. Das grundsätzliche Problem ist damit nicht beseitigt, aber aufgeschoben. Um sie weiter aktuell zu halten, muss Yakko seine Welt konstant beobachten. – Annika Bäurer

Weblinks:

🖙 Warnerbros Fandom Wiki
🖙 Looneytunes Wiki

Schlagwörter: Animation, audiovisuell, auditiv, bildvisuell, Didaktik, Draufblick, Ekphrasis, faktual, Fernblick, fiktional, Gesamtprojektion, geschlossen, Idealpanoramatik, Inhaltspanoramatik, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Panorama-Beschreibung, Realpanoramatik, schematisch, Speicher, symbolisch, Text, textuell, Unterhaltung, visuell, Weltkarte

ca. 1980 – Michel De Certeau, Blick vom World Trade Center

In seiner Kunst des Handelns beschreibt De Certeau den vom World Trade Center aus über New York City schweifenden Blick als Lektüreprozess: „Der Betrachter kann hier in einem Universum lesen, das höchste Lust hervorruft“, nämlich die, „diesen maßlosesten aller menschlichen Texte zu ‚überschauen‘, zu überragen und in Gänze aufzufassen.“ Dabei nehme der Betrachter eine quasi-göttliche, Ikarus-gleiche Position ein, wie sie die Malerei vorweggenommen habe: „Der Wille, die Stadt zu sehen, ist den Möglichkeiten seiner Erfüllung vorausgeeilt. Die Malerei des Mittelalters und der Renaissance zeigte die Stadt aus der Perspektive eines Auges, das es damals noch gar nicht gab. Die Maler erfanden gleichzeitig das Überfliegen der Stadt und den Panoramablick, der dadurch möglich wurde. Bereits diese Fiktion verwandelte den mittelalterlichen Betrachter in ein himmlisches Auge. Sie schuf Götter.“ (De Certeau, Kunst des Handelns, S. 179–182). – Bernd Klöckener

Literatur / Quellen:

  • De Certeau, Michel: Kunst des Handelns, Berlin: Merve 1988
  • Reiffers, Moritz: Das Ganze im Blick, Bielefeld: transcript 2013, S. 9–12
Schlagwörter: Allwahrnehmung, Ästhetik, Bauwerk, Didaktik, Draufblick, Ekphrasis, faktual, Fernblick, Gesamtprojektion, Inhaltspanoramatik, Medialpanoramatik, Mythos/Religion, Panorama-Diskurs, Realpanoramatik, symbolisch, Text, textuell, unbegrenzte Allheit, Utopie/Dystopie, visuell, Wissenschaft, Zugleichspräsentation

1976 – Peter Handke, Notizbücher / Das Gewicht der Welt

Dass Autoren Einfälle, Beobachtungen und Formulierungen in mitgeführten Kladden festhalten, um sie in ihre Werke einzuarbeiten, ist nicht ungewöhnlich. Auch Peter Handke tut das früh. Um Mitte der 1970er-Jahre intensiviert und autonomisiert sich dieses Aufschreiben bei ihm jedoch zu einem tagtäglichen Mitschreiben der eigenen Welterfahrungsspur, was sich als perzeptive Einstellung fortan verstetigt und im einzelnen Notat verdichtet. Ab März 1976 begreift er diesen Schreibpfad selbst als genuines und zentrales Werk, „mein persönliches Epos“ (Handke, Das Gewicht der Welt, S. NB12, 44). Bis 2025 füllt es weit über zweihundert umfängliche Notizbücher. Im Juni 2024 werden die ersten 21 davon, die den Zeitraum von März 1976 bis November 1979 umfassen, als Online-Edition veröffentlicht. Im Weiteren sollen zunächst die folgenden 26 (1979–1986) der 75 bis zum Juli 1990 entstandenen Bucheinheiten jeweils sowohl in ihrer handschriftlichen Originalgestalt als auch transkribiert und kommentiert zugänglich werden, letztlich aber alle dieser (bis heute fortgeführten) Aufzeichnungen. Aus der Chronik der laufenden Berührung von umgebender und innerer Wirklichkeit, von Augen, Kopf und Körper, Hand, Stift, Blatt und Buch erwächst eine dichte „Reportage“ von Bewusstseins-Ereignissen aller Art (Handke, Das Gewicht der Welt, S. 6), in deren – am Anfang so privater wie am Ende weltweit öffentlicher – Form der Literaturnobelpreisträger von 2019 Das Gewicht der Welt erfährt. Unter letzterem Titel und dem Untertitel Ein Journal (November 1975 – März 1977) erscheint 1977 bereits ein erstes Buch, das diese Schreibpraxis publik macht und den Übergang vom Werknotizkompendium zum Weltregistraturmedium markiert. Neben autonomen Notaten und Alltagsprotokollen, etwa von einem Aufenthalt im Krankenhaus, enthält es zugleich Arbeitsjournal-Vermerke für die 1976 erschienene und im Jahr darauf verfilmte Erzählung Die linkshändige Frau. Spätere Journal-Buchpublikationen wie Die Geschichte des Bleistifts (1982), Phantasien der Wiederholung (1983), Am Felsfenster morgens (1998), Gestern unterwegs (2005), Ein Jahr aus der Nacht gesprochen (2010) und Vor der Baumschattenwand nachts (2016) gehören dem Notizsektor von vornherein zu und bilden in der Werkausgabe von 2018 folgerichtig eine eigene Sektion, der auch die anschließend noch erschienenen Innere Dialoge an den Rändern. 2016–2021 (Handke, Innere Dialoge) zuzuzählen wären. Zwar enthalten auch diese gedruckten Notizensammlungen weiterhin Werknotizen, allerdings nun eingebettet in den großen Strom. Dass sie weder in Material noch Form mit den zugrundeliegenden Notizbüchern identisch sind, zeigt sich eindrücklich im Abgleich mit der Printpublikation eines der Originalhefte (Handke, Die Zeit und die Räume) parallel zu deren Online-Präsentation. – Katharina Pektor / Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Handke, Peter: Das Gewicht der Welt. Ein Journal (November 1975 – März 1977), Salzburg: Residenz 1977
  • Handke, Peter: Journale. 3 Bde., Berlin: Suhrkamp 2018
  • Handke, Peter: Innere Dialoge an den Rändern. 2016–2021, Salzburg/Wien: Jung und Jung 2022
  • Handke, Peter: Die Zeit und die Räume. Notizbuch 24. April – 26. August 1978, Berlin: Suhrkamp 2022
  • Pektor, Katharina: „Leuchtende Fragmente. Über Peter Handkes Notizbücher und Journale“. In: „Das Wort sei gewagt“. Ein Symposium zum Werk von Peter Handke, hg. von Attila Bombitz und Katharina Pektor, Wien: Praesens 2019, S. 253–287

Weblinks:

🖙 Homepage Notizbuch-Edition
🖙 Homepage zu Peter Handke

Schlagwörter: Ästhetik, Buch, Ekphrasis, faktual, fiktional, geordnet, Gesamtarchiv, Gesamtdiagramm, Gesamtkompendium, Gesamtprojektion, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medientechnik, Mikropanoramatik, mimetisch, offen, panoramatische Diskursform, Speicher, symbolisch, Text, textuell, Universalchronik, Zeitensynopse, Zugleichspräsentation

1974 – Hubert Fichte, Geschichte der Empfindlichkeit

Nach der Veröffentlichung des letzten seiner vier Romane über die eigene Kindheit und Jugend (Versuch über die Pubertät, 1974) erweitert der Autor seine Wahrnehmungs- und Schreibbewegung in mehreren großen Schritten zu einer weltausgreifenden Erkundung. Dafür setzt er auch in der eigenen Werkorganisation einen formalen Schnitt: Die neu konzipierte und dann bis zu seinem Tod im Jahr 1986 ausgearbeitete Geschichte der Empfindlichkeit ist ein über alle Gattungs- und Genregrenzen hinausweisendes, barockes, globales Megapoem, angelegt auf neunzehn Bände, von denen posthum siebzehn erschienen sind. Fichtes Versuch, Synkretismus, Bisexualität und Reisebewegung als zusammenhängende ästhetische Form und Praxis zu zeichnen, mündet in ein gigantisches ästhetisches Forschungsgeflecht, das sich quer über die Kontinente erstreckt und örtliche Gesten und Riten als meist subversive Überlebenspraxis einer vielerorts faszinierend kreativen und diversen, doch überall auch vom gewaltvollen Zusammenwirken von Kolonialismus, Patriachat und Kapitalismus geprägten Gesellschaft zusammensehen und im Kontext der sozialen Gefüge verorten will. Dabei verwendet Fichte ausgiebig das Stilmittel der Litanei, eine ursprünglich religiöse Aufzählungsroutine des Welt- und Gotteslobs, die hier oft die Funktion eines panoramatischen Umherzeigens erhält, immer verbunden mit der ästhetischen Figur des Kontrasts. Ausgangspunkt der einzelnen Bände sind – anfangs noch in Hamburg, dann aber über Portugal bis nach Afrika und Südamerika reichend – die unzähligen Reisebewegungen des Schriftstellers zusammen mit seiner Lebensgefährtin, der Fotografin Leonore Mau, die Fichtes Schriftgeschichte um ein – teils noch zu Fichtes Lebzeiten erschienenes – fotovisuelles Komplement (Petersilie, 1980; Xango, 1984; Psyche, 2006) erweitert. Auch die traditionellen Grenzen individueller bürgerlicher Autorschaft geraten so ins Fließen. Im selben Kosmos entstehen in Kooperation mit Peter Michel Ladiges (der selbst 20.000 Kartoffelkochrezepte aus der ganzen Welt gesammelt haben soll) zudem zahlreiche Werke für das Radio. – Kathrin Röggla

Literatur / Quellen:

  • Fichte, Hubert: Versuch über die Pubertät, Frankfurt a.M.: Fischer 1974
  • Fichte, Hubert: Die Geschichte der Empfindlichkeit, 17 Bde., Frankfurt a.M.: Fischer 1987
  • Mau, Leonore/Fichte, Hubert: Petersilie. Die afroamerikanischen Religionen IV. Santo Domingo, Venezuela, Miami, Grenada, Frankfurt a.M.: Fischer 1980
  • Fichte, Hubert/Mau, Leonore: Xango, Bd. I, Frankfurt a.M.: Fischer 1984
  • Mau, Leonore: Psyche. Annäherung an die Geisteskranken in Afrika, Frankfurt a.M.: Fischer 2005
  • Mau, Leonore/Fichte, Hubert: Die Kinder Herodots. Ein Buch, Frankfurt a.M.: Fischer 2006
  • Fisch, Michael: Verwörterung der Welt. Über die Bedeutung des Reisens für Leben und Werk von Hubert Fichte. Orte – Zeiten – Begriffe, Aachen: Rimbaud 2000

Weblinks:

🖙 Wikipedia
🖙 Art-Bag-Beitrag

Schlagwörter: Ästhetik, auditiv, bildvisuell, Buch, Ekphrasis, faktual, fiktional, Foto, Gesamtarchiv, Gesamtkompendium, Hörwerk, Konzept/Idee, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, mimetisch, offen, panoramatische Diskursform, Rahmenexpansion, Speicher, symbolisch, Text, textuell

1968 – Roland Barthes, L’Effet de Réel

Theoretischer Bezugspunkt für die Tendenz und Notwendigkeit sinn-redundanter Real-Überschüsse in panoramatischen Medienillusionen: In diesem Aufsatz beleuchtet Barthes (anknüpfend an seinen ein Jahr zuvor erschienenen Essay Le discours de l’histore, in dem er den Begriff erstmals verwendet hat) literarische Verfahren, mit denen Texte einen „Wirklichkeits-“ oder „Realitätseffekt“ erzeugen können. Entscheidend sind dabei die für den Plot bzw. eine strukturale Textanalyse funktionslosen und insofern scheinbar „überflüssigen Details“. Barthes diskutiert sie vor dem Hintergrund der antiken Rhetorik und stellt sie in die Tradition der epideiktischen Rede bzw. der Ekphrasis und Hypotypose, die jedoch in solchen Texten mit „‚realistischen‘ Imperativen“ verschränkt seien: „Die nicht weiter zerlegbaren Reste der funktionalen Analyse haben eines gemein: Sie denotieren, was man gemeinhin als die ‚konkrete Wirklichkeit‘ bezeichnet (kleine Gesten, flüchtige Haltungen, unbedeutende Gegenstände, redundante Worte). Die bloße ‚Darstellung‘ des ‚Wirklichen‘, die nackte Schilderung des ‚Seienden‘ (oder Gewesenen) erscheint somit als ein Widerstand gegen den Sinn; dieser Widerstand bestätigt den großen mythischen Gegensatz zwischen dem Erlebten (dem Lebenden) und dem Erkennbaren […].“ Das Maximierung von Realitätseffekten markiert den einen Pol medialpanoramatischer Wirklichkeitsrepräsentation, dessen Gegenpol die semantische Optimierung per Abstraktion (zur Karte, Tabelle, Formel) bildet. – Bernd Klöckener

Literatur / Quellen:

  • Barthes, Roland: „L’effet de réel“. In: Communications 11 (1968), S. 84–89

Weblinks:

🖙 Digitalisat
🖙 Digitalisat der dt. Übersetzung

Schlagwörter: Ästhetik, Didaktik, Ekphrasis, faktual, fiktional, Gesamtprojektion, Immersion, Konzept/Idee, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, mimetisch, schematisch, symbolisch, Text, textuell, Unterhaltung, Wissenschaft

1968 – H. G. Adler, Panorama-Roman

Der österreichische Historiker und Schriftsteller H.G. Adler (1910–1988), gemeinhin vor allem als früher Dokumentarist des Theresienstädter Konzentrationslagers gewürdigt, überlebt als einziger seiner Angehörigen die deutsche Judenvernichtung. Weniger bekannt, aber (unter anderem) in panoramatischer Hinsicht signifikant ist sein autobiografischer Roman Panorama. In der Einleitung formal explizit aus der Ambivalenz der (Kaiser-)Panorama-Erfahrung von visuellem wie existenziellem Ein- und zugleich Ausgeschlossensein hergeleitet, präsentiert das Werk in zehn querschnitthaften Rundumblick-Bewegungen, die (statt Kapitel) „Bilder“ heißen, markante Lebensstationen seines Alter Egos Josef von der Kindheit bis zu den Erfahrungen im Nazi-Konzentrationslager und der Ankunft in London. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Adler, H. G.: Panorama. Roman in zehn Bildern [1948/1968], Wien: Zsolnay 2010
  • Filkins, Peter: H. G. Adler. A life in many worlds, Oxford: Oxford University Press 2019
  • Neubauer-Petzoldt, Ruth: „Panoramatisches Erzählen in der Moderne“. In: Raumlektüren. Der Spatial Turn und die Literatur der Moderne, hg. von Tim Mehigan und Alan Corkhill, Bielefeld: transcript Verlag 2013, S. 297–316

Weblinks:

🖙 Wikipedia Autoreintrag

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Buch, Denkmal, Didaktik, Ekphrasis, faktual, fiktional, geordnet, Gesamtdiagramm, Gesamtprojektion, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, offen, Panorama-Beschreibung, Panorama-Diskurs, panoramatische Diskursform, panoramatische Erzählung, Speicher, symbolisch, Text, textuell, Universalchronik, Zugleichspräsentation

1937 – Friedo Lampe, Septembergewitter

Erzähltechnisch sowohl nach traditionellen wie modernistischen Standards ungewöhnlicher Roman, dessen Hauptgeschehen aus der Perspektive eines den eigentlichen Handlungsort überschwebenden Ballons gerahmt wird. Gleichwohl bleibt dessen Draufsicht gegenüber den zentralen Verwicklungen ‚da unten‘ völlig außen vor: Aus der Gondel sieht man ‚alles‘ – und doch nichts von dem, worum es auf dem Boden und im Grunde geht. Auch in der Haupthandlung entfaltet die Darstellung stark erzählpanoramatische, hier konkret ekphrastische und episodische Züge. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Lampe, Friedo: Septembergewitter [1937], Göttingen: Wallstein 2001

Weblinks:

🖙 Kurzcharakterisierung DLF
🖙 Friedo Lampe Wikipedia

Schlagwörter: Ästhetik, Buch, Draufblick, Ekphrasis, Fernblick, fiktional, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, offen, Panorama-Beschreibung, Panoramaflug, panoramatische Erzählung, Rahmenexpansion, symbolisch, Text, textuell, Überbreite, Unterhaltung, Zugleichspräsentation