1886 – Imperial Federation Map of the World Showing the Extent of the British Empire in 1886


Das British Empire auf dem Höhepunkt seiner Geltung als Weltmacht: „Karten wie die Imperial Federation Map sind erfüllt von einem europäischen Sendungsbewusstsein und dem daraus abgeleiteten universalen Machtanspruch. Gerade als Weltkarte macht sie deutlich, dass es im Verhältnis der europäischen zu außereuropäischen Ländern und Völkern nicht nur um ein reines Herrschaftsverhältnis ging, sondern um die Hierarchie einer ganzen Weltordnung.“ (Oswalt, Weltkarten – Weltbilder, S. 169). Das zeigt sich nicht zuletzt an der Tatsache, dass die Karte auf dem durch Greenwich/London gehenden Längengrad zentriert ist – zwei Jahre zuvor war die Einigung erfolgt, dass dies der für die Navigation und Zeitzählung international verbindliche Nullmeridian sein sollte. „Nicht mehr Jerusalem wie in vielen mittelalterlichen Weltkarten, sondern London/Greenwich war nun das neue Zentrum der Welt.“ (ebd., S. 176). – Bernd Klöckener

Literatur / Quellen:

  • Oswalt, Vadim: Weltkarten – Weltbilder. Zehn Schlüsseldokumente der Globalgeschichte, Stuttgart: Reclam 2015, S. 169–184

Weblinks:

🖙 Wikipedia

Schlagwörter: Bild, bildvisuell, Didaktik, Draufblick, faktual, Gemälde, Gesamtprojektion, Karte, Medialpanoramatik, mimetisch, Organisation, schematisch, Technik, textuell, Weltkarte, Wissenschaft, Zugleichspräsentation

1881 – Jules Bourdais, Sonnensäule


Zum 100. Jubiläum der Französischen Revolution will die französische Regierung im Jahr 1889 einen gewaltigen Prestigebau errichten. Präsident Jules Ferry wünscht sich ein Wahrzeichen, das die französischen Großmachtansprüche verdeutlichen soll. Insgesamt werden 107 Vorschläge eingereicht, darunter neben Gustav Eiffels später realisiertem Eiffelturm ein Sonnenturm-Entwurf des Architekten Jules Bourdais und des Ingenieurs Amédée Sébillot. Ihre Idee besteht darin, einen riesigen Leuchtturm aus Stein in die Mitte von Paris zu bauen, die sogenannte Colonne Soleil (dt. Sonnensäule). Diese soll eine künstliche, elektrische Sonne schaffen, um die Nacht in Paris zu erhellen, und erinnert an eines der antiken Weltwunder: den Leuchtturm von Pharos. Der Turm soll 300 Meter hoch und mit vier Aufzügen ausgestattet sein, auf seiner Spitze soll eine 55 Meter hohe Sonnenlaterne leuchten. Dazu hat Bourdais die Idee, die Dächer der Häuser in Paris mit Spiegeln zu bestücken, damit das Licht der Laterne in jeden Winkel der Stadt reflektieren kann. Im dreieckigen Turmsockel möchte er ein Elektrizitätsmuseum einrichten, zugleich soll die Sonnensäule für wissenschaftliche Experimente genutzt werden. Gekrönt wird das Bauwerk durch einen Ring aus Sternen und eine geflügelte Statue, welche der Wissenschaft gewidmet ist. Diesseits aller Zeitgeistspuren in der Konzeption entfaltet Bourdais’ Vision durch ihre allüberragende Anlage und allüberstrahlenden Rundumsicht große panoramatische Leuchtkraft. Gleichwohl unterschätzen Konstrukteur und Architekt in ihren Planungen das enorme Gewicht der Sonnensäule. Statische Probleme und die gewaltigen Kosten hätten das Projekt selbst dann verhindert, wenn der Zuschlag für den Bau des neuen Pariser Wahrzeichens nicht an Gustave Eiffel und seinen Eiffelturm gegangen wäre. So gerät der Leuchtturm-Traum bald in Vergessenheit. – Jana Keim / Jakob Wallis

Literatur / Quellen:

  • Philouze Chatty, Claudine: Jules Bourdais (1835–1915): un ingénieur chez les architectes, Toulouse: Université Toulouse-Jean Jaurès 2016.

Weblinks:

🖙 Spiegel-Bildstrecke
🖙 TV-Doku

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bauwerk, Denkmal, Didaktik, Draufblick, Fernblick, fiktional, Konzept/Idee, Medialpanoramatik, Medieninstallation, Mythos/Religion, Realpanoramatik, Rundbau, Skulptur, symbolisch, Technik, Überwachung, Unterhaltung, visuell, Wissenschaft, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1881 – Gustave Flaubert, Bouvard et Pécuchet


In Flauberts letztem, knapp nach seinem Tod erschienenem Roman ackern sich die beiden Helden, zwei von ihrem jeweiligen Ebenbild begeisterte Kopisten, von denen einer erbt, auf ihrem bald erworbenen Provinzanwesen in der Normandie mit unbändigem Erkundungsdrang, doch stets ohne Fortune durch die ganze Welt des Wissens und der Künste. Als epochale Hohlspiegel panoramatischen Begehrens scheitern sie furios von Fachgebiet zu Fachgebiet und von Kapitel zu Kapitel. Nie bringen sie, die unverdrossen alles angehen und alles wollen, je etwas zu Ende. Nicht einmal Flaubert seinen Roman. Indes häuft er dabei ein „Copie“ genanntes, gigantisches Zitatenkonvolut des Weltwissens oder der Weltdummheit an, von dem Michel Foucault behauptet hat, auch Flauberts Roman selbst hätte schließlich darin eingehen müssen. – Johannes Ullmaier | Stefan Ripplinger

Literatur / Quellen:

  • Flaubert, Gustave: Bouvard und Pécuchet, Göttingen: Wallstein 2017
  • Foucault, Michel: „Sans titre“. In: Dits et écrits 1954–1988. I: 1954–1975, hg. von Daniel Defert und François Ewald, Paris: Gallimard 2001, S. 321–340, S. 340
Schlagwörter: Ästhetik, Buch, Didaktik, Enzyklopädie, faktual, fiktional, Gesamtkompendium, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, offen, Organisation, panoramatische Diskursform, schematisch, symbolisch, Technik, Text, textuell, Unterhaltung, Utopie/Dystopie, Wissenschaft

1878 – Eadweard Muybridge, 360° San Francisco

Von dem Aussichtspunkt auf einem Dach aus fertigt Muybridge dreizehn fotografische Aufnahmen des Blicks auf San Francisco an. Hierfür dreht er sich mit seiner Kamera im Uhrzeigersinn und macht nach und nach, über einen Zeitraum von rund fünf Stunden die Aufnahmen. Die dreizehn Bilder fügt er dann zu einer Panoramaansicht mit den Maßen 53,3 × 520,1 cm zusammen. Insbesondere aufgrund der sich verändernden Lichtverhältnisse und Montagearbeiten zeigt dieses fotografische Panorama seine Entstehung über einen längeren Zeitraum selbst an. Die zusammengefügten Albumindrucke wurden, als eine Art Rundblickserie, flachliegend präsentiert. – Clara Wörsdörfer

Literatur / Quellen:

  • Vielkind, Andrew: „Ernie Gehr’s Side/Walke/Shuttle. Panorama of an Invisible City“. In: On the viewing platform. The panorama between canvas and screen, hg. von Katie Trumpener und Tim Barringer, New Haven/London: Yale University Press 2020, S. 244–259, S. 246 f.

Weblinks:

🖙 New York Historical Society
🖙 Muybridge, Panorama San Francisco, Collection of the Society of California Pioneers

Schlagwörter: (Aus-)Faltung, 360°, Ästhetik, Bild, bildvisuell, Denkmal, Didaktik, faktual, Fernblick, Foto, Gesamtprojektion, geschlossen, Großtableau, Medialpanoramatik, Medieninstallation, mimetisch, Panoramabild, Rahmenexpansion, Technik, Überbreite, Unterhaltung, Wissenschaft, Zeitensynopse, Zugleichspräsentation

1873 – Jules Verne Reise um die Erde in 80 Tagen


Realgeschichtlicher Bezugspunkt für Vernes Erfolgsroman ist die Reise des Amerikaners George Francis Train, der 1870 in 80 Tagen die Erde umrundete. Der fiktive Romanheld, der Brite Phileas Fogg, der nicht gern verreist, wettet 1872 in seinem Herrenclub 20.000 Pfund darauf, dass es ihm gelingt, in 80 Tagen einmal um die Erde zu gelangen. Mit seinem Diener Passepartout reist er mithilfe moderner Transportmittel wie Dampfschiff und Eisenbahn, aber auch per Elefant oder zu Fuß. Dabei erlebt er unablässig Abenteuer und Attraktionen, die sich in ihrer rasanten Abfolge wie der Pionierlauf zu einer panorama-touristischen Sightseeing-Weltreise ausnehmen und Affinitäten zu zeitgleichen Moving-Panorama-Shows aufweisen. Spannungsmoment ist der ständige Wettkampf gegen die Zeit und mannigfache Hindernisse. Nach knapp über 80 Tagen erlebter Fahrtdauer erreicht Fogg wieder seinen Londoner Herrenclub – im Glauben, die Wette verloren zu haben. Als Folge der Erdumrundung gen Osten und der daraus resultierenden Zeitverschiebung hat Fogg aber einen Kalendertag und somit auch die Wette gewonnen. – Naemi Dittes | Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Verne, Jules: Reise um die Erde in achtzig Tagen [1873], Zürich: Diogenes 1973

Weblinks:

🖙 Wikipedia

Schlagwörter: Ästhetik, Buch, Didaktik, fiktional, Gesamtprojektion, geschlossen, Kugel, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, mimetisch, Moving Panorama, Organisation, panoramatische Erzählung, Rundband, symbolisch, Technik, Text, textuell, Unterhaltung

1863 – Karl Julius Ploetz, Datenkompendium zur Weltgeschichte

Unter dem Titel Auszug der alten, mittleren und neueren Geschichte als Leitfaden und zu Repetitionen vespricht der Vorläufer der heute als Der Große Ploetz bekannten, 2008 in 35. Auflage erschienenen „Daten-Enzyklopädie der Weltgeschichte“ eine „objektive Zusammenstellung“ der wichtigsten, historischen Ereignisse, chronologisch geordnet und „in übersichtlicher Gruppierung“. – Bernd Klöckener

Literatur / Quellen:

  • Ploetz, Carl: Auszug der alten, mittleren und neueren Geschichte als Leitfaden und zu Repetitionen, Berlin: F. A. Herbig 1863

Weblinks:

🖙 Wikipedia

Schlagwörter: Bild, bildvisuell, Buch, Denkmal, Diagramm, Didaktik, faktual, geordnet, Gesamtkompendium, Karte, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Organisation, schematisch, Speicher, symbolisch, Tabelle, Technik, Text, textuell, Universalchronik, Wissenschaft, Zugriffspräsentation

1851 – Wyld’s Great Globe


Mehrstöckig von innen begehbarer Globus von fast 19 m Durchmesser, auf dessen Innenwand die Erdoberfläche zu besichtigen ist. Sein Erfinder und Betreiber, der englische Kartograf James Wyld, lässt dieses Kugelpanorama bzw. Georama am Londoner Leicester Square errichten, nachdem es sich für den Crystal Palace, in dem es ursprünglich im Rahmen der ersten Weltausstellung hätte stehen sollen, als zu voluminös erwiesen hat. Anfangs ein großer Publikumserfolg, wird der Globus 1862 infolge abebbenden Interesses geschlossen. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Oettermann, Stephan: Das Panorama. Die Geschichte eines Massenmediums, Frankfurt am Main: Syndikat 1980, S. 72 f.

Weblinks:

🖙 Wikipedia
🖙 Wikpedia Georama

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bauwerk, Bild, bildvisuell, Denkmal, Diagramm, Didaktik, Event/Performance, faktual, Gesamtprojektion, geschlossen, Globus, Karte, Kugel, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medieninstallation, mimetisch, Rundbau, schematisch, Skulptur, Technik, Text, Unterhaltung, Weltkarte, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1851 – Great Exhibition Erste Weltausstellung


Im Londoner Hyde Park findet vom 1. Mai bis 15. Oktober die erste von seither über dreißig Weltausstellungen statt, hier noch in einem einzigen monumentalen Ausstellungsgebäude, dem eigens dafür errichteten, in seiner gläsernen Anlage selbst panoramatischen Crystal Palace; ab der vierten (1867) dann verteilt auf einzelne Länderpavillons. Die erste Weltausstellung ist, wie alle frühen, vor allem eine technisch-industrielle Leistungsschau, auf der sich verschiedene Erdregionen, anfangs unter starker Dominanz der westlichen Kolonialmächte, ihre Errungenschaften vorführen. Später kommen immer mehr thematische und kulturverbindende Aspekte mit hinzu, seit der Milleniumswende zunehmend auch außerwestliche Perspektiven. In allen Phasen bleibt das Format jedoch das erdzivilisations-panoramatische Event par excellence, was sich auch in einer Fülle markanter panoramatischer Einzelpräsentationen (vom Eiffelturm bis zu Stockhausens Kugelauditorium) widerspiegelt. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Antonelli, Paola/Kultermann, Udo/Van Dyk, Stephen: Weltausstellungen 1933–2005. Architektur Design Graphik [2007], München: DVA 2008
  • Garn, Andrew: Weltausstellungen 1933–2005: Architektur Design Graphik, München: DVA 2008

Weblinks:

🖙 Wikipedia

Schlagwörter: Ästhetik, auditiv, Bauwerk, Bild, bildvisuell, Denkmal, Didaktik, Event/Performance, faktual, fiktional, Gesamtkompendium, Gesamtprojektion, haptisch, Konzept/Idee, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medieninstallation, mimetisch, offen, Organisation, panoramatische Diskursform, schematisch, Skulptur, symbolisch, Technik, Text, textuell, Unterhaltung, Utopie/Dystopie, visuell, Zugleichspräsentation

1848 – George Cooke-Lambert, Panorama der Taunus-, Main-Neckar und Badischen Eisenbahn

Kombination aus panoramatisch gestalteter Landkarte, Reiseführer und Kursbuch. Der dreisprachige (dt., engl., frz.) Erläuterungstext bietet eine vollständige Liste der an diesen Bahnlinien gelegenen Orte (mit Gasthöfen und Sehenswürdigkeiten) sowie die Tarife für sämtliche Verbindungen. Frühes Beispiel für das seither in wechselnden Medien stabile Genre des touristischen Reiseüberblicks. – Bernd Klöckener

Weblinks:

🖙 Digitalisat

Schlagwörter: Bild, bildvisuell, Buch, Diagramm, Didaktik, faktual, geordnet, Gesamtkompendium, Gesamtprojektion, Karte, Medialpanoramatik, Organisation, schematisch, Speicher, symbolisch, Tabelle, Technik, Text, textuell, Überwachung, Unterhaltung, Zeitensynopse, Zugleichspräsentation, Zugriffspräsentation

1846 – John Banvard, Moving Mississippi-Panorama Three-Mile Painting

Prototypisch für die genuin us-amerikanische Panorama-Entwicklung vereinigt John Banvard’s Mammoth Panorama of the Mississippi River Bewegung, Landschaft, Show, Rekordgröße, Self-Made-Erfolg und Vergänglichkeit. Auch wenn sein auf Basis jahrelanger eigener Recherchen vor Ort erstelltes Riesengemälde des (real 3778 km langen) Mississippi-Ufers nicht die mythisch kolportierten „drei Meilen“ (ca. 4,8 km) Leinwandbreite respektive Vorführlänge erreicht, bringt ihm das publikumswirksam moderierte und nach der Bostoner 1846er-Premiere vielerorts wiederholte Abrollen seiner de facto immerhin 369 m breiten bzw. langen und ca. 3,6 m hohen Panoramaleinwand großen Ruhm und Reichtum, bevor Streitigkeiten mit der Konkurrenz losbrechen. Dass Banvards Leinwand – nie dupliziert und durch den Transport (auch nach Europa) zunehmend vernutzt – für alle Zeit verloren scheint, macht sie vollends zum Mythos. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Huhtamo, Erkki: Illusions in Motion. Media Archaeology of the Moving Panorama and Related Spectacles, Cambridge, MA: MIT Press 2013, S. 176–179, 186–191

Weblinks:

🖙 Wikipedia
🖙 Kurzdarstellung

Schlagwörter: (Aus-)Faltung, Ästhetik, auditiv, Bild, bildvisuell, Didaktik, Event/Performance, faktual, fiktional, Gemälde, geordnet, Gesamtprojektion, Großtableau, Immersion, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medieninstallation, mimetisch, Moving Panorama, Naturpanorama, Panoramabild, Technik, Überbreite, Universalchronik, Unterhaltung