1933 – Kunstkopf-Stereophonie

Die Firma General Electric präsentiert in Chicago das erste funktionsfähige Modell eines Audio-Aufnahmeverfahrens, bei dem zwei Mikrofone in der Nachbildung eines Kopfes (mit Gehörgängen) an der Stelle der Trommelfelle angebracht sind, sodass beim Anhören mit Kopfhörern ein räumlicher Eindruck entsteht. – Bernd Klöckener

Literatur / Quellen:

  • Brech, Martha: Der hörbare Raum, Bielefeld: transcript 2015

Weblinks:

🖙 Wikipedia

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, auditiv, faktual, Gesamtprojektion, Immersion, Kugel, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medientechnik, mimetisch, Rahmenexpansion, Technik, Unterhaltung, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1931 – Presidio Modelo


Span. für „Modellgefängnis“; Strafanstalt nach Vorbild des Benthamschen Panopticons auf der kubanischen Insel Isla de la Juventud. Der Bau der vier runden Gebäudekomplexe mit zentralem Speisesaal beginnt 1926; am 16. September 1931 wird das 1928 eingeweihte Gefängnis praktisch in Betrieb genommen. – Gerrit Blawe

Literatur / Quellen:

  • Bentham, Jeremy: Panoptikum oder Das Kontrollhaus [1787/1791], Berlin: Matthes & Seitz 2013, S. 196–212

Weblinks:

🖙 Wikipedia

Schlagwörter: 360°, Bauwerk, Blicktransparenz, Denkmal, faktual, Gesamtprojektion, geschlossen, Organisation, Realpanoramatik, Rundband, Rundbau, Überwachung, visuell, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation, Zugriffspräsentation

1929 – Buckminster Fuller, Dymaxion House

Mit dem Modellentwurf eines hexagonalen Hauses schlägt Designvisionär Fuller als architektonisches Paradigma des zukünftigen Standard-Eigenheims eine Art bewohnte Panorama-Plattform vor. Doch der häusliche Rundumblick in die Welt geht nie in Serie. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Borges, Sofia (Hg.): The Tale of Tomorrow. Utopian Architecture in the Modernist Realm, Berlin: Die Gestalten 2016, S. 110–111; 116 f.
  • Krausse, Joachim/Lichtenstein, Claude: Your Private Sky. R. Buckminster Fuller. Design als Kunst einer Wissenschaft, Zürich: Lars Müller 1999, S. 122–145

Weblinks:

🖙 Wikipedia Fuller
🖙 Wikipedia Dymaxion

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bauwerk, Blicktransparenz, Fernblick, haptisch, Konzept/Idee, Naturpanorama, Organisation, Realpanoramatik, Technik, Überwachung, Utopie/Dystopie, visuell, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1912 – Borodino-Schlachten-Panorama


Zum hundertjährigen Jubiläum der Schlacht von Borodino schafft Franz Roubaud ein monumentales Panoramagemälde, das seit 1962 in einem eigenen Museums-Rundbau in Moskau präsentiert wird. Ausgangspunkt für die DDR-Planungen des künftigen Bauernkriegspanoramas in Bad Frankenhausen. – Johannes Ullmaier

Weblinks:

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Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bild, bildvisuell, Denkmal, Didaktik, faktual, Fernblick, Gemälde, Gemälderundbau, Gesamtprojektion, geschlossen, Immersion, Medialpanoramatik, mimetisch, Panoramabild, Rundband, Rundbau, Unterhaltung, Wimmelbild, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1889 – Alfred Stevens/Henri Gervex, Panorama de l’histoire du siècle

Genau 100 Jahre nach der Französischen Revolution präsentieren Alfred Stevens und Henri Gervex als Attraktion ihr heute nicht mehr erhaltenes Panoramarundbild mit dem Titel Panorama de l’histoire du siècle (Geschichte des Jahrhunderts) auf der Weltausstellung. Über eine Länge von 120 m im Rund präsentiert es 640 Persönlichkeiten, welche die Geschichte Frankreichs seit 1789 geprägt haben. Als imaginäre Stadtgesellschaft positionieren sich die Figuren in Pariser Kulisse, locker zu Gruppen gefügt. Ein Begleitheft liegt aus, mit dem die Figuren identifiziert und auch die historischen Entwicklungen in pointierter Form nachgelesen werden können. Das Panorama ist ungewöhnlich, da es kaum Handlung oder Landschaftsausblick zeigt, sondern eine Versammlung von Porträts historischer Persönlichkeiten, die allerdings mit den Mitteln des Panoramas gleichsam in einen Raum beziehungsweise unter einen gemeinsamen Himmel gebracht werden, als hätten sie sich tatsächlich begegnen können. Trotzdem existieren in dieser Illusion eines Raums verschiedene Zeiten, denn die Personen tragen historisches Kostüm und die Figurengruppen sind im Kreis chronologisch angeordnet. Aufgrund der Rundform mussten die Künstler das Problem lösen, dass es eine Stelle im Bild gibt, an welcher Beginn (1789) und Gegenwart (1889) sich treffen – in dieser Zone platzieren sie „als Bindestrich zwischen den Jahrhunderten“ den Dichter Victor Hugo, einsam an den steinernen Sockel einer Allegorie Frankreichs gelehnt. – Clara Wörsdörfer

Literatur / Quellen:

  • Geimer, Peter: Die Farben der Vergangenheit. Wie Geschichte zu Bildern wird, München: C. H. Beck 2022

Weblinks:

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Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bauwerk, Bild, bildvisuell, Denkmal, Diagramm, Didaktik, Enzyklopädie, faktual, Gemälde, Gemälderundbau, Gesamtkompendium, Gesamtprojektion, geschlossen, Großtableau, Medialpanoramatik, mimetisch, offen, Panoramabild, Rundband, Rundbau, schematisch, Unterhaltung, Zeitensynopse, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1889 – Eiffelturm


Von Gustave Eiffel in Paris, Champs des Mars, für die Weltausstellung erbautes Wahrzeichen zur Erinnerung an den 100. Jahrestag der Französischen Revolution. Die Aussichtsplattformen der drei Ebenen des 324 m hohen Bauwerks bieten einen Panoramablick auf die Metropole. Die höchste Aussichtsplattform befindet sich in 276,13 m Höhe. Die im vorangegangenen Ausschreibungswettbewerb gegen Eiffels Entwurf unterlegene Alternative von Jules Bourdais, der 1876 den Trocadéro-Palast erbaut hatte, wäre als elektrischer Leuchtturm (Colonne Soleil), der die Stadt auch nachts von oben her hätte erhellen und ausleuchten sollen, unter panoptischen Gesichtspunkten noch spektakulärer gewesen. – Sarah Karsten | Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Heinle, Erwin/Leonhardt, Fritz: Türme aller Zeiten – aller Kulturen, Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 1988, S. 214–220
  • Lemoine, Bertrand: Gustave Eiffel. The Eiffel Tower. The Three-Hundred-Metre Tower, Köln: Taschen 2021

Weblinks:

🖙 Website Eiffelturm
🖙 Modell Colonne Soleil

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bauwerk, Denkmal, Draufblick, faktual, Fernblick, FRANKREICH: Baukunst, Organisation, Realpanoramatik, Rundbau, Technik, Unterhaltung, visuell, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1889 – Charles Castellani, Le Tout-Pari


Heute nicht mehr erhaltenes Panoramarundbild des französischen Künstlers Charles Castellani anlässlich der Exposition Universelle auf der Esplanade des Invalides in Paris. Offenbar zeitgleich erscheint ein Begleitbuch mit einer druckgrafischen Reproduktion des Bildes in Einzelteilen und zugehöriger Legende, anhand derer sich die abgebildeten Persönlichkeiten entschlüsseln lassen. Aussagen des Künstlers dazu finden sich zudem in dessen Buch Confidences d’un Panoramiste. Zentraler Blickpunkt ist der Vorplatz der Pariser Oper, sodass dem Betrachtenden der Eindruck vermittelt wird, selbst von der Mitte des Platzes aus die Umgebung zu betrachten. Von dort aus sind die rundum abführenden Straßen zu sehen, deren Restaurants, Straßenlaternen, Markisen, Schilder und Verkehr detailliert wiedergegeben werden. Zusätzlich vereint und arrangiert Castellani in dieser Stadtlandschaft porträthaft namhafte und um 1889 das Stadtgespräch prägende Gestalten, darunter Literaten, Künstler, Politiker oder andere Personen des öffentlichen Lebens. Die fast 2000 prominenten Vertreter der Pariser Oberschicht scheinen sich wie zufällig im selben Moment an diesem Ort zu befinden, sind in dieser Konstellation jedoch zugleich auch sichtlich arrangiert. Somit handelt es sich bei Castellanis Panoramarundbild um ein Gesellschaftspanorama, das die dort zu sehenden Akteure mittels ihrer Positionierung im Vorder- oder Hintergrund des Rundbilds hierarchisch zueinander in Relation setzt und sich folglich grundlegend von einem Stadtplatz-Wimmelbild unterscheidet, das eine Vielzahl in Aktion begriffener, aber nicht hierarchisch sortierter Personen abbildet. Die zeitgenössische Presse bemerkte an dem Bild „den erstaunlichen Ausdruck von Aktivität und Lebendigkeit“ (Le Rappel, 12. März 1889, Übers. CW). – Clara Wörsdörfer / Lena Reuther

Literatur / Quellen:

  • Castellani, Charles: Confidences d’un Panoramiste. Aventures et Souvenirs, Paris: Dreyfous et D’Alsace Éditeurs 1895.
  • Wörsdörfer, Clara: „Alle im Blick – Die Vielen im Bild. Versuch über das Wimmelbild“. In: Alles im Blick. Perspektiven einer intermedialen Panoramatik, hg. von Roman Mauer, Johannes Ullmaier, und Clara Wörsdörfer, Wiesbaden: Springer 2025, S. 397–432.

Weblinks:

🖙 Begleitbuch zum Panoramabild
🖙 Castellani, Confidences d’un Panoramiste, 1895

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bild, bildvisuell, Denkmal, Didaktik, faktual, Gemälde, Gemälderundbau, Gesamtkompendium, Gesamtprojektion, Großtableau, Medialpanoramatik, mimetisch, Panoramabild, Rundband, Rundbau, schematisch, Unterhaltung, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1888 – Joseph Bühlmann und Alexander Wagner, Das alte Rom mit dem Triumphzuge Kaiser Constantins im Jahre 312 n. Chr.

Das im Juli 1888 in München eröffnete Panorama-Rundgemälde erhebt den Anspruch, auf der Höhe der damaligen wissenschaftlichen Erkenntnisse eine Stadtansicht Roms zu rekonstruieren, wie sie sich im Jahr 312 geboten hätte. Beispiel für die epochensignifikante Kombination von panoramatischer und historistischer Perspektive. – Bernd Klöckener

Literatur / Quellen:

  • Kockel, Valentin: „‚Wissenschaft und Kunst sind, wie selten, eine glückliche Verbindung eingegangen‘. Das Rom-Panorama von Josef Bühlmann im Kontext des 19. Jahrhunderts“. In: Das antike Rom und sein Bild, hg. von Hans-Ulrich Cain, Annette Haug, und Yadegar Asisi, Berlin/Boston: De Gruyter 2001, S. 23–48

Weblinks:

🖙 Zeitgenössische Reproduktion

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bauwerk, Bild, bildvisuell, Denkmal, Didaktik, faktual, fiktional, Gemälde, Gemälderundbau, Gesamtprojektion, geschlossen, Immersion, Medialpanoramatik, mimetisch, Panoramabild, Rundband, Rundbau, Unterhaltung, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1883 – Ernst Haeckel, Indische Reisebriefe

Am Ziel seiner Besteigung des Adams-Pik auf Ceylon reflektiert Haeckel das Verhältnis von kumulativem Erfahrungslauf und daraus kulminierender Panorama-Rund- wie -Rückschau, was ihn zu Mutmaßungen über die Verbindung von Naturpanorama- und Transzendenz-Erleben führt: „Weit interessanter und erhebender, als diese Andachtsübungen der Pilger und die Zeremonien der Priester, war für uns das großartige Panorama, das die unbeschränkte Aussicht von diesem isolierten Berggipfel darbietet. Mit einem Blick überschauen wir hier den größten Teil der immergrünen Insel, die in so vieler Beziehung zu den schönsten und merkwürdigsten der Welt gehört. Allerdings ist das Großartigste an unsrem Panorama gerade diese Vorstellung, und die Erinnerung an die tausend herrlichen und interessanten Bilder, mit denen unsre Streifzüge durch dies irdische Paradies uns bereichert haben. Indem wir hier den Schauplatz derselben von einem Punkte aus rings überschauen, durchfliegen wir gewissermaßen das Inhaltsverzeichnis des Skizzenbuches, das wir hier mit Feder und Pinsel gesammelt haben. […] Man lernt hier begreifen, wie diese isolierte Bergspitze der einigende Mittelpunkt andächtigen Gottesdienstes für mehrere ganz verschiedene Religionsformen werden konnte.“ (Haeckel, „Der Adams-Pik auf Ceylon“, S. 68). – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Haeckel, Ernst: „Der Adams-Pik auf Ceylon“. In: Deutsche Rundschau 37 (1883), H. 10, S. 53–70

Weblinks:

🖙 Projekt Gutenberg

Schlagwörter: 360°, Denkmal, Didaktik, Draufblick, Ekphrasis, faktual, Fernblick, Gesamtprojektion, Idealpanoramatik, Konzept/Idee, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Mythos/Religion, Naturpanorama, Realpanoramatik, symbolisch, Text, textuell, Unterhaltung, visuell, Zeitensynopse, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation