1797 – Jean Paul, Das Kampaner Tal

In der finalen 507. Station von Jean Pauls neuplatonischer Idylle wird – in metaphorischer Exemplifikation der vorangegangenen Gespräche über kosmologische und metaphysische Weltentwürfe – ein Ballonaufstieg imaginiert: „Und nun zogen uns die Sonnen empor. Die schwere Erde sank wie eine Vergangenheit zurück – Flügel, wie der Mensch in glücklichen Träumen bewegt, wiegten uns aufwärts – die erhabene Leere und Stille der Meere ruhte vor uns bis an die Sterne hin – wie wir stiegen, verlängerten sich die schwarzen Waldungen zu Gewitterwolken und die beschneieten beglänzten Gebirge zu lichten Schneewolken – die auftreibende Kugel flog mit uns vor die stummen Blitze des Mondes, der wie ein Elysium unten im Himmel stand, und in der blauen Einöde wurden wir von einem gaukelnden Sturm gleichsam in die nähere schimmernde Welt des Mondes geblendet gewiegt … und dann wurd’ es dem leichtern Herz, das hoch über dem schweren Dunstkreis schlug, als flatter’ es im Äther und sei aus der Erde gezogen, ohne die Hülle zurückzuwerfen.“ (Jean Paul, Sämtliche Werke, 4. Bd., S. 625). Am Ende steht gleichwohl die Rückkehr auf die Erde. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Jean Paul: Sämtliche Werke, Darmstadt: WBG 2000

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🖙 Wikipedia

Schlagwörter: Ästhetik, Buch, Didaktik, Draufblick, Ekphrasis, Fernblick, fiktional, Idealpanoramatik, Konzept/Idee, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Mythos/Religion, Naturpanorama, Panorama-Beschreibung, Panoramaflug, panoramatische Erzählung, Realpanoramatik, symbolisch, Text, textuell, Unterhaltung, visuell

1796–1797 – Jean Paul, Rede des toten Christus

Im ersten der dem zweiten Buch von Jean Pauls zweibändigem Roman Blumen-, Frucht- und Dornenstücke oder Ehestand, Tod und Hochzeit des Armenadvokaten F. St. Siebenkäs im Reichsmarktflecken Kuhschnappel angehängten Blumenstücke mit dem vollen Titel Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, daß kein Gott sei findet sich die visionäre Schilderung einer negativen Allschau, deren Kernpassage lautet: „Christus fuhr fort: Ich ging durch die Welten, ich stieg in die Sonnen und flog mit den Milchstraßen durch die Wüsten des Himmels; aber es ist kein Gott. Ich stieg herab, soweit das Sein seine Schatten wirft, und schauete in den Abgrund und rief: ›Vater, wo bist du?‹ aber ich hörte nur den ewigen Sturm, den niemand regiert, und der schimmernde Regenbogen aus Wesen stand ohne eine Sonne, die ihn schuf, über dem Abgrunde und tropfte hinunter. Und als ich aufblickte zur unermeßlichen Welt nach dem göttlichen Auge, starrte sie mich mit einer leeren bodenlosen Augenhöhle an; und die Ewigkeit lag auf dem Chaos und zernagte es und wiederkäuete sich.“ (Jean Paul, Sämtliche Werke, 2. Bd., S. 273) – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Jean Paul: Sämtliche Werke, Darmstadt: WBG 2000

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🖙 Wikipedia Roman

Schlagwörter: Allwahrnehmung, Ästhetik, Blicktransparenz, Buch, Didaktik, Draufblick, Ekphrasis, Fernblick, fiktional, Gesamtprojektion, Idealpanoramatik, Inhaltspanoramatik, Konzept/Idee, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Mythos/Religion, offen, Panoramaflug, panoramatische Erzählung, symbolisch, Text, textuell, unbegrenzte Allheit, Unterhaltung

1795 – Xavier de Maistre, Voyage autour de ma chambre


In seinem ursprünglich anonym erschienenen autobiografischen Roman unternimmt der Offizier de Maistre, der nach einem Duell 42 Tage Hausarrest absitzen muss, eine Rundreise durch sein Zimmer und begründet damit unter ironischem Rekurs auf die boomende Reiseliteratur der Zeit sowie in einer Art Umstülpung des panoramatischen Erfahrungsprozesses auf das Nächstliegende das Genre der „Zimmerreise“. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • De Maistre, Xavier: Die Reise um mein Zimmer, Berlin: Aufbau 2011
  • Stiegler, Bernd: Reisender Stillstand. Eine kleine Geschichte der Reisen im und um das Zimmer herum, Frankfurt am Main: S. Fischer 2010

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🖙 Wikipedia

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bauwerk, Buch, Ekphrasis, faktual, Gesamtprojektion, geschlossen, Konzept/Idee, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Mikropanoramatik, mimetisch, panoramatische Erzählung, Realpanoramatik, symbolisch, Text, textuell, Unterhaltung

1793 – Robert Barker, London from the Albion Mills

Nach ersten Versuchen auf Grundlage seines 1787 eingereichten Patents präsentiert Robert Barker 1793 sein Rundbild London from the Albion Mills in einer von Robert Mitchell eigens hierfür erbauten Rotunde am Leicester Square in London. Das Bild ist heute nicht mehr erhalten, eine mehrteilige kolorierte Druckgrafik von 1792, die als Grundlage diente, vermittelt allerdings einen guten Eindruck. Die Betrachter:innen des Bildes sollen sich auf das Dach der legendären Dampfmühle Albion Mills versetzt fühlen, von wo aus sie im Rundumblick die Stadtlandschaft Londons überblicken können. Um den Illusionismus zu verstärken, zeigt Barker auch noch Teile des Dachs mit Schornsteinen, über die hinaus der Blick in die Ferne schweift. Die Wahl des Motivs bzw. Standorts ist bemerkenswert, da die Mühle damals als Zeichen der beginnenden industriellen Revolution gilt, allerdings zum Zeitpunkt der Fertigstellung des 250 qm großen Rundgemäldes bereits einem verheerenden Brand zum Opfer gefallen war. – Clara Wörsdörfer

Literatur / Quellen:

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bauwerk, Bild, bildvisuell, Denkmal, Draufblick, Event/Performance, Fernblick, Gemälde, Gemälderundbau, Gesamtprojektion, geschlossen, Medialpanoramatik, Medientechnik, mimetisch, Panoramabild, Rahmenexpansion, Rundband, Rundbau, sfaktual, Technik, Überbreite, Unterhaltung, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1791 – Erstbeleg „Panorama“

Der erste schriftliche Nachweis des antikisierenden Neologismus aus „pan“ für „alles“ und „horao“ für „sehen“ findet sich (nach Kenntnisstand 2023) am 18. Mai 1791 in einer Werbeanzeige der Londoner Zeitschrift Oracle, worin ein „Panorama Building“ annonciert wird, in welchem „the greatest improvement to the art of painting that has ever yet been discovered“ (Huhtamo, Illusions in Motion, S. 1) zu bestaunen sei. Ursprünglich auf Barkers Rundgemälde bezogen, wandert der Ausdruck rasch in verschiedene Sprachen und Kontexte. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Huhtamo, Erkki: Illusions in Motion. Media Archaeology of the Moving Panorama and Related Spectacles, Cambridge, MA: MIT Press 2013
Schlagwörter: Bauwerk, Bild, bildvisuell, Gemälderundbau, Gesamtprojektion, geschlossen, Inhaltspanoramatik, Konzept/Idee, Medialpanoramatik, Panorama-Beschreibung, Panorama-Diskurs, Panoramabild, Rahmenexpansion, Rundband, Rundbau, symbolisch, Text, textuell, Unterhaltung, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1790 – Kleinstpanorama zum Mitnehmen

Sehr prompt nach dem Patent und ersten Realisationsversuchen von Barkers Panorama-Konzeption werden Miniaturformate angeboten, welche die 360°-Ansicht der Großbilder als Kupferstiche in private Sammlungen zu überführen erlauben. So existiert ein von J. Wells gestochenes Kleinstpanorama von Barkers Rundgemälde von Edinburgh von ca. 1790 im Huntley House Museum, Edinburgh; panorama-historisch einschlägig als früher Beleg für die – relative – Skalierbarkeit des neuen ‚Monumentalmediums‘. – Stephan Klose

Literatur / Quellen:

  • Oettermann, Stephan: Das Panorama. Die Geschichte eines Massenmediums, Frankfurt am Main: Syndikat 1980, S. 52
Schlagwörter: Ästhetik, Bild, bildvisuell, Didaktik, Draufblick, faktual, Gesamtprojektion, Medialpanoramatik, Mikropanoramatik, mimetisch, Panoramabild, schematisch, Unterhaltung, Zugleichspräsentation

1789 – Friedrich Wilhelm Herschel, Einige Bemerkungen ueber den Bau des Himmels

Zu der raumpanoramatischen Blickausweitung, die F. W. Herschel mithilfe verbesserter Beobachtungstechnik auf vielen Gebieten der Astronomie und vor allem bei der Identifikation einiger Himmelsnebel als ferne eigenständige Galaxien außerhalb der Milchstraße gelingt, tritt ein beobachtungsempirisch eng damit verbundenes und ebenso bahnbrechendes, konzeptionell aber davon zu trennendes zeitpanoramatisches Pendant. Indem Herschel erstens die Konsequenzen der durch Ole Rømer 1676 bzw. Christiaan Huygens 1678 relativ genau bestimmten Lichtgeschwindigkeit zieht, zweitens die naturhistorische Perspektive der Entwicklung einzelner Lebewesen gemäß ihrer artspezifischen Schematik auf kosmische Vorgänge überträgt und drittens die Signifikanz wahrscheinlichkeitstheoretischer Extrapolationen in Rechnung stellt, kann er das Himmelsbild, das ihm mit freiem Auge und in seinen Teleskopen auf der Erde zeitgleich sichtbar wird, nicht nur in seiner signalwirklichen Palimpsest-Struktur erkennen, in der extrem differente Zeit- und Entfernungsschichten synthetisiert sind, sondern entdeckt auf dieser Grundlage zudem die Möglichkeit, diejenigen Himmelserscheinungen, die man als kosmos-historisch weitgehend zufälliger Beobachter gerade gleichzeitig vor sich hat, gemäß ihrer Entwicklungslogik zu beobachten und so Rückschlüsse auf deren einzelne Phasen bzw. Stadien zu gewinnen, obwohl die dabei involvierten Zeitdauern die real mögliche Beobachtungszeit eines (Menschen-)Lebens oder der ganzen Menschheit um ein Vielfaches übersteigen. Eine pointierte Versinnbildlichung findet sich etwa gegen Ende seiner Schrift Einige Bemerkungen über den Bau des Himmels (Herschel, Über den Bau des Himmels, S. 109–124): „Diese Methode den Himmel zu betrachten, scheint ihn in ein neues Licht zu setzen. Nun wird er angesehen, als gleiche er einem üppigen Garten, der eine große Mannigfaltigkeit von Produkte in verschiedenen blühenden Beeten enthält; und der eine Vortheil den wir zum wenigsten aus demselben einerndten können ist der, daß wir gleichsam den Schwung unserer Erfahrung auf eine unermeßliche Dauer ausdehnen können. Denn um das Gleichniß fortzusetzen, das ich aus dem Pflanzenreich geborgt habe, ist es nicht beynahe einerley, ob wir fortleben um nach und nach das Aussprossen, Blühen, Belauben, Fruchttragen, Verwelken, Verdorren und Verwesen einer Pflanze anzusehen, oder ob eine große Anzahl von Exemplaren, die aus jedem Zustande, den eine Pflanze durchgeht, erlesen, uns auf einmahl vor Augen gebracht werden.“ (123–124; vgl. auch S. 111). Wie bei seiner Typologie der Nebelerscheinungen hat sich naturgemäß auch hinsichtlich der kosmischen Prozesse nicht jede der Herschel’schen Beobachtungen und Theorien vor späteren, noch genaueren Himmelsaugen bewährt. Doch die grundlegenden Prinzipien empiriebasierter und zugleich theoriegeleiteter Himmelsbeobachtung sowie ihrer laufenden Approximation bzw. Korrektur sind seither gewonnen. Herschels Grabinschrift lautet: „Caelorum perrupit claustra“ („Er durchbrach die Grenzen des Himmels“). – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Herschel, Friedrich W.: Über den Bau des Himmels. Abhandlungen über die Struktur des Universums und die Entwicklung der Himmelskörper 1784–1814, Thun/Frankfurt a. Main: Verlag Harri Deutsch 2001
Schlagwörter: (Aus-)Faltung, Ästhetik, Bauwerk, Bild, bildvisuell, Diagramm, Draufblick, Ekphrasis, Enzyklopädie, faktual, Fernblick, Gesamtarchiv, Gesamtdiagramm, Gesamtkompendium, Gesamtprojektion, Großtableau, Karte, Konzept/Idee, Medialpanoramatik, Medientechnik, mimetisch, Naturpanorama, Panoramabild, Rahmenexpansion, Realpanoramatik, Rundbau, schematisch, Speicher, symbolisch, Tabelle, Technik, Text, textuell, visuell, Weltkarte, Wimmelbild, Wissenschaft, Zeichnung, Zeitensynopse, Zugleichspräsentation, Zugriffspräsentation

1787 – Robert Barker, Panoramapatent

Am 19. Juni meldet der irische Maler Robert Barker (1739–1806) in Edinburgh das Patent für eine technische Erfindung an, die „an entire view of any country or situation, as it appears to an observer turning quite round“ bieten soll. Als Bezeichnung wählt er in der Patentschrift „la nature à coup d’oeil“ (frz. für „die Natur auf einen Blick“). Die Bezeichnung ‚Panorama‘ wird erst ein paar Jahre danach gebräuchlich, allgemein wie auch bei Barker selbst. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bauwerk, Bild, bildvisuell, Didaktik, faktual, Fernblick, Gemälde, Gemälderundbau, Gesamtprojektion, geschlossen, Konzept/Idee, Medialpanoramatik, Medientechnik, mimetisch, Mythos/Religion, Panorama-Beschreibung, Panorama-Diskurs, Panoramabild, Rahmenexpansion, Rundband, Rundbau, Technik, Text, Überbreite, Unterhaltung, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1787 – Karl Philipp Moritz, All-Skalierungskonzeption in Über die bildende Nachahmung des Schönen

Während er im Rahmen einer gesamtweltgenetischen Herleitung der Ästhetik – und hier konkret im Zuge einer psychologisch vertieften Paragone – um den Nachweis der Überlegenheit der Literatur gegenüber der Bildenden Kunst bemüht ist, schafft Karl Philipp Moritz eine Formulierung, deren Wortlaut sich wie ein intermediales Allgemeinprogramm panoramatischer All-Registratur und -All-Präsentation ausnimmt: „Der Horizont der tätigen Kraft aber muß bei dem bildenden Genie so weit, wie die Natur selber, sein: das heißt, die Organisation muß so fein gewebt sein, und so unendlich viele Berührungspunkte der allumströmenden Natur darbieten, daß gleichsam die äußersten Enden von allen Verhältnissen der Natur im Großen, hier im Kleinen sich nebeneinander stellend, Raum genug haben, um sich einander nicht verdrängen zu dürfen.“ (Moritz, „Über die bildende Nachahmung des Schönen [1787/88]“, S. 972). Der Kern des ästhetischen Verfahrens wird hier aufgefasst als die Herunterskalierung einer (nominell) unbegrenzten und beliebig detaillierten Weltauffassung in eine möglichst kleine, in sich geschlossene und der humanen Perzeption (nominell) verlustfrei angepasste Medienform. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Moritz, Karl Philipp: „Über die bildende Nachahmung des Schönen“ [1787/88]. In: Werke in zwei Bänden. Band 2: Popularphilosophie/Reisen/Ästhetische Theorie, hg. von Heide Hollmer und Albert Meier, Frankfurt am Main: Deutscher Klassiker Verlag 1997, S. 958–991

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🖙 Digitalisat

Schlagwörter: Allwahrnehmung, Ästhetik, Didaktik, faktual, fiktional, Gesamtprojektion, geschlossen, Idealpanoramatik, Konzept/Idee, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medientechnik, Mikropanoramatik, mimetisch, Panorama-Diskurs, schematisch, symbolisch, Text, textuell, unbegrenzte Allheit, Wissenschaft, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1785 – Friedrich Wilhelm Herschel, Über den Bau des Himmels

Nach seiner Ausbildung zum Musiker und einer kurzen Zeit als Militärmusiker übersiedelt der in Hannover geborene Friedrich Herschel (1738–1822) im Jahr 1757 nach England und wird unter wesentlicher Mithilfe seiner bald nachgekommenen Schwester Caroline (1750–1848) zu einem der wirkreichsten All-Panoramatiker der Astronomiegeschichte. In Bath als Organist und Orchesterleiter tätig, beginnt er in den 1770er-Jahren, inspiriert von der privaten Lektüre musiktheoretischer und astronomischer Schriften, sein im Wesentlichen autodidaktisch vorangetriebenes Projekt einer möglichst vollständigen Erfassung und Erklärung aller sichtbaren Himmelserscheinungen. Zu diesen Zweck fertigt er, vor allem nach seiner endgültigen Niederlassung in Slough im Jahr 1785, selbst immer größere Spiegelteleskope an. Unter seinen zahlreichen bahnbrechenden Entdeckungen – etwa des Planeten Uranus oder der Situierung unseres Sonnensystems innerhalb der Milchstraße (vgl. Herschel, Über den Bau des Himmels, S. 94) – ragt in panoramatischer Hinsicht die genauere Erfassung und differenzierte Neudeutung jener Himmelskonstellationen hervor, die dem freien Auge als Nebel erscheinen. Gerade hier liefern seine Veröffentlichungen, deren Bedeutung in Fachkreisen bald erkannt wird, quintessentielle Verschriftlichungen einiger der ungeheuersten Erfahrungen realfundierter panoramatischer Blickvertiefung und -erweiterung, die Menschen je gemacht haben. Besonders eindrücklich etwa in seiner Schrift Über den Bau des Himmels (Herschel, Über den Bau des Himmels, S. 71–108), wo es in zeitgenössischer Übersetzung heißt: „Das Gesicht unseres Beobachters wird so begrenzt seyn, als befasse diese einzelne Sammlung von Sternen, wovon er selbst nicht den tausendsten Theil gewahr wird, alles was der gesammte Himmel in sich hat. Verstatten wir ihm nun den Gebrauch eines gemeinen Fernrohrs, so fängt er an zu muthmaßen, daß die ganze Milchweiße des hellen Streifs, der die hohle Kugel umringt, wohl von Sternen herrühren möge. Er bemerkt einige Sternhaufen in mancherley Gegenden des Himmels, und findet, daß es auch dort eine Art von Nebelflecken giebt; sein Blick ist jedoch noch nicht so erweitert, um das Ende der Schichte abzusehen, in welcher er eine solche Stellung hat, daß es ihm vorkommt, als gehörten diese Zonen zu demjenigen System, welches, wie ihm deucht, alle und jede himmlische Gegenstände in sich faßt. Nun verstärkt er seine Sehkraft, und indem er sich einer genauen Beobachtung befleißiget, findet er, daß die Milchstraße in der That nichts anders, als eine Sammlung von sehr kleinen Sternen sey. Er wird gewahr, daß jene Gegenstände, welche Nebelflecke hießen, augenscheinlich nichts anders als Sternhaufen sind. Er sieht ihre Anzahl immer mehr und mehr anwachsen, und wenn er einen Nebelfleck in Sterne auflöset; so entdeckt er zehn neue, die er nicht auflösen kann.“ (77–78) – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Herschel, Friedrich W.: Über den Bau des Himmels. Abhandlungen über die Struktur des Universums und die Entwicklung der Himmelskörper 1784–1814, Thun/Frankfurt a. Main: Verlag Harri Deutsch 2001
Schlagwörter: (Aus-)Faltung, Ästhetik, Bauwerk, Bild, bildvisuell, Diagramm, Draufblick, Ekphrasis, Enzyklopädie, faktual, Fernblick, Gesamtarchiv, Gesamtdiagramm, Gesamtkompendium, Gesamtprojektion, Großtableau, Idealpanoramatik, Karte, Konzept/Idee, Medialpanoramatik, Medientechnik, mimetisch, Naturpanorama, Panoramabild, Rahmenexpansion, Rundbau, schematisch, Speicher, symbolisch, Tabelle, Technik, Text, textuell, visuell, Weltkarte, Wimmelbild, Wissenschaft, Zeichnung, Zugleichspräsentation, Zugriffspräsentation