
Von Jimmy Wales and Larry Sanger am 15. Januar 2001 gegründetes Projekt einer gemeinnützigen kooperativen Online-Enzyklopädie mit dem Anspruch, das Weltwissen nach Stichworten zu erfassen und – anders als es die (seither fast vollständig verschwundenen) traditionellen Print-Enzyklopädien konnten – laufend aktuell zu halten. Ein weiterer Anspruch zielt von Anfang an darauf, das Weltwissen in allen Sprachen verfügbar zu machen. Als erste nicht-anglophone Version startet die deutschsprachige Wikipedia bereits im März desselben Jahres. Indes bleiben Sprach-, Kultur- und Kommunikationsbarrieren – selbst nach dem Durchbruch automatisierter Übersetzungs-Software – vielfach weiterhin wirksam. – Johannes Ullmaier
1996 – Internet Archive

Noch in der utopischen Phase des Internets (fünf Jahre vor der Wikipedia) von Brewster Kahle gegründet, verspricht das gemeinnützige Projekt, die generische Transitorik der Onlinewelt zur omnitemporalen Allverfügbarkeit ihrer verschiedenen Stadien zu erweitern – was real nicht ganz, aber in beträchtlichen Teilen gelingt. Vor allem das Tool der Wayback Machine, eine Art Digital-Pendant zu H.G. Wells’ Time Machine, ermöglichst es, vergangene Zustände bzw. aktuell unzugänglich gewordene Inhalte zu erkunden. Ende 2023 sind über 839 Mrd. Websites archiviert. Daneben werden auch Filme, Bücher, Audios u. v. a. gesammelt und zugänglich gemacht, sofern das Copyright es zulässt. Angesichts der zunehmenden Oligarchisierung des Internets und der USA ist das in San Francisco ansässige Archiv um Spiegelungen seines Datenbestands (Ende 2021 ca. 200 Petabytes) außerhalb der USA bemüht – symbolträchtig vor allem in der neuen Bibliothek von Alexandria, aber auch in Kanada und in den Niederlanden. – Johannes Ullmaier
Weblinks:
1995 – Orbis Pictus Revisited
Interaktive Amsterdamer Medieninstallation zu Comenius’ didaktischem Gesamtkompendium von 1658. – Johannes Ullmaier
Weblinks:
1993 – Global Positioning Service (GPS)

Satellitengestütztes erdglobales Navigationssystem der USA, das Lokalisationen und Bewegungssteuerungen (quasi) in Real-Time ermöglicht. Ab 1973 als Projekt vom U.S. Department of Defense konzipiert. Ein erster Prototyp startet im Jahr 1978. Die vollständige Konstellation von 24 Satelliten wird erstmals 1993 erreicht. Seither massive Ausbau-Dynamik und konkurrierende Projekte. – Stephan Klose
Weblinks:
1993 – Ausstellung Sehsucht – Das Panorama als Massenunterhaltung des 19. Jahrhunderts
In der Kunst- und Ausstellungshalle der BRD in Bonn findet die bislang profundeste und reichhaltigste Einzelschau zur Geschichte und technischen Faktur panoramatischer Medien vom späten 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert statt. Der dazu erschienene Katalog ist bis heute das materialreichste Einzelkompendium zum Thema. – Johannes Ullmaier
Literatur / Quellen:
- Plessen, Marie-Louise von/Giersch, Ulrich (Hgg.): Sehsucht. Das Panorama als Massenunterhaltung des 19. Jahrhunderts, Frankfurt am Main: Stroemfeld / Roter Stern 1993
1990–2003 – DNA- Gesamterfassung, Human Genome Project

Das Human Genome Project (HGP) stellt ein innerhalb der Genetik bahnbrechendes Forschungsprojekt dar, welches das Ziel der erstmaligen vollständigen Sequenzierung der Basen des menschlichen Genoms verfolgt. Es verbindet biologische Forschung mit den rasanten informationstechnischen Fortschritten der Zeit, indem schier unvorstellbare Datenmengen digital und global verarbeitet, analysiert und vernetzt werden. Finanziert durch die National Institutes of Health der Vereinigten Staaten und in internationaler Kooperation mit Forschungsinstituten in Japan, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und China wird im Jahr 2003 ein Arbeitsentwurf veröffentlicht, der 92 % der Abfolge der ca. drei Milliarden Basenpaare auf den Chromosomen der menschlichen DNA enthält. Die verbleibenden Lücken sind auf die zu diesem Zeitpunkt noch beschränkten technischen Möglichkeiten zurückzuführen. Erst durch Anschlussprojekte, welche im März 2022 durchgeführt werden, erzielt man schließlich eine komplette Sequenzierung der genetischen Struktur. Durch die Errungenschaften des Projekts bricht eine neue Ära der biologischen Forschung an: „the shelf life of the scientific tool produced by the HGP is, effectively, forever.“ (Collins et al., „The Human Genome Project“, S. 286). „[I]t is simply inconceivable today that we would not have the genome at our fingertips.“ (Gibbs, „The Human Genome Project“, S. 575). – Bianka Niebling
Literatur / Quellen:
- Collins, Francis S.: „The Human Genome Project: Lessons from Large-Scale Biology“. In: Science 300 (2003), S. 286–290
- Gibbs, R.A.: „The Human Genome Project changed everything“. In: Nature Reviews Genetics 21 (2020), S. 575–576
Weblinks:
🖙 Human Genome Project, US Department of Energy
🖙 National Human Genome Research Institute
1987 – Kindergedenkstätte in Yad Vashem
In der von Moshe Safdie entworfenen Kindergedenkstätte in Yad Vashem liegt ein begehbarer, komplett verspiegelter Hauptraum, in dem fünf Kerzen vielfach reflektiert werden und so die mindestens 1,5 Mio. jüngsten Opfer der Shoah symbolisieren. Alle bekannten Namen der ermordeten Kinder werden dort von einem Endlostonband vorgetragen. (Ebenfalls in Yad Vashem befindet sich das sogenannte Partisanen-Panorama, das jedoch keine prägnant panoramatische Struktur aufweist). – Rebecca Rasp
Literatur / Quellen:
- Gutterman, Bella/Shalev, Avner: Zeugnisse des Holocaust, Göttingen: Wallstein 2006, S. 312
Weblinks:
1982 – Richard Paul Lohse, Farbkomplementäre Reihen
Das 284 × 1846 cm große, aus 2 × 13 horizontal übereinander angeordneten, monochromen Elementen bestehende Wandbild (Acryl gespritzt auf Aluminium, montiert auf Beton; Lesesaal des Staatsarchivs des Kantons Zürich) weist, wie Bruno Weber konstatiert hat, insofern eine panoramatische Struktur auf, als es eine Rundsicht veranschaulicht, „welche grundsätzlich keinen Anfang und kein Ende hat“, und zwar in Form einer „horizontal gerichtete[n] Bewegung, die zu ihrem Ausgangspunkt zurückfindet. Das Panorama formuliert, so verstanden, das Paradox eines geschlossenen, aber unendlich erweiterbaren Weltbilds.“ (Weber, „Formen und Funktion älterer Panoramen“, S. 257). – Bernd Klöckener
Literatur / Quellen:
- Weber, Bruno: „Formen und Funktion älterer Panoramen. Eine Übersicht“. In: Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 42 (1985), H. 4, S. 257–268
Weblinks:
1982 – Videospielreihe, Microsoft Flighstimulator
Die Videospielreihe Microsoft Flightsimulator verspricht seit 1982, via Flugsimulation über den eigenen Heimcomputer möglichst realistisch an jeden Ort der Welt gelangen zu können. Die erste Version konnte lediglich acht Fluginstrumente und eine 2D Ebene darstellen. Demgegenüber benutzt der nunmehr zwölfte Ableger der Videospielreihe, der Microsoft Flight Simulator 2024, fortgeschrittene Methoden, um die gesamte Erde darzustellen. Zum einen setzt er per Algorithmus vorgefertigte Häuser, Straßen oder Bäume an jene Stellen in der digitalen Welt, wo sie auf der Onlinekarte von Bing zu finden sind. Zum anderen benutzt er bei größeren Städten Photogrammetrie (eine Technik, bei der durch die Analyse und Vermessung von Fotografien virtuelle 3D-Gebäude erstellt werden). Die höchste Stufe der Detailtreue lässt sich im Simulator jedoch dann finden, wenn Flughäfen oder Sehenswürdigkeiten per Hand (also nicht über einen Algorithmus) von einem Entwicklerteam digital nachgebaut wurden. Das Hauptentwicklerteam Asobo stattet den Simulator zusätzlich kontinuierlich mit „World Updates“ aus. Insgesamt beträgt die Größe dieser digitalen Welt über zwei Millionen Gigabyte. Um diese Datenmenge für einen Heimcomputer nutzbar zu machen, lädt der PC immer nur die Landschaften von einem Server herunter, die gerade in Reichweite des virtuellen Flugzeugs sind. Je nach Region schwankt der Detaillierungsgrad, sodass eine Person aus Wien sein/ihr Haus genau erkennen kann, wohingegen eine Person aus Damphu (Dorf im Buthan) im Flugsimulator nur auf ein generisches Haus trifft. Wer eine eigene Haustür hat, kann aber trotzdem davor landen, egal auf welchem Punkt der Erde – man muss nur das passende Luftfahrzeug wählen. – Till Bertram
Weblinks:
1977 – Magnetresonanztomografie

Magnetfeldbasiertes Bildgebungsverfahren zur Transparentmachung und Erfassung innerkörperlicher Strukturen, das im Unterschied zur Röntgentomografie keine Strahlenbelastung impliziert. Theoretische Grundlegung 1971 durch Paul C. Lauterbur. Die erste MRT-Aufnahme eines menschlichen Körpers gelingt 1977 dem Schotten Raymond Damadian. – Lea-Sophie Dettmann | Johannes Ullmaier