2010 – Der digitale Peters

Der Datenbestand der 1952 in Buchform erstmals erschienenen Synchronoptischen Weltgeschichte von Arno Peters wird digitalisiert und auf CD-ROM mit einem Beibuch publiziert. Aus dem vormaligen Ausklappkarten wird so eine integrale Digitalkarte, die sich auf einem 24-Zoll-Bildschirm horizontal über 37 m scrollen lässt. Die Suchfunktionen sind gegenüber der Print-Präsentation maßgeblich verbessert. Zudem wird Peters’ Karteikartenbasis, gleichsam der archivarische Maschinenraum seiner Universalhistorie, zugänglich gemacht. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Behrendt, Hans Rudolf/Burch, Thomas/Weinmann, Martin: Der Digitale Peters. Arno Peters Synchronoptische Weltgeschichte, Wiesbaden: Büro W Zweitausendeins 2010

Weblinks:

🖙 Der Digitale Peters auf Herodot

Schlagwörter: (Aus-)Faltung, Bild, bildvisuell, Denkmal, Diagramm, Didaktik, Draufblick, faktual, geordnet, Gesamtarchiv, Gesamtdiagramm, Gesamtkompendium, Gesamtprojektion, Großtableau, Karte, Medialpanoramatik, Medientechnik, offen, Organisation, Rahmenexpansion, schematisch, Speicher, symbolisch, Technik, Text, textuell, Überbreite, Universalchronik, Unterhaltung, Wissenschaft, Zeitensynopse, Zugleichspräsentation, Zugriffspräsentation

2010 – Infinitypool des Marina Bay Sands Hotels (Singapur)

Infinitypools (auch als ‚Überlaufpools‘ oder ‚Unendlichkeitsbecken‘ bekannt) sind seit Jahren ein beliebtes architektonisches Feature. Durch die besondere Bauweise des Pools ändert sich sowohl der Blick als auch die Perspektive der Schwimmenden auf die räumliche Umgebung. Designziel ist eine optische Illusion des Unendlichen. Dies wird durch eine abgesenkte Kante des Beckens ermöglicht, über die das Wasser kontinuierlich in eine außenliegende Überlaufrinne strömt. Von dort aus wird es in den Kreislauf des Pools zurückgeführt. Diese Bauweise erzeugt die visuelle Illusion, dass der Pool keine Begrenzung habe. Zudem integrieren sich Infinitypools häufig durch ihre spiegelnde Oberfläche in die umliegende Landschaft und liegen demgemäß bevorzugt an erhöhten Orten wie Hügeln, Klippen oder Dächern. Dadurch scheinen sie direkt mit der Umgebung zu verschmelzen, seien dies Wassermassen wie das Meer oder ein See, oder seien es Berge oder der Himmel. So oder so ermöglichen Infinitypools einen freien Blick und lassen Schwimmende das umliegende Panorama – etwa von Großstädten wie Singapur – genießen. Die Gestaltung ohne sichtbare Kanten lenkt den Blick nicht ab und eröffnet eine ungehinderte Aussicht. Dies verstärkt das Gefühl, Teil der Umgebung zu sein.

Um 2025 befindet sich der wohl bekannteste Infinitypool auf einer Dachterrasse, welche als Brücke dient und die drei Türme des 2010 eröffneten Marina Bay Sands Hotels in Singapur verbindet. Das Schwimmbecken liegt im 56. Stock auf knapp 190 Metern Höhe, misst 146 Meter Länge und ist somit zugleich das weltgrößte Außenschwimmbad in solcher Höhe. Gleichwohl gibt es im Dubaier Adress Beach Resort seit 2021 einen noch ca. 100 Meter höher gelegenen Infinitypool, der vom ebendort gelegenen Burj-Khalifa-Wolkenkratzer allerdings seinerseits um mehrere hundert Meter überragt wird. – Nele Schön / Lena-Maria Weiß

Weblinks:

🖙 Hotel-Website Singapur
🖙 Pool-Website Dubai

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bauwerk, Blicktransparenz, faktual, Fernblick, geschlossen, Halbrundband, haptisch, Immersion, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medientechnik, offen, Rahmenexpansion, Realpanoramatik, Skulptur, Unterhaltung, visuell, Zugleichspräsentation, Zugriffspräsentation

2009 – Digitales 3D-Kino, Avatar

Stereoskopische Fotografie gibt es zwar schon in der präkinematografischen Zeit des 19. Jahrhunderts, und auch kurze Phasen mit 3D-Film-Vorstößen begleiten die Filmgeschichte seit ihren Anfängen. Doch erst mit dem Erfolg des Fantasyfilms Avatar – Aufbruch nach Pandora (USA 2009, R: J. Cameron) und den darauffolgenden 3D-Blockbustern der 2010er-Jahre setzt sich das 3D-Kino nachhaltig durch und wird zu einem kontinuierlichen Angebot in Multiplexkinos. Anfang 2012 gehören neben Avatar fünf weitere 3D-Filme zu den zehn Filmen mit den weltweit höchsten Einspielergebnissen. Zur Perfektion der räumlichen Wirkung und der Projektion ist für den 3D-Film technisch eine weitreichende Digitalisierung der Filmproduktion und der Vorführstätten nötig. Umgekehrt sorgen 3D-Filme durch ihre Popularität auch für einen Digitalisierungsschub der Kinos. Die panoramatische Wirkung des Breitwandbildes wird im 3D-Film durch die Staffelung des Sichtfeldes in die Tiefe gesteigert, wodurch es orthogonal aus der zweidimensionalen Fläche des Filmbildes hinauszuragen scheint und den immersiven Effekt verstärkt. Ende der 2010er-Jahre flaut die Dominanz der 3D-Filme jedoch wieder ab. – Johannes Noss

Literatur / Quellen:

  • Wegener, Claudia/Jockenhövel, Jesko/Gibbon, Mariann: 3D-Kino. Studien zur Rezeption und Akzeptanz, Wiesbaden: Springer 2012, S. 21–44

Weblinks:

🖙 Wikipedia

Schlagwörter: Animation, Ästhetik, audiovisuell, Bild, bildvisuell, Blicktransparenz, Didaktik, fiktional, Film, Gesamtprojektion, Immersion, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medientechnik, mimetisch, Rahmenexpansion, schematisch, Technik, Unterhaltung

2009 – Markus „Notch“ Persson, Minecraft


Mit über 300 Millionen Verkäufen eines der populärsten Computerspiele. Im Zentrum stehen das Erkunden und der blockweise Ausbau einer im Prinzip unbegrenzten, wenngleich in einigen Versionen faktisch limitierten Welt. Die Spielsphäre ist in unterschiedliche Terrains gegliedert und generiert sich, je nachdem, wie weit Spielende sich bewegen, auf der horizontalen Ebene immer weiter. Zudem gibt es verschiedene Spielmodi (darunter ‚Kreativ‘, ‚Überleben‘, ‚Abenteuer‘ und ‚Zuschauer‘) und zahlreiche Erweiterungsmöglichkeiten. Ursprünglich in Perssons Firma Mojang Specifications entwickelt und 2014 von Microsoft übernommen, kann das Spiel sowohl allein als auch zu mehreren gespielt werden und bildet in summa einen der größten Welterzeugungskomplexe innerhalb der digitalen Game World. – Hannah Bartölke

Weblinks:

🖙 Offizielle Minecraft Website
🖙 Wikipedia – Minecraft 

Schlagwörter: (Aus-)Faltung, Animation, audiovisuell, Bild, bildvisuell, Didaktik, fiktional, Gesamtprojektion, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medientechnik, offen, Organisation, Rahmenexpansion, schematisch, Text, Überbreite, Unterhaltung, Zugleichspräsentation

2009 – Radom auf der Wasserkuppe

Das ehemalige militärische Sperrgebiet bietet mit dem 60 m langen Rundlauf um die Kuppel einen einzigartigen Panoramablick, mit einer Reichweite von mehr als 100 km, über das „Land der offenen Fernen“ im Dreiländereck von Hessen, Bayern und Thüringen. Am 26. Juni erklärt das Hessische Landesamt für Denkmalpflege das Radom zum Kulturdenkmal und gibt Hessens höchsten, auf einer Höhe von 960 m in der Rhön gelegenen Aussichtspunkt für die Öffentlichkeit frei. Ein typisches Beispiel für die Kulturalisierung lokaler Höchstlagen zum ‚Panoramablick‘, sei es – wie hier – aus ehemaligen Funktionszusammenhängen heraus, sei es – wie am markantesten bei Fernsehtürmen – parallel zur laufenden Nutzung oder sei es – wie bei Aussichtsplattformen, etwa Desert View am Grand Canyon – zur Bezeigung ‚sehenswerter‘ Naturausblicke. Der Aussichtspunkt ist der erblickte Überblick. – Maureen Seyfarth | Johannes Ullmaier

Weblinks:

🖙 Website

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bauwerk, Denkmal, Didaktik, Draufblick, faktual, Fernblick, Medialpanoramatik, Naturpanorama, Organisation, Realpanoramatik, Rundband, Rundbau, Technik, Unterhaltung, visuell, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

2007 – Google Street View

Google Street View bietet Nutzer:innen die Möglichkeit, unbegrenzt durch Straßen zu navigieren und sich dabei auf 360°-Panoramabildern mit einer individuell einstellbaren Ansicht jeden Winkel anzusehen. Zu Beginn wird die Datengrundlage dafür aus firmeneigenen Aufnahmewagen mit einer auf dem Dach in ca. 3 m Höhe installierten Kamera erfasst. Mittlerweile werden die Daten auch zu Fuß oder per Fahrrad gesammelt, um die gesamte Welt zu kartografieren. Gesichter und Autokennzeichen sollen automatisch unkenntlich gemacht werden. Der Dienst startet 2007 in den USA und umfasst 2024 hundert Länder. Mehr als zehn Millionen Meilen an Bilderstrecke sollen registriert sein. Zu Beginn führt die Datenerfassung vor allem in Deutschland zu einer Debatte über Persönlichkeitsrechte. Im größeren Kontext gesehen ergänzt das panoramatische Google-Streben nach seitlicher Gesamtweltansicht das in Google Earth manifestierte nach Gesamtdraufsicht sowie das in Google Books manifestierte nach Totalaufblätterung. Analoge Google-Vorstöße, registratorisch auch ins Innere aller Häuser und Körper einzudringen, sind bislang weniger erfolgreich. – Hannah Bartölke | Johannes Ullmaier

Weblinks:

🖙 Google Street View – How it works
🖙 Wikipedia – Google Street View

Schlagwörter: Bild, bildvisuell, Denkmal, faktual, Foto, Gesamtarchiv, Gesamtkompendium, Gesamtprojektion, Medialpanoramatik, Medientechnik, mimetisch, offen, Organisation, schematisch, Speicher, Technik, Überwachung, Unterhaltung, Zugleichspräsentation, Zugriffspräsentation

2007 – Alexander Pechmann, Die Bibliothek der verlorenen Bücher

In seinem Werk schildert der österreichische Schriftsteller, eingebettet in eine fiktive Rahmenhandlung, eine Bibliothek, die all jene Werke der Weltliteratur enthalten und verzeichnen soll, die dem leichtsinnigen Umgang, der Rigorosität von Zensur, den Flammen, der Unzufriedenheit oder Schreibblockaden zum Opfer gefallen und mithin nicht verwirklicht worden sind, so dass sie gegenwärtig nur fragmentarisch als vage Vorstellung und Erinnerung existieren. Der Ich-Erzähler führt durch die Säle dieser ausschließlich in der Romanwelt bestehenden Bibliothek und gewährt einen selektiven Einblick in das Gesamtkompendium verlorener Schriften – die Autoren reichen von Lord Byron über Admiral Zheng He bis zu Thomas Mann – sowie die Umstände ihres Verlustes. Als fiktives Komplement aller konkret verhinderten Bücher zur bislang nie verwirklichten, aber real möglichen Universalbibliothek aller je erschienenen Bücher einerseits sowie als realliteraturhistorische Konkretion der abstrakt-imaginären Bibliotheken bloß kombinatorisch imaginierter Buchuniversen bei Laßwitz und Borges andererseits füllt Pechmanns Werk eine weitere Lücke im Spektrum buchpanoramatischer Vollständigkeitsfantasien. – Violetta Xynopoulou | Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Pechmann, Alexander: Die Bibliothek der verlorenen Bücher, Frankfurt am Main: Schöffling & Co. 2023

Weblinks:

🖙 Deutschlandfunk Kultur 

Schlagwörter: Ästhetik, Buch, Denkmal, Didaktik, fiktional, Gesamtarchiv, Gesamtkompendium, Idealpanoramatik, Konzept/Idee, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, offen, Speicher, symbolisch, Text, textuell, Unterhaltung

2006 – Wien City Panoramas 360°

Breitbildband mit weit ausklappbaren Panorama-Stadtansichten von Wien, hier stellvertretend nicht nur für diese Panorama-Buchserie, die auch Bände zu Berlin, Augsburg, Amsterdam etc. umfasst, sondern für die anhaltende Konjunktur dieser auf den ersten Blick anachronistischen Printgattung insgesamt. Ebenso einschlägig, wenn auch ohne Aufklappseiten, etwa Reinhard Mandls gleichfalls breitformatiges Wien. Gestern und heute (2019), das die Doppelseitigkeit der Buchform als epochenvergleichs-panoramatischen Splitscreen nutzt und markante Wiener Stadtansichten jeweils im direkten 100-Jahres-Abstand einander gegenüberstellt. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Weiler, Werner/Neubauer, Helga/Vorbeck, Wolfgang: Wien City Panoramas 360, Auckland / New Zealand: NZ Visitor Publications 2006
  • Mandl, Reinhard: Wien. Gestern und heute, Berlin: Eisengold 2019
Schlagwörter: (Aus-)Faltung, 360°, Ästhetik, Bild, bildvisuell, Buch, Denkmal, faktual, Fernblick, Foto, Gesamtprojektion, Großtableau, Leporello, Medialpanoramatik, mimetisch, Panoramabild, Rahmenexpansion, Text, Überbreite, Unterhaltung, Zeitensynopse, Zugleichspräsentation

2005 – Google Earth


Nach zahlreichen Vor- und Parallelentwicklungen von Google eingekaufte und prominent implementierte Computersoftware, welche die Erde (quasi-)dreidimensional abbilden und verschiedene Sichtabstände bzw. Ausschnitte skalieren kann. Von der Herstellerfirma selbst als „der genaueste Globus der Welt“ beschrieben, eröffnet Google Earth nominell allen die Möglichkeit, die gesamte Erdoberfläche zu erkunden. Mittels sogenannten Geobrowsings kann die Ansicht frei gewählt und an beliebige Orte herangezoomt werden. Teilweise ist zusätzlich eine 3D-Ansicht verfügbar. Die ‚Kameraführung‘ wird dabei dem menschlichen Blick nachempfunden, sodass das Erkunden über Google Earth ein immersives Erlebnis verspricht. Wird nicht die 3D-Ansicht gewählt, kann man den Globus mithilfe des Cursors bewegen, um sich bestimmte Ziele anzuschauen. Die 2D-Darstellung wird aus Luft- und Satellitenbildern generiert, die beim Hereinzoomen engmaschiger aufgefaltet werden. Nutzer können so Städte und Landschaften sowie deren Koordinaten einsehen. Die Ansicht kann beliebig ausgerichtet werden, orientiert sich aber in der Grundeinstellung automatisch an einem kompass-genordeten Blickwinkel. Wer weit genug herauszoomt, kann die ganze Erde in Globalansicht erblicken. 2019 wird bekanntgegeben, dass Google Earth inzwischen mehr als 97 % der Welt abdecke. Unausweichlich expandiert das Sehbegehren seither weiter in Richtung Google Sky, Google Mars und Google Moon. – Stephan Klose | Hannah Bartölke | Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Abend, Paolo/Thielmann, Tristan: „Die Erde als Interface. Ein Google Earth-Rundgang“. In: Raum als Interface, hg. von Annika Richterbach und Gabriele Schabacher, Siegen: universi 2011, S. 127–143

Weblinks:

🖙 Google Earth
🖙 Wikipedia

Schlagwörter: Allwahrnehmung, Bild, bildvisuell, Didaktik, Draufblick, faktual, Fernblick, Foto, Gesamtarchiv, Gesamtdiagramm, Gesamtprojektion, Karte, Medialpanoramatik, Medientechnik, mimetisch, offen, Organisation, Panoramaflug, Rahmenexpansion, Realpanoramatik, schematisch, Speicher, Technik, Überwachung, Unterhaltung, Weltatlas, Weltkarte, Zugleichspräsentation, Zugriffspräsentation

2005 – 5D-Kino

Versuch einer alle Sinne umfassenden immersiv-mimetischen Totalisierung des traditionellen 3D- bzw. Duftkinos durch haptische Stimulationen im Kinosaal, die dem Publikum vor allem mittels aufwändig präparierter Kinositze verabreicht werden. Nach Erstvorstellungen 2005 in Wien und Linz ab 2006 auch in Berlin (CineStar/Borsighallen) und anderen Städten, allerdings ohne breitere Resonanz. – Lea Müller

Weblinks:

🖙 Filmlexikon-Eintrag
🖙 APA-Meldung

Schlagwörter: 360°, Animation, Ästhetik, audiovisuell, bildvisuell, Event/Performance, fiktional, Film, Gesamtprojektion, geschlossen, haptisch, Immersion, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medieninstallation, Medientechnik, mimetisch, Rahmenexpansion, Unterhaltung, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation