In einem Aufsatz, in dem er John Wilkins’ Universalsprache (1668) in Erinnerung ruft, diskutiert Jorge Luis Borges (1942/1953 ff.) auch einige alternative Systeme zur Klassifikation aller existierenden Dinge, darunter dasjenige in einer chinesischen Enzyklopädie, von der er durch den deutschen Sinologen Franz Kuhn (1884–1961) erfahren hatte. Leider zitiert Borges daraus nur den Abschnitt zur Klassifikation der Tiere (der immerhin einen späteren Professor für die Geschichte der Denksysteme zuerst zum Lachen, und dann zum Verfassen eines seiner Hauptwerke brachte, Foucault, Les mots et les choses, S. 7). Ein in der Bibliothek von Babel (1941) auffindbares Exemplar dieser Enzyklopädie zeigt aber, dass dieses Klassifikationssystem noch in deren jüngster Auflage weitgehend erhalten geblieben ist und auch auf andere Gegenstände in analoger Weise, wenngleich mit einigen Detailanpassungen, Anwendung findet. So werden etwa Autos dort in folgende Gruppen unterteilt: „(a) dem Generalsekretär der Kommunistischen Partei gehörende, (b) verschrottete, (c) solche mit Airbag, (d) Milchtanker, (e) Fiat Pandas, (f) solche aus Science-Fiction-Filmen, (g) solche ohne Zulassung, (h) in diese Rubrik gehörige, (i) die von jungen Männern aus Niederbayern gesteuert werden, (j) unzählige, (k) mit einer Polaroid-Kamera photographierte, (l) und so weiter, (m) die Fußgänger überfahren haben, (n) die von weitem wie Isettas aussehen.“ – Robert Stockhammer
Literatur / Quellen:
- Borges, Jorge Luis: „El idioma analítico de John Wilkins“ [1942]. In: Obras Completas, Buenos Aires: Emecé 1953, S. 139–144
- Borges, Jorge Luis: Gesammelte Werke in zwölf Bänden. Band 5: Der Erzählungen erster Teil: Universalgeschichte der Niedertracht / Fiktionen / Das Aleph, München: Hanser 2000
- Foucault, Michel: Les mots et les choses: Une archéologie des sciences humaines, Paris: Gallimard 1966