1971 – Computertomografie


Nach Tierversuchen entsteht 1971 die erste CT-Aufnahme eines Menschen. Ab 1972 auf dem Markt, verbreitet sich das Bildgebungsverfahren zur Transparentmachung und Erfassung innerkörperlicher Strukturen, das im Unterschied zur Röntgentomografie keine störenden Überlagerungen zeigt, rasch vor allem in der medizinischen Diagnostik, aber auch in der Materialwissenschaft. – Johannes Ullmaier

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Schlagwörter: Bild, bildvisuell, Blicktransparenz, Diagramm, faktual, geordnet, Medialpanoramatik, Medientechnik, mimetisch, schematisch, Technik, Überwachung, Wissenschaft, Zeitensynopse, Zugleichspräsentation

1969 – Weltzeituhr am Berliner Alexanderplatz


Zehn Meter hoher Eckzylinder, dessen 24 Rechteck-Kanten je eine Zeitzone repräsentieren und jeweils darin liegende Städte aller Kontinente – insgesamt 146 (Stand 2023) – anzeigen. Innerhalb des Zylinders rotiert als eigentliche Uhranzeige ein Ring, der das Wandern der Stunden(zahlen) durch die Zeitzonen darstellt, sodass jederzeit abzulesen ist, wie spät es auf der Erde wo gerade ist. Darüber ist zudem ein beschleunigt rotierendes Planetarium installiert. Neben dem Ostberliner Fernsehturm prominenteste DDR-Manifestation sozialistischer Welteinheits-, Zukunfts- und Technik-Utopie, bis zum Mauerfall in unvermitteltem Kontrast zu den realen Weltbereisungsmöglichkeiten der Bevölkerung; 1985 und 1997 renoviert und aktualisiert; 2023 in einer klimaaktivistischen Impulshandlung mit Sprühfarbe verunstaltet. – Johannes Ullmaier

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🖙 Klima-Protest

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bauwerk, Denkmal, Diagramm, Didaktik, faktual, Fernblick, geordnet, Gesamtdiagramm, Gesamtprojektion, geschlossen, Karte, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medieninstallation, Medientechnik, Moving Panorama, Organisation, Rundband, Rundbau, schematisch, Skulptur, symbolisch, Technik, Text, textuell, Universalchronik, Unterhaltung, Zeitensynopse, Zugleichspräsentation

1965 – Roman Opalka, 1965/1-?

Wie im Titel angedeutet, beginnt der Künstler Roman Opalka (1931–2011) sein Lebenskunstwerk (oft auch: 1965/1-infinity) im Jahr 1965 und führt es konsequent bis an sein Lebensende fort. Im Zentrum steht die Reihe der natürlichen Zahlen, die er fortlaufend mit dem Pinsel in weißer Farbe auf den grauen Hintergrund einer Großleinwand (196×135 cm) aufträgt, bis diese – von ihm als „Detail“ bezeichnet – jeweils voll ist und die nächste an die Reihe kommt. Parallel erstellt er eine Serie von Fotografien, auf denen jeden Tag die fortgeführte Zahlenreihe sowie der Künstler im Selbstportrait dokumentiert wird. Damit ergibt sich eine durchgängige Spur des Fortschreitens sowohl des Werks als auch des Alterns seines Produzenten. Durch allmähliche Aufhellung des grauen Leinwandhintergrundes nimmt der Kontrast der Zahlen zur Auftragsfläche langsam, aber stetig ab. Das Werk wird immer heller, bis sich die Spur – mit dem Tod des Künstlers – ganz ins Weiß verliert. In Opalkas Verfahren, das mit der Zeit medial immer weiter ausgreift und neben Ausstellungen auch Bücher und Tonträger hervorbringt, manifestieren sich die ideale Unendlichkeit (der Zahlenreihe) und die reale Endlichkeit ihrer Repräsentierbarkeit durch einen Menschen (Roman Opalka). Als Tagebuch der Vergänglichkeit und zugleich zeitloses Denkmal bildet es eine singuläre Antwort auf die existentielle Avantgardefrage nach der Vereinigung von Kunst und Leben. – Marie Matheis | Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Opalka, Roman: 1965/1-?, München: Ottenhausen 1980

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Schlagwörter: Ästhetik, auditiv, Bild, bildvisuell, Buch, Denkmal, Diagramm, Event/Performance, faktual, fiktional, Gemälde, geordnet, Gesamtdiagramm, Großtableau, Hörwerk, Idealpanoramatik, Konzept/Idee, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, offen, Organisation, Rahmenexpansion, schematisch, Speicher, Text, textuell, Universalchronik, Zeitensynopse, Zugleichspräsentation, Zugriffspräsentation

1962 – Arno Peters, Histoire Mondiale Synchronoptique

Französische Version der Sychronoptischen Weltgeschichte von Arno Peters, bearbeitet von Robert Minder und von der deutschsprachigen Ausgabe teils signifikant abweichend. Sogar im ‚selben‘ Buch erscheint die Weltgeschichte nirgends auf der Welt identisch, nicht einmal in Nachbarländern. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Peters, Arno/Peters, Anneliese: Histoire mondiale synchronoptique, Basel: Editions Académiques de Suisse 1962

Weblinks:

🖙 Rezension Le Monde Alfred grosser 1963

Schlagwörter: (Aus-)Faltung, Bild, bildvisuell, Buch, Diagramm, Didaktik, Draufblick, faktual, geordnet, Gesamtdiagramm, Gesamtkompendium, Gesamtprojektion, Großtableau, Karte, Leporello, Medialpanoramatik, Organisation, panoramatische Diskursform, Rahmenexpansion, schematisch, Speicher, symbolisch, Tabelle, Technik, Text, textuell, Überbreite, Universalchronik, Unterhaltung, Zeitensynopse, Zugleichspräsentation, Zugriffspräsentation

1952 – Arno und Anneliese Peters, Synchronoptische Weltgeschichte


Zeitkartografische Form der Weltgeschichtsdarbietung als großformatiges Aufklapp-Kartenwerk. Die vertikal in mehrere Themenstreifen untergliederten und horizontal die Kalenderjahresfolge repräsentierenden ca. 12.000 Ereignis-Kästchen sowie die im Zentrum übereinandergelagerten ‚Lebensstreifen‘ prägender Persönlichkeiten sollen ermöglichen, die Geschichte der menschlichen Zivilisation von ca. 3000 vor Chr. bis zum Erscheinungszeitpunkt diachron sowie synchron in großen Perspektivzusammenhängen zu erfassen, möglichst ‚auf einen Blick‘. Anschließend an frühe, teils heftige, aber verbreitungsfördernde Kontroversen um die Auswahl und politische Ausrichtung der Einträge erscheint das Werk über Jahrzehnte hinweg in immer neuen, um ein bis zu 10.000 Stichwörter umfassendes Register angereicherten Auflagen; 2010 wird es per CD-ROM in die Digitalepoche und 2017 via Herodot in die Onlinesphäre überführt. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Peters, Arno/Peters, Anneliese: Synchronoptische Weltgeschichte, Frankfurt am Main: Universum 1952
  • Kuchenbuch, David: Welt-Bildner. Arno Peters, Richard Buckminster Fuller und die Medien des Globalismus, 1940–2000, Köln: Böhlau 2021, S. 253–286

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Schlagwörter: (Aus-)Faltung, Bild, bildvisuell, Buch, Diagramm, Didaktik, Draufblick, faktual, geordnet, Gesamtdiagramm, Gesamtkompendium, Gesamtprojektion, Großtableau, Karte, Leporello, Medialpanoramatik, Organisation, panoramatische Diskursform, Rahmenexpansion, schematisch, Speicher, symbolisch, Tabelle, Technik, Text, textuell, Überbreite, Universalchronik, Unterhaltung, Zeitensynopse, Zugleichspräsentation, Zugriffspräsentation

1947 – Alfred Thompson Eade, The Panorama Bible Study Course

Zeitkartografische Übersichtsdarstellung der Weltgeschichte nach dispensationalistisch aufgefasstem Bibelbericht; als Bibel-Panorama auch in deutscher Sprache in vielen Auflagen verbreitet; ab 4000 v. Chr. (Kain und Abel) kalender-korreliert; starker Akzent auf der (nicht mehr datierten) Endzeit nach biblischer Apokalypse-Schilderung. Das Vorwort der deutschen Ausgabe von 2022 (zwischenzeitlich mit CD-ROM, nun mit Online-Zugang) zitiert das Vorwort der OA, die „einen Überblick über die von Gott gegebenen Offenbarungen und Zeitalter zu vermitteln“ verspricht. Das deutsche Vorwort ergänzt: „Wie durch einen Rundblick (Panorama) möchte [das Bibel-Panorama] dem Leser das göttliche Handeln in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vor Augen stellen.“ – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Thompson Eade, Alfred: Bibel-Panorama [1940], Retzow: Christliche Verlagsgesellschaft 2019
Schlagwörter: Bild, bildvisuell, Buch, Diagramm, Didaktik, Draufblick, fiktional, geordnet, Gesamtdiagramm, geschlossen, Idealpanoramatik, Karte, Medialpanoramatik, Mythos/Religion, schematisch, symbolisch, Text, textuell, Universalchronik, Zeichnung, Zeitensynopse, Zugleichspräsentation

1946 – Werner Stein, Kulturfahrplan

Synchronoptische Weltgeschichtstabelle; in der Erstausgabe mit ca. 1400 Seiten Umfang als Kulturfahrplan – die wichtigsten Daten der Kulturgeschichte von Anbeginn bis heute erschienen, seither vielfach aktualisiert; Der neue Kulturfahrplan von 2004 enthält ca. 2000 Seiten und liegt auch in digitaler Form vor. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Stein, Werner: Kulturfahrplan – die wichtigsten Daten der Kulturgeschichte von Anbeginn bis heute, Berlin: Herbig 1946
  • Stein, Werner: Der neue Kulturfahrplan – die wichtigsten Daten der Weltgeschichte, Berlin: Herbig 2004

Weblinks:

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Schlagwörter: Buch, Denkmal, Diagramm, Didaktik, faktual, geordnet, Gesamtdiagramm, Gesamtkompendium, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Organisation, schematisch, Speicher, symbolisch, Tabelle, Technik, Text, textuell, Universalchronik, Wissenschaft, Zeitensynopse, Zugleichspräsentation, Zugriffspräsentation

1938 – LSD-Panoramatik

Eher zufällig entdeckt der Schweizer Chemiker Albert Hofmann am eigenen Körper und Geist die stark halluzinogene Wirkung der Substanz Lysergsäurediethylamidt. Nach der Einnahme kommt es zu Veränderungen der Sinneswahrnehmung und des Bewusstseinserlebens, insbesondere im Raum- und Zeitempfinden, ferner zu Euphorien, Synästhesien und quasi-religiösen Ekstasen, bis hin zur vollständigen Auflösung des Ich-Bewusstseins. Manche Konsument:innen berichten davon, ‚alles wahrnehmen‘ zu können (visuell, akustisch, haptisch), etwa ein Werbeagent, dessen Schilderung Hofmann für seinen eigenen Buchbericht aus John Cashmans LSD-Die Wunderdroge übernommen hat: „Ich habe natürlich keine Vergleichsmöglichkeit, bin jedoch überzeugt, kein Heiliger hat erhabenere oder herrlichere Visionen gesehen oder einen seligeren Zustand der Transzendenz erlebt als ich. […] In einem einzigen kristallklaren Augenblick erkannte ich, dass ich unsterblich war. […] Plötzlich war ein strahlendes Licht und die schimmernde Schönheit der Einheit. Alles war erfüllt von diesem Licht, weißes Licht von unbeschreiblicher Klarheit. Ich war tot, und ich war geboren […] Ich sah Gott und den Teufel und alle Heiligen, und ich erkannte die Wahrheit. Ich fühlte, wie ich ins All hinausflog, ohne Schwere und ohne Fesseln, dazu befreit, in dem seligen Glanz der himmlischen Erscheinung zu baden.“ Indes kann es auch zu allumfassenden Horrortrips kommen, wie bei einem Maler und seiner Freundin, der berichtet: „Alles um uns herum war feindlich und drohend, als wollte es im nächsten Augenblick über uns herfallen. […] Es gab keine Vernunft und keine Zeit mehr; es schien, als ob dieser Zustand nie mehr enden würde.“ So besitzt LSD ein zwar unspezifisches und kaum steuerbares, doch gegebenenfalls sehr großes Potenzial zu himmlisch oder höllisch überwältigenden Allschau-Eindrücken. – Caroline Klein | Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Moser, Jeannie: Psychotropen: eine LSD-Biographie, Konstanz: Konstanz University Press 2013
  • Hofmann, Albert: LSD – mein Sorgenkind: die Entdeckung einer „Wunderdroge“, Stuttgart: Klett-Cotta 2001

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Schlagwörter: Allwahrnehmung, Ästhetik, audiovisuell, auditiv, bildvisuell, Blicktransparenz, Draufblick, Event/Performance, faktual, Fernblick, fiktional, Gesamtprojektion, haptisch, Immersion, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, mimetisch, Mythos/Religion, offen, Rahmenexpansion, Realpanoramatik, schematisch, symbolisch, unbegrenzte Allheit, Unterhaltung, Utopie/Dystopie, visuell, Wissenschaft, Zeitensynopse, Zugleichspräsentation

1926 – Claude Monet, Les Nymphéas


Von den 1890er-Jahren bis zu seinem Tod 1926 arbeitet der impressionistische Maler Claude Monet an überbreiten, großformatigen Seerosenbildern, für die er eine Rundum-Präsentation vorsieht. Nach dem Tod des Künstlers werden unter dem Titel Les Nymphéas acht Bilder im Musée de l’Orangerie in Paris in zwei miteinander verbundenen elliptischen Räumen installiert. Womöglich spielte Monet mit der Anordnung im Rund bewusst auf den Panorama-Hype des späten 19. Jahrhunderts an, wenngleich seine Bilder mit deren Form des Illusionismus nichts mehr gemein haben. Seine Gemälde präsentieren sich als solche (ohne Faux Terrain, mit erkennbarem Bildrand und sichtbarem Farbauftrag) und mobilisieren sowohl Blick als auch Körper. Sie bieten keinen weiten Blick in die Landschaft, sondern zeigen sich eher als farblich subtil gestaltete Flächen. Bei genauerer Betrachtung offenbart sich gleichwohl eine andere Art von panoramatischem Anspruch: Der Seerosenteich erscheint im Verlauf der Tageszeiten und Lichtstimmungen als stetig wandelbar und bleibt dabei doch der gleiche – der Eindruck von Ganzheit und Gesamtheit entsteht ausgerechnet in der Inszenierung von Veränderlichkeit (in der Wahrnehmung eines menschlichen Betrachters). – Clara Wörsdörfer

Weblinks:

🖙 Musée de l’Orangerie, Paris.

Schlagwörter: Ästhetik, Bild, bildvisuell, Gemälde, Gesamtprojektion, Halbrundband, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, mimetisch, offen, Panoramabild, Rahmenexpansion, Schraubenband, Überbreite, Unterhaltung, Zeitensynopse, Zugleichspräsentation

1926 – Fritz Kahn, Lebenstafeln

In den Erklärungen zur Plakat-Sammlung Das Leben des Menschen III heißt es zur Tafel „Der Mensch als Industriepalast“, dort sei „der Versuch unternommen, die wichtigsten Lebensvorgänge, die direkt nie beobachtet werden können, in Form bekannter technischer Prozesse darzustellen, um so ein Gesamtbild vom Innenleben des menschlichen Leibes vor Augen zu führen.“ Auf der Tafel „In 70 Jahren isst der Mensch 14000-mal sein Gewicht“ ist das Gesamtverzeichnis der durchschnittlich in einem Menschenleben verzehrten Nahrungsmittel nach Art und jeweiliger Menge bebildert. Die entsprechenden Lebensmittel(massen) fahren auf Güterwagons in den offenen Tunnelmund eines anthropomorphen Felsenkopfes. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Debschitz, Uta/Debschitz, Thilo von: Fritz Kahn – Man Machine / Maschine Mensch, Wien: Springer 2009, S. 54–55 u. 99

Weblinks:

🖙 Tafel Industriepalast
🖙 Tafel Gewicht

Schlagwörter: Bild, bildvisuell, Diagramm, Didaktik, faktual, Gesamtdiagramm, Gesamtprojektion, geschlossen, Medialpanoramatik, Organisation, schematisch, Text, textuell, Unterhaltung, Zeitensynopse, Zugleichspräsentation