1962 – Morton Heilig, Sensorama


Im Jahr 1962 patentiert Morton Heilig einen kastenartigen Simulator, der einen Film multisensorisch mit Klang-, Geruchs-, Wind- und Vibrationseindrücken kombiniert. Die zuschauende Person erlebt somit zum Beispiel eine Motorradfahrt durch New York, bei der man weitwinklige Filmbilder der Metropole sehen, aber auch Gerüche, wie Jasmin und Hibiskus, riechen und den Fahrtwind spüren kann. Zwei Griffe zum Festhalten erzeugen passende Vibrationen für die haptische Wahrnehmung. Auch wenn das Sensorama noch nicht interaktiv ist, gilt Heiligs Expanded-Cinema-Erfindung als ein Meilenstein in der Entwicklung virtueller Realitätssysteme. – Johannes Noss

Literatur / Quellen:

  • Chan, Melanie: Virtual Reality: Representations in Contemporary Media, New York: Bloomsbury Academic 2014, S. 26

Weblinks:

🖙 Sensorama – Virtual Reality in 1962

Schlagwörter: 360°, Animation, audiovisuell, bildvisuell, fiktional, Film, Gesamtprojektion, Halbkugel, haptisch, Immersion, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medieninstallation, Medientechnik, mimetisch, Rahmenexpansion, Technik, Unterhaltung, Zugleichspräsentation

1962 – Kuppel-Kino: Cinerama 360

Von der Cinerama Company für die Boeing Company entwickeltes hemisphärisches Filmverfahren, anfangs für Flugsimulatoren gedacht und auf der Weltausstellung in Seattle 1962 erstmals öffentlich vorgestellt. Mit einer speziellen Fischaugen-Linse kann der 70 mm-Film vom Filmprojektor, der im Boden des Zuschauerraums verbaut ist, direkt auf die Leinwand projiziert werden. Die Kuppelprojektion des 15-minütigen Films Journey to the Stars (USA 1962) markiert die erste Realisation. Weitere öffentliche Vorführungen erfolgen auf 35 mm. Für die Weltausstellung in New York 1964/65 wird das Verfahren weiterentwickelt und im Spacearium der 15-minütige Film To the Moon and Beyond (USA 1964, R: C. Pedersen) präsentiert. Beide Filme zeigen Flüge durchs Weltall und sollen eine spektakuläre und detailgetreue Darstellung der Galaxie ermöglichen. – Kaim Bozkurt

Literatur / Quellen:

  • Kiessling, Maren: „Domografie. Visuelle Narration im Fulldome“. In: CINEMA 63 (2018), S. 98–112, S. 98–112
  • Piccolin, Lucas: „Rundumkinos. Vom Panorama zu 360°-Filmsystemen.“. In: Medienwissenschaft / Hamburg: Berichte und Papiere 78 (2007)

Weblinks:

🖙 Mediarep: Rundumkinos. Vom Panorama zu 360°-Filmsystemen.

Schlagwörter: Ästhetik, audiovisuell, Bauwerk, bildvisuell, Film, geschlossen, Halbkugel, Immersion, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medientechnik, mimetisch, Panoramaflug, Rundbau, Technik, Unterhaltung, Zugleichspräsentation

1962 – Arno Peters, Histoire Mondiale Synchronoptique

Französische Version der Sychronoptischen Weltgeschichte von Arno Peters, bearbeitet von Robert Minder und von der deutschsprachigen Ausgabe teils signifikant abweichend. Sogar im ‚selben‘ Buch erscheint die Weltgeschichte nirgends auf der Welt identisch, nicht einmal in Nachbarländern. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Peters, Arno/Peters, Anneliese: Histoire mondiale synchronoptique, Basel: Editions Académiques de Suisse 1962

Weblinks:

🖙 Rezension Le Monde Alfred grosser 1963

Schlagwörter: (Aus-)Faltung, Bild, bildvisuell, Buch, Diagramm, Didaktik, Draufblick, faktual, geordnet, Gesamtdiagramm, Gesamtkompendium, Gesamtprojektion, Großtableau, Karte, Leporello, Medialpanoramatik, Organisation, panoramatische Diskursform, Rahmenexpansion, schematisch, Speicher, symbolisch, Tabelle, Technik, Text, textuell, Überbreite, Universalchronik, Unterhaltung, Zeitensynopse, Zugleichspräsentation, Zugriffspräsentation

1961 – Buckminster Fuller, World Game

Ursprünglich als Inhalt für Fullers bekannteste geodätische Kuppel – den für die Weltausstellung in Montreal 1967 realisierten Dome – gedacht, dort aber abgelehnt, gelangt die schon zuvor entwickelte Spielidee zur Einübung gesamtweltperspektivischer und kooperativer Problemlösungsstrategien (als Alternative zu den paranoiden Nullsummenspielen des Kalten Krieges) erst in den Folgejahren an verschiedenen Orten und in wechselnden Formaten zur Realisation. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Krausse, Joachim/Lichtenstein, Claude: Your Private Sky. R. Buckminster Fuller. Design als Kunst einer Wissenschaft, Zürich: Lars Müller 1999, S. 422–433, 464–499

Weblinks:

🖙 Wikipedia World Game
🖙 Wikipedia Montreal Biosphere

Schlagwörter: auditiv, Bild, bildvisuell, Diagramm, Didaktik, Draufblick, Event/Performance, faktual, fiktional, geordnet, Gesamtdiagramm, Gesamtprojektion, haptisch, Karte, Konzept/Idee, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medieninstallation, mimetisch, offen, Organisation, schematisch, symbolisch, Tabelle, Technik, Text, textuell, Überwachung, Unterhaltung, Utopie/Dystopie, Wissenschaft, Zugleichspräsentation, Zugriffspräsentation

1960 – John Lautner, Panorama-Turm-Häuser


Serie von architektonischen Realisationen in unmittelbarer Barker-Panorama-Tradition: Auftakt 1960 die Malin Residence (Chemisphere), ein Wohn- und Party-Ufo im kalifornischen Fernando Valley; ähnlich spektakulär das Elrod House (1968) und die Arango Residence (1973). – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Borges, Sofia (Hg.): The Tale of Tomorrow. Utopian Architecture in the Modernist Realm, Berlin: Die Gestalten 2016, S. 148–167

Weblinks:

🖙 Wikipedia Malin Residence

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bauwerk, Blicktransparenz, Fernblick, haptisch, Medialpanoramatik, Naturpanorama, Organisation, Realpanoramatik, Rundband, Rundbau, Technik, Überwachung, visuell, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1960 – Ted Nelson, Xanadu

Indirekt wirkmächtiges Digital-Konzept zur Kombination der Ideen einer Universalbibliothek (wie in Alexandria) bzw. Universalbibliografie (wie im Mundaneum) mit der einer variablen Zugriffsregistratur (wie Memex). Damit bildet es eine nahe, aber komplexer angelegte Vorstufe der Hypertext-Struktur des Internets. Vor allem gibt es in Nelsons „Docuverse“ noch feste Zitier- und transparente Verlinkungsregeln, ferner Vorkehrungen gegen Plagiate sowie die Idee einer Vergütung für geistige Urheberschaft. All das wurde bei der Einrichtung der Hyperlink-Struktur des Internets pragmatisch eingespart, mit gravierend ambivalenten Folgen für die menschliche Kulturentwicklung. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Nelson, Ted: Literary Machines, Sausalito, California: Mindful Press 1993

Weblinks:

🖙 Wikipedia
🖙 Animation Arango Rsidence

Schlagwörter: Bild, Diagramm, Didaktik, faktual, geordnet, Gesamtarchiv, Gesamtdiagramm, Gesamtkompendium, Idealpanoramatik, Karte, Konzept/Idee, Medialpanoramatik, Medientechnik, offen, Organisation, schematisch, Speicher, symbolisch, Tabelle, Technik, Text, textuell, Überwachung, unbegrenzte Allheit, Unterhaltung, Utopie/Dystopie, Wissenschaft, Zugriffspräsentation

1958 – André Waterkeyn, Atomium


Das Brüsseler Wahrzeichen zur Weltausstellung 1958 beherbergt als von innen begehbare Kugelkonstruktion in der obersten Kugel ein Kugelpanorama-Restaurant mit entsprechend rundem Ausblick. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Borges, Sofia (Hg.): The Tale of Tomorrow. Utopian Architecture in the Modernist Realm, Berlin: Die Gestalten 2016, S. 118–123

Weblinks:

🖙 Wikipedia
🖙 Panoramaebene Atomium

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bauwerk, Denkmal, Diagramm, Didaktik, Fernblick, Gesamtprojektion, Kugel, Medialpanoramatik, Medieninstallation, Realpanoramatik, Rundbau, Technik, Unterhaltung, visuell, Zugleichspräsentation

1958 – Kuppel-Kino Cinetarium

Von Adalbert Baltes auf der Photokina Messe in Köln präsentierter Prototyp eines hemisphärischen Kuppel-Kinos mit 7 m Durchmesser und Platz für 45 Personen. Mittig innerhalb der Kuppel projiziert ein senkrecht nach oben gerichteter Projektor das Filmbild auf eine hängende Spiegelkugel, welche es rundherum auf die kuppelförmige Leinwand reflektiert. Bei der Aufnahme wiederum filmt die Kamera eine ebenfalls senkrecht über ihr angebrachte, h ängende Spiegelkugel. Die Unterseite der Kugel ist schwarz abgedeckt. Der entstandene Frame enthält zudem ein schwarzes Zentrum, um die Kamera im Spiegelbild der Kugel zu verdecken. Das Konzept des Cinetariums wird bis 1967 von Phillippe Jaulmes für sein PANRAMA-System adaptiert. Es projiziert mit einem Spiegelsystem in eine um 30° geneigte hemisphärische Kuppel. Auf drehbaren Sitzen kann das Publikum vor allem experimentelle und animierte Filme sehen. In seiner Kuppelkonzeption erinnert es an Projektionsplanetarien wie das im Deutschen Museum in München. – Kaim Bozkurt

Literatur / Quellen:

  • Reissmann, Volker: „Ein Visionär auf dem Weg zur totalen Immersion: Adalbert Baltes“. In: Hamburger Flimmern 13 (2007), S. 17–21
  • Jaulmes 1967 ((fehlt in der Bibliografie))

Weblinks:

🖙 Wikipedia Baltes

Schlagwörter: Ästhetik, audiovisuell, bildvisuell, Film, geschlossen, Halbkugel, Immersion, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medientechnik, mimetisch, Rundbau, Technik, Unterhaltung, Zugleichspräsentation

1957 – Stereophonie, Compatible Stereophonic Demonstration Record

Nach zahlreichen Vorbereitungen in der Mikrophonaufnahme-, Tonstudio- und Militärtechnik erscheint mit der von Sydney Fry produzierten Compatible Stereophonic Demonstration Record im November die erste stereophone Langspielplatte. Sie enthält auf einer Seite Dixieland-Jazz und auf der anderen Eisenbahngeräusche. Aufgrund der schleppenden Verbreitung passender Abspielgeräte dauert es allerdings noch bis Ende der 1960er-Jahre, bis sich ’stereo‘ als Audioformat allgemein durchsetzt. Seither bestimmt es – trotz immer weiterer panoramatischer Klangraum-Ausdehnungs-Verheißungen wie Quadro- und Oktophonie, Dolby Surround etc. – weithin den Audio-Panorama-Standard. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Alexander, Robert Charles: The Inventor of Stereo: The life and works of Alan Dower Blumlein, Oxford: Taylor and Francis 2000
  • Ouzounian, Gascia: Stereophonica, Cambridge, MA: MIT 2020

Weblinks:

🖙 Discogs
🖙 Wikipedia

Schlagwörter: Ästhetik, auditiv, Gesamtprojektion, Hörwerk, Immersion, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medientechnik, mimetisch, offen, Rahmenexpansion, Technik, Unterhaltung, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1955 – Morton Heilig, Erfahrungstheater

Der Pionier der Medienimmersion entwirft den Prototyp eines von ihm Erfahrungstheater genannten Filmprojektionssystems, das außer visuellen auch olfaktorische Sinneseindrücke inkludiert. Dabei füllt es das Sichtfeld der Beobachter:innen peripher horizontal und vertikal vollständig aus. 1956 simuliert Heilig so eine Motorradfahrt durch Manhattan und präfiguriert damit – noch rein analog – das Konzept virtueller Bewegungs-Realität im 360°-Panorama. – Rebecca Rasp

Literatur / Quellen:

  • Irrgang, Bernhard: Posthumanes Menschsein? Künstliche Intelligenz, Cyberspace, Roboter, Cyborgs und Designer-Menschen – Anthropologie des künstlichen Menschen im 21. Jahrhundert, Stuttgart: Franz Steiner 2005, S. 93

Weblinks:

🖙 Wikipedia_Morton_Heilig

Schlagwörter: audiovisuell, auditiv, bildvisuell, Gesamtprojektion, haptisch, Immersion, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medieninstallation, Medientechnik, mimetisch, Rahmenexpansion, Technik, Unterhaltung, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation