1811 – Rheinpanorama, Elisabeth von Adlerflycht


Darstellungsform der Parallelprojektion, die bei Bildkarten für geografische Objekte angewendet wird. 1811 schafft Elisabeth von Adlerflycht ein quasi-dreidimensionales Aquarell-Panorama des Rheins, indem sie den Fluss aus der Vogelperspektive und aus einem 45°-Blickwinkel zeichnet. Das Rheinpanorama zeigt den Fluss und seine Ufer von der Mündung der Nahe bis zur Mündung der Mosel, von Bingen bis Koblenz. – Martin Weinmann | Sarah Karsten

Weblinks:

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Schlagwörter: Ästhetik, Bild, bildvisuell, Didaktik, Draufblick, faktual, Gemälde, Gesamtprojektion, Großtableau, Karte, Medialpanoramatik, mimetisch, Panoramabild, Panoramaflug, schematisch, Unterhaltung, Zugleichspräsentation

1789 – Friedrich Wilhelm Herschel, Einige Bemerkungen ueber den Bau des Himmels

Zu der raumpanoramatischen Blickausweitung, die F. W. Herschel mithilfe verbesserter Beobachtungstechnik auf vielen Gebieten der Astronomie und vor allem bei der Identifikation einiger Himmelsnebel als ferne eigenständige Galaxien außerhalb der Milchstraße gelingt, tritt ein beobachtungsempirisch eng damit verbundenes und ebenso bahnbrechendes, konzeptionell aber davon zu trennendes zeitpanoramatisches Pendant. Indem Herschel erstens die Konsequenzen der durch Ole Rømer 1676 bzw. Christiaan Huygens 1678 relativ genau bestimmten Lichtgeschwindigkeit zieht, zweitens die naturhistorische Perspektive der Entwicklung einzelner Lebewesen gemäß ihrer artspezifischen Schematik auf kosmische Vorgänge überträgt und drittens die Signifikanz wahrscheinlichkeitstheoretischer Extrapolationen in Rechnung stellt, kann er das Himmelsbild, das ihm mit freiem Auge und in seinen Teleskopen auf der Erde zeitgleich sichtbar wird, nicht nur in seiner signalwirklichen Palimpsest-Struktur erkennen, in der extrem differente Zeit- und Entfernungsschichten synthetisiert sind, sondern entdeckt auf dieser Grundlage zudem die Möglichkeit, diejenigen Himmelserscheinungen, die man als kosmos-historisch weitgehend zufälliger Beobachter gerade gleichzeitig vor sich hat, gemäß ihrer Entwicklungslogik zu beobachten und so Rückschlüsse auf deren einzelne Phasen bzw. Stadien zu gewinnen, obwohl die dabei involvierten Zeitdauern die real mögliche Beobachtungszeit eines (Menschen-)Lebens oder der ganzen Menschheit um ein Vielfaches übersteigen. Eine pointierte Versinnbildlichung findet sich etwa gegen Ende seiner Schrift Einige Bemerkungen über den Bau des Himmels (Herschel, Über den Bau des Himmels, S. 109–124): „Diese Methode den Himmel zu betrachten, scheint ihn in ein neues Licht zu setzen. Nun wird er angesehen, als gleiche er einem üppigen Garten, der eine große Mannigfaltigkeit von Produkte in verschiedenen blühenden Beeten enthält; und der eine Vortheil den wir zum wenigsten aus demselben einerndten können ist der, daß wir gleichsam den Schwung unserer Erfahrung auf eine unermeßliche Dauer ausdehnen können. Denn um das Gleichniß fortzusetzen, das ich aus dem Pflanzenreich geborgt habe, ist es nicht beynahe einerley, ob wir fortleben um nach und nach das Aussprossen, Blühen, Belauben, Fruchttragen, Verwelken, Verdorren und Verwesen einer Pflanze anzusehen, oder ob eine große Anzahl von Exemplaren, die aus jedem Zustande, den eine Pflanze durchgeht, erlesen, uns auf einmahl vor Augen gebracht werden.“ (123–124; vgl. auch S. 111). Wie bei seiner Typologie der Nebelerscheinungen hat sich naturgemäß auch hinsichtlich der kosmischen Prozesse nicht jede der Herschel’schen Beobachtungen und Theorien vor späteren, noch genaueren Himmelsaugen bewährt. Doch die grundlegenden Prinzipien empiriebasierter und zugleich theoriegeleiteter Himmelsbeobachtung sowie ihrer laufenden Approximation bzw. Korrektur sind seither gewonnen. Herschels Grabinschrift lautet: „Caelorum perrupit claustra“ („Er durchbrach die Grenzen des Himmels“). – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Herschel, Friedrich W.: Über den Bau des Himmels. Abhandlungen über die Struktur des Universums und die Entwicklung der Himmelskörper 1784–1814, Thun/Frankfurt a. Main: Verlag Harri Deutsch 2001
Schlagwörter: (Aus-)Faltung, Ästhetik, Bauwerk, Bild, bildvisuell, Diagramm, Draufblick, Ekphrasis, Enzyklopädie, faktual, Fernblick, Gesamtarchiv, Gesamtdiagramm, Gesamtkompendium, Gesamtprojektion, Großtableau, Karte, Konzept/Idee, Medialpanoramatik, Medientechnik, mimetisch, Naturpanorama, Panoramabild, Rahmenexpansion, Realpanoramatik, Rundbau, schematisch, Speicher, symbolisch, Tabelle, Technik, Text, textuell, visuell, Weltkarte, Wimmelbild, Wissenschaft, Zeichnung, Zeitensynopse, Zugleichspräsentation, Zugriffspräsentation

1785 – Friedrich Wilhelm Herschel, Über den Bau des Himmels

Nach seiner Ausbildung zum Musiker und einer kurzen Zeit als Militärmusiker übersiedelt der in Hannover geborene Friedrich Herschel (1738–1822) im Jahr 1757 nach England und wird unter wesentlicher Mithilfe seiner bald nachgekommenen Schwester Caroline (1750–1848) zu einem der wirkreichsten All-Panoramatiker der Astronomiegeschichte. In Bath als Organist und Orchesterleiter tätig, beginnt er in den 1770er-Jahren, inspiriert von der privaten Lektüre musiktheoretischer und astronomischer Schriften, sein im Wesentlichen autodidaktisch vorangetriebenes Projekt einer möglichst vollständigen Erfassung und Erklärung aller sichtbaren Himmelserscheinungen. Zu diesen Zweck fertigt er, vor allem nach seiner endgültigen Niederlassung in Slough im Jahr 1785, selbst immer größere Spiegelteleskope an. Unter seinen zahlreichen bahnbrechenden Entdeckungen – etwa des Planeten Uranus oder der Situierung unseres Sonnensystems innerhalb der Milchstraße (vgl. Herschel, Über den Bau des Himmels, S. 94) – ragt in panoramatischer Hinsicht die genauere Erfassung und differenzierte Neudeutung jener Himmelskonstellationen hervor, die dem freien Auge als Nebel erscheinen. Gerade hier liefern seine Veröffentlichungen, deren Bedeutung in Fachkreisen bald erkannt wird, quintessentielle Verschriftlichungen einiger der ungeheuersten Erfahrungen realfundierter panoramatischer Blickvertiefung und -erweiterung, die Menschen je gemacht haben. Besonders eindrücklich etwa in seiner Schrift Über den Bau des Himmels (Herschel, Über den Bau des Himmels, S. 71–108), wo es in zeitgenössischer Übersetzung heißt: „Das Gesicht unseres Beobachters wird so begrenzt seyn, als befasse diese einzelne Sammlung von Sternen, wovon er selbst nicht den tausendsten Theil gewahr wird, alles was der gesammte Himmel in sich hat. Verstatten wir ihm nun den Gebrauch eines gemeinen Fernrohrs, so fängt er an zu muthmaßen, daß die ganze Milchweiße des hellen Streifs, der die hohle Kugel umringt, wohl von Sternen herrühren möge. Er bemerkt einige Sternhaufen in mancherley Gegenden des Himmels, und findet, daß es auch dort eine Art von Nebelflecken giebt; sein Blick ist jedoch noch nicht so erweitert, um das Ende der Schichte abzusehen, in welcher er eine solche Stellung hat, daß es ihm vorkommt, als gehörten diese Zonen zu demjenigen System, welches, wie ihm deucht, alle und jede himmlische Gegenstände in sich faßt. Nun verstärkt er seine Sehkraft, und indem er sich einer genauen Beobachtung befleißiget, findet er, daß die Milchstraße in der That nichts anders, als eine Sammlung von sehr kleinen Sternen sey. Er wird gewahr, daß jene Gegenstände, welche Nebelflecke hießen, augenscheinlich nichts anders als Sternhaufen sind. Er sieht ihre Anzahl immer mehr und mehr anwachsen, und wenn er einen Nebelfleck in Sterne auflöset; so entdeckt er zehn neue, die er nicht auflösen kann.“ (77–78) – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Herschel, Friedrich W.: Über den Bau des Himmels. Abhandlungen über die Struktur des Universums und die Entwicklung der Himmelskörper 1784–1814, Thun/Frankfurt a. Main: Verlag Harri Deutsch 2001
Schlagwörter: (Aus-)Faltung, Ästhetik, Bauwerk, Bild, bildvisuell, Diagramm, Draufblick, Ekphrasis, Enzyklopädie, faktual, Fernblick, Gesamtarchiv, Gesamtdiagramm, Gesamtkompendium, Gesamtprojektion, Großtableau, Idealpanoramatik, Karte, Konzept/Idee, Medialpanoramatik, Medientechnik, mimetisch, Naturpanorama, Panoramabild, Rahmenexpansion, Rundbau, schematisch, Speicher, symbolisch, Tabelle, Technik, Text, textuell, visuell, Weltkarte, Wimmelbild, Wissenschaft, Zeichnung, Zugleichspräsentation, Zugriffspräsentation

1756 – Giuseppe Vasi, Panoramatische Ansicht der Stadt Rom vom Gianicolo aus


Der Radierer Vasi bietet Touristen in Rom eine majestätische Ansicht der Stadt mitsamt Legende an, die aus zwölf großen Blättern zusammengesetzt ist. Sie zeigt in horizontaler Erstreckung detailliert Gebäude und Straßenzüge, wobei der Aufnahmewinkel schon ungefähr einen Halbkreis beschreibt. Den unteren Abschluss der Ansicht bildet eine fingierte Balustrade mit dem Vers des Dichters Martial „HINC SEPTEM DOMINOS VIDERE MONTES/ET TOTAM LICET AESTIMARE ROMAM“, zu Deutsch: „von hier aus erblickt man die sieben herrschaftlichen Hügel und kann den Anblick von ganz Rom genießen“. Das Werk verbindet die Tradition des Stadtplans in der Vogelschau mit der Panorama-Vedute. Von der Produktion von Veduten lässt sich eine Verbindung bis zu den großen Panoramarundbildern des 19. Jahrhunderts ziehen, die häufig ebenfalls den Rundblick über eine Stadt von einem erhöhten Standpunkt aus simulieren. – Clara Wörsdörfer

Literatur / Quellen:

  • Bätschmann, Oskar: Entfernung der Natur. Landschaftsmalerei 1750–1920, Köln: DuMont 1989, S. 87 f.
  • Weblinks:

    🖙 Vasi, Ansicht der Stadt Rom

Schlagwörter: (Aus-)Faltung, Ästhetik, Bild, bildvisuell, Denkmal, Didaktik, Draufblick, faktual, Fernblick, Gesamtprojektion, Großtableau, Karte, Medialpanoramatik, mimetisch, Panoramabild, Text, textuell, Überbreite, Unterhaltung, Wissenschaft, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1694 – Andrea Pozzo, Apotheose des hl. Ignatius

Exemplarisches barock- und halbkuppel-illusionistisches Deckengemälde mit Aufblick in die himmlische Unendlichkeit. Darüber hinaus wird der globale Missionsanspruch der Jesuiten in alle vier Himmelsrichtungen markiert. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Berger, Klaus/Beinert, Wolfgang/Wetzel, Christoph u. a.: Bilder des Himmels. Die Geschichte des Jenseits von der Bibel bis zur Gegenwart, Freiburg i. B.: Herder 2006, S. 104
Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bauwerk, Bild, bildvisuell, Denkmal, Didaktik, Fernblick, fiktional, Gemälde, Gesamtprojektion, Großtableau, Halbkugel, Medialpanoramatik, Medientechnik, mimetisch, Mythos/Religion, Panoramabild, schematisch, symbolisch, Überbreite, Unterhaltung, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1682 – Schloss Versailles


Die Umkehrung des auf den absolutistischen Herrscher konzentrierten Baus ist das Grande Perspective genannte Panorama der Gärten, so wie sich aus aller Zentralperspektive ex negativo eine Gesamtschau und aus aller Isolierung eines Subjekts dialektisch eine Gesellschaft (ein Staat) ergibt. Dieses Denken spiegelt auch der ursprüngliche Plan der Baumeister Ludwigs XIV., die umgebenden Straßen wie Strahlen einer Sonne (des Sonnenkönigs) breit ausfächern zu lassen. Die Gleichung „L’État c’est moi“ könnte übersetzt werden in: Punkt ist Panorama. 1819 schuf der Maler John Vanderlyn in New York das erste große Panorama von Versailles. Um es zu erstellen, setzte er eine Camera obscura ein. – Stefan Ripplinger

Literatur / Quellen:

  • Lablaude, Pierre-André: Die Gärten von Versailles, Worms: Wernersche Verlagsgesellschaft 1995
  • De Givry, Jacques/Périllon, Yves: „Versailles, la Grande Perspective“. In: Versalia. Revue de la Société des Amis de Versailles 11 (2008), S. 99–112, S. 102
  • West, Peter (Hg.): Panoramas, 1787–1900: Texts and Contexts, Abingdon, London: Routledge 2016, S. 1–14
Schlagwörter: Ästhetik, Bauwerk, bildvisuell, Denkmal, Draufblick, faktual, Fernblick, geschlossen, Großtableau, Medialpanoramatik, Naturpanorama, Organisation, Realpanoramatik, Skulptur, Technik, Überwachung, Unterhaltung, visuell, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1581 – Kreisringpanorama der Umgebung Nürnbergs


Holzschnitt von Steffan Gansöder nach einer 1577 von Paulus Reinhart im Auftrag der Stadt Nürnberg angefertigten, kreisförmigen Karte, welche die Befestigungsanlagen jenseits des zentralen, rundstilisierten Mauerrings sowie die Umgebung der Stadt bis zum Horizont in alle Himmelsrichtungen zeigt. „Der Stadtkern ist durch einen Wappendreipass mit den Nürnberger Stadtwappen und dem Reichswappen ersetzt. Das Umland mit der um die Stadt herum verlaufenden Landwehr besteht aus Palisaden, Äckern, Dörfern und Herrensitzen.“ (Jahn/Kissing, „Rundprospekt der Umgebung von Nürnberg“). Diesseits ihrer bestechenden ästhetischen Qualität erfüllt die Karte aber doch eine recht handfeste Funktion: Es handelt sich „um den Typus der Beweiskarte, die im 16. Jahrhundert verbreitet war und oftmals in Gerichtsakten überliefert ist. Mit ihr untermauerte die Stadt Nürnberg ihren Anspruch auf das Umland und ihr Recht, Steuern zu erheben.“ (Ebd.) – Bernd Klöckener

Literatur / Quellen:

  • Jahn, Cornelia/Kissing, Ute: „Rundprospekt der Umgebung von Nürnberg“. In: bavarikon, https://www.bavarikon.de/object/bav:SAN-HSS-00000BSB00111983?p=1&cq=rundprospekt%20nürnberg&lang=de

Weblinks:

🖙 bavarikon

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bild, bildvisuell, Denkmal, Didaktik, Draufblick, faktual, Gemälde, Gesamtprojektion, Großtableau, Karte, Medialpanoramatik, mimetisch, Organisation, Rundbild, schematisch, Unterhaltung, Wissenschaft, Zugleichspräsentation

ca. 1575 – (Anonym.) Heiligentafel (Landesmuseum Mainz)


Das Heiligenbild eines anonymen deutschen Meisters zeigt eine Vielzahl verschiedener Heiligenlegenden. Es wird auf die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts datiert. Aus der Vogelperspektive ist eine allegorisch strukturiere Landschaft mit Heiligen und Märtyrern dargestellt. Ihre Geschichten werden teils durch Attribute, teils durch charakteristische Szenen angedeutet. In der Mitte des Bildes ist die Heilige Ursula auf einem Schiff zu sehen. Ein äußerer Kreis von 116 Heiligen, jeweils mit Heiligenschein, umgibt die Szenerie. Im inneren Kreis herrscht hingegen keine erkennbare Ordnung, sondern er erinnert an die Wimmelbilder von Bosch. Die vier Ecken des Bildes zeigen markante Stationen aus Heiligenlegenden, darunter auch aus dem Leben Jesu Christi und seiner Begleiter:innen. Der Fokus liegt eher auf Vollständigkeit und Übersicht über die Heiligen als auf einer realistischen Darstellung. Erstrebt ist eine schematische Gesamtregistratur in Bildform. – Antje Schilling

Weblinks:

🖙 Broschüre
🖙 Webseite Landesmuseum Mainz

Schlagwörter: Ästhetik, Bild, bildvisuell, Denkmal, Didaktik, Draufblick, faktual, Fernblick, fiktional, Gemälde, Gesamtkompendium, Gesamtprojektion, Großtableau, Medialpanoramatik, mimetisch, Mythos/Religion, schematisch, Speicher, symbolisch, Unterhaltung, Wimmelbild, Zeitensynopse, Zugleichspräsentation

1563 – Pieter Bruegel d. Ä., Turmbau zu Babel


Werkgruppe von Pieter Bruegel dem Älteren aus drei Versionen, welche motivisch ähnlich auf die Turmbau-Geschichte aus dem ersten Buch Mose (Gen 11, 1–9) rekurrieren und deren bekannteste und wirkungsreichste Gestaltung in der Kunstgeschichte darstellen. Wie meistens stehen auch hier das gigantische Ausmaß des Bauwerks, der quasi unendliche Aufwand an dafür benötigten Materialien und Arbeitskräften sowie die vom römischen Kolosseum inspirierte Bautechnik im Vordergrund. Auf allen Versionen des Gemäldes ist der Turm bis zum siebten Stockwerk errichtet, das achte befindet sich gerade im Bau. Auf der umgebenden Rampe stehen Leitern, Gerüste und Kräne. Traditionell meist als biblisch-christliche Versinnbildlichung der menschlichen Hybris, sich Gott als Schöpfer gleichzustellen, und der darauffolgenden Bestrafung gedeutet, kann die Bildkomposition unter panoramatischem Gesichtspunkt auch als Manifestation des Begehrens nach technischer Erreichung einer maximalen Aus- und Übersichtsposition sowie dessen Limitierung durch den medialen Rahmen, hier konkret: den oberen Bildrand, aufgefasst werden. – Caroline Klein | Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Pénot, Sabine/Oberthaler, Elke: „[Kat.-Nr. 63] Der Turmbau zu Babel, 1563“. In: Bruegel. Die Hand des Meisters, Ausst.-Kat. Wien, Kunsthistorisches Museum, hg. von Sabine Haag, Stuttgart: Belser 2019, S. 174–181
  • Spronk, Ron: „[Kat.-Nr. 64] Der Turmbau zu Babel, nach 1563 (?)“. In: Bruegel. Die Hand des Meisters, Ausst.-Kat. Wien, Kunsthistorisches Museum, hg. von Sabine Haag, Stuttgart: Belser 2019, S. 182–185

Weblinks:

🖙 Wikipedia
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Schlagwörter: Ästhetik, Bild, bildvisuell, Denkmal, Didaktik, fiktional, Gesamtprojektion, Großtableau, Inhaltspanoramatik, Medialpanoramatik, mimetisch, Mythos/Religion, Organisation, Rahmenexpansion, Rundbau, symbolisch, Technik, Wimmelbild, Zugleichspräsentation

1560 – Pieter Bruegel d. Ä., Kinderspiele


In der Forschungsliteratur zum Maler Pieter Bruegel d.Ä. werden häufig insbesondere dessen Bilder aus den späten 1550er-Jahren als ‚Wimmelbilder‘ bezeichnet, so auch Kinderspiele. Als Merkmale hierfür gelten Sabine Pénot und Elke Oberthaler der hochgelegte Horizont und die sich daraus ergebende starke Aufsicht auf das Geschehen sowie „die überbordende Anzahl an Staffagefiguren, die beinahe ohne Überschneidungen ihrer Wertigkeit auf der gesamten Bildfläche angeordnet sind, sowie der enzyklopädische Ansatz“ (vgl. Pénot/Oberthaler, „Kinderspiele“, S. 132). Mit letzterem ist in diesem Fall die Darstellung von rund neunzig Kinderspielen gemeint, die Bruegel auf einem Bild so versammelt, als würden diese alle zur gleichen Zeit im öffentlichen Raum einer Stadt stattfinden. Es ist nicht geklärt, ob diese Darstellung eher allegorischen Gehalt hat oder von dem mimetischen Anspruch auf eine lebendige Gesamt-Repräsentation der Vielfalt kindlichen Spiels her verstanden werden muss. Weitere bekannte Beispiele dieser Art von Bildern Bruegels sind etwa Bauernhochzeit (um 1568) und Kampf zwischen Karneval und Fasten (um 1559). – Clara Wörsdörfer

Literatur / Quellen:

  • Pénot, Sabine/Oberthaler, Elke: „[Kat.-Nr. 50] Kinderspiele“. In: Bruegel. Die Hand des Meisters, Ausst.-Kat. Wien, Kunsthistorisches Museum, hg. von Sabine Haag, Stuttgart: Belser 2019, S. 130–134
  • Pochat, Götz: Bild – Zeit. Zeitgestalt und Erzählstruktur in der bildenden Kunst des 16. Jahrhunderts, Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2015

Weblinks:

🖙 Pieter Bruegel d. Ä., Kinderspiele,

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