1962 – Morton Heilig, Sensorama


Im Jahr 1962 patentiert Morton Heilig einen kastenartigen Simulator, der einen Film multisensorisch mit Klang-, Geruchs-, Wind- und Vibrationseindrücken kombiniert. Die zuschauende Person erlebt somit zum Beispiel eine Motorradfahrt durch New York, bei der man weitwinklige Filmbilder der Metropole sehen, aber auch Gerüche, wie Jasmin und Hibiskus, riechen und den Fahrtwind spüren kann. Zwei Griffe zum Festhalten erzeugen passende Vibrationen für die haptische Wahrnehmung. Auch wenn das Sensorama noch nicht interaktiv ist, gilt Heiligs Expanded-Cinema-Erfindung als ein Meilenstein in der Entwicklung virtueller Realitätssysteme. – Johannes Noss

Literatur / Quellen:

  • Chan, Melanie: Virtual Reality: Representations in Contemporary Media, New York: Bloomsbury Academic 2014, S. 26

Weblinks:

🖙 Sensorama – Virtual Reality in 1962

Schlagwörter: 360°, Animation, audiovisuell, bildvisuell, fiktional, Film, Gesamtprojektion, Halbkugel, haptisch, Immersion, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medieninstallation, Medientechnik, mimetisch, Rahmenexpansion, Technik, Unterhaltung, Zugleichspräsentation

1960 – John Lautner, Panorama-Turm-Häuser


Serie von architektonischen Realisationen in unmittelbarer Barker-Panorama-Tradition: Auftakt 1960 die Malin Residence (Chemisphere), ein Wohn- und Party-Ufo im kalifornischen Fernando Valley; ähnlich spektakulär das Elrod House (1968) und die Arango Residence (1973). – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Borges, Sofia (Hg.): The Tale of Tomorrow. Utopian Architecture in the Modernist Realm, Berlin: Die Gestalten 2016, S. 148–167

Weblinks:

🖙 Wikipedia Malin Residence

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bauwerk, Blicktransparenz, Fernblick, haptisch, Medialpanoramatik, Naturpanorama, Organisation, Realpanoramatik, Rundband, Rundbau, Technik, Überwachung, visuell, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1958 – André Waterkeyn, Atomium


Das Brüsseler Wahrzeichen zur Weltausstellung 1958 beherbergt als von innen begehbare Kugelkonstruktion in der obersten Kugel ein Kugelpanorama-Restaurant mit entsprechend rundem Ausblick. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Borges, Sofia (Hg.): The Tale of Tomorrow. Utopian Architecture in the Modernist Realm, Berlin: Die Gestalten 2016, S. 118–123

Weblinks:

🖙 Wikipedia
🖙 Panoramaebene Atomium

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bauwerk, Denkmal, Diagramm, Didaktik, Fernblick, Gesamtprojektion, Kugel, Medialpanoramatik, Medieninstallation, Realpanoramatik, Rundbau, Technik, Unterhaltung, visuell, Zugleichspräsentation

1955 – 360°-Filmsystem: Circarama


Zylindrisches 360°-Multikamera- und -Multiprojektoren-Filmsystem. Es steht in der Tradition von Raoul Grimoin-Sansons Cinéorama und wird unter der Leitung von Roger Broggie und Ub Iwerks für Walt Disney entwickelt. Im damals neu errichteten Freizeitpark Disneyland in Anaheim kommt es mit dem Film A Tour of the West (USA 1955, R: P. Ellenshaw) erstmalig zur öffentlichen Vorführung. Der zwölfminütige Farbfilm zeigt eine Autofahrt durch Städte und Landschaften des Westens der USA. Gefilmt wird im Circarama-Verfahren mit elf 16 mm-Kameras, die kreisförmig auf einer Platte positioniert werden und synchron gestartet werden können. Die gleichnamige Vorführstätte ist ein Rundbau mit 12 m Durchmesser, an der Innenwand ausgestattet mit einer 3 m hohen Leinwand samt Öffnungen und Trennbalken. Darin befinden sich elf Projektoren und projizieren das Bild auf die jeweils gegenüber montierten Leinwände. Der Ton wird auf vier Magnetspuren aufgenommen, sodass vier im Raum verteilte Lautsprecher Toneffekte aus verschiedenen Richtungen abspielen. Das Circarama-System wird in den darauffolgenden Jahren auch in Europa auf mehreren Ausstellungen vorgeführt und schrittweise weiterentwickelt: Das System Circle Vision 360 kann ab 1964 durch eine kompaktere Kameraeinheit aus neun 35 mm-Kameras und einem Spiegelsystem eine höhere Bildqualität erreichen. – Kaim Bozkurt

Literatur / Quellen:

  • Piccolin, Lucas: „Rundumkinos. Vom Panorama zu 360°-Filmsystemen.“. In: Medienwissenschaft / Hamburg: Berichte und Papiere 78 (2007)
  • Nilsen, Sarah: Projecting America, 1958. Film and Cultural Diplomacy at the Brussels World’s Fair, Jefferson, North Carolina/London: MacFarland and Company 2011, S. 60–80

Weblinks:

🖙 Mediarep: Rundumkinos. Vom Panorama zu 360°-Filmsystemen.
🖙 Wikipedia Circle-Vision 360°

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, audiovisuell, bildvisuell, faktual, fiktional, Film, Gesamtprojektion, geschlossen, haptisch, Immersion, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medientechnik, mimetisch, Naturpanorama, Panoramabild, Rahmenexpansion, Rundband, Rundbau, Technik, Unterhaltung, Zugleichspräsentation

ca. 1953 – Oktophonie: John Cage, Williams Mix

Uraufführung der seit 1951 entwickelten, kontingenz-sound-panoramatischen Komposition für acht Tonbandmaschinen und oktophone klangräumliche Darbietung. Ein Stück von Karlheinz Stockhausen mit dem Titel Oktophonie für eine entsprechende Lautsprecher-Kreispositionierung entsteht 1991. Eine kommerzielle Nutzung oktophoner Wiedergabe kommt jedoch, zumal schon Quadro sich nicht durchsetzt, nie ernsthaft in Betracht. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Ouzounian, Gascia: Stereophonica, Cambridge, MA: MIT 2020

Weblinks:

🖙 Wikipedia Williams Mix
🖙 Wikipedia Oktophonie

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, auditiv, Gesamtprojektion, geschlossen, Immersion, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medientechnik, mimetisch, Rahmenexpansion, Rundband, Technik, Überbreite, Unterhaltung, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1948 – Ruth Ford House


Glamouröses Beispiel eines realisierten Rotunden-Wohnbaus mit 360°-Ausblick und -Einblick. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Borges, Sofia (Hg.): The Tale of Tomorrow. Utopian Architecture in the Modernist Realm, Berlin: Die Gestalten 2016, S. 60–65

Weblinks:

🖙 Wikipedia

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bauwerk, Blicktransparenz, Fernblick, haptisch, Medialpanoramatik, Naturpanorama, Organisation, Realpanoramatik, Rundband, Rundbau, Technik, Überwachung, visuell, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1935 – Mapparium


In vielem ein Nachfolger von Wyld’s Great Globe, präsentiert sich das Mapparium als dreistöckiger Glas-Globus, der auf einer 9,1 m langen Brücke von innen erkundet werden kann. Das bei Einrichtung aktuelle Kartenmaterial von Rand McNally, auf dem die geografische und politische Erdrepräsentation basiert, ist aufgrund der folgenden weltgeschichtlichen Turbulenzen rasch veraltet. Allerdings wird dessen Aktualisierung oft genug verpasst, um den ursprünglichen Stand schon 1966 zum historischen Dokument erklären (und so für immer einfrieren) zu können. – Johannes Ullmaier

Weblinks:

🖙 Wikipedia

Schlagwörter: 360°, Bauwerk, bildvisuell, Denkmal, Didaktik, Draufblick, faktual, Gesamtprojektion, geschlossen, Globus, Karte, Kugel, Medialpanoramatik, Organisation, Rundbau, schematisch, symbolisch, Technik, Unterhaltung, Weltkarte, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1933 – Kunstkopf-Stereophonie

Die Firma General Electric präsentiert in Chicago das erste funktionsfähige Modell eines Audio-Aufnahmeverfahrens, bei dem zwei Mikrofone in der Nachbildung eines Kopfes (mit Gehörgängen) an der Stelle der Trommelfelle angebracht sind, sodass beim Anhören mit Kopfhörern ein räumlicher Eindruck entsteht. – Bernd Klöckener

Literatur / Quellen:

  • Brech, Martha: Der hörbare Raum, Bielefeld: transcript 2015

Weblinks:

🖙 Wikipedia

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, auditiv, faktual, Gesamtprojektion, Immersion, Kugel, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medientechnik, mimetisch, Rahmenexpansion, Technik, Unterhaltung, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

1931 – Presidio Modelo


Span. für „Modellgefängnis“; Strafanstalt nach Vorbild des Benthamschen Panopticons auf der kubanischen Insel Isla de la Juventud. Der Bau der vier runden Gebäudekomplexe mit zentralem Speisesaal beginnt 1926; am 16. September 1931 wird das 1928 eingeweihte Gefängnis praktisch in Betrieb genommen. – Gerrit Blawe

Literatur / Quellen:

  • Bentham, Jeremy: Panoptikum oder Das Kontrollhaus [1787/1791], Berlin: Matthes & Seitz 2013, S. 196–212

Weblinks:

🖙 Wikipedia

Schlagwörter: 360°, Bauwerk, Blicktransparenz, Denkmal, faktual, Gesamtprojektion, geschlossen, Organisation, Realpanoramatik, Rundband, Rundbau, Überwachung, visuell, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation, Zugriffspräsentation

1929 – Buckminster Fuller, Dymaxion House

Mit dem Modellentwurf eines hexagonalen Hauses schlägt Designvisionär Fuller als architektonisches Paradigma des zukünftigen Standard-Eigenheims eine Art bewohnte Panorama-Plattform vor. Doch der häusliche Rundumblick in die Welt geht nie in Serie. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Borges, Sofia (Hg.): The Tale of Tomorrow. Utopian Architecture in the Modernist Realm, Berlin: Die Gestalten 2016, S. 110–111; 116 f.
  • Krausse, Joachim/Lichtenstein, Claude: Your Private Sky. R. Buckminster Fuller. Design als Kunst einer Wissenschaft, Zürich: Lars Müller 1999, S. 122–145

Weblinks:

🖙 Wikipedia Fuller
🖙 Wikipedia Dymaxion

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bauwerk, Blicktransparenz, Fernblick, haptisch, Konzept/Idee, Naturpanorama, Organisation, Realpanoramatik, Technik, Überwachung, Utopie/Dystopie, visuell, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation