2011 – Globale Videokollaboration Life in a Day

Life in a Day (Life in a Day – Ein Tag auf unserer Erde, USA/UK 2011, R: K. Macdonald) ist ein kollaborativer Dokumentarfilm, der aus circa 80.000 Videos kompiliert wurde, die User:innen hierfür auf YouTube eingestellt hatten. Die Videos kommen aus den verschiedensten Regionen der Welt und wurden alle am 24. Juli 2010 aufgenommen. Über diese multiperspektivische Dokumentation eines bestimmten Tages gestaltet der Film ein Mosaik des menschlichen Lebens. Der jeweils individuelle Blick eines Videos steht im Spannungsverhältnis zur globalen Perspektive des Projekts. Das kollektive Bild erzeugt eine panoramatische Collage diverser Kulturen, Länder und Alltagssituationen. Eine Dekade später erscheint der Fortsetzungsfilm Life in a Day 2020 (USA 2021, R: K. Macdonald), der Videos zum 25. Juli 2020 versammelt. Auch er vergleicht in Montagesequenzen die Ähnlichkeiten der Erfahrungen in der Arbeit oder Liebe. Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie, der George-Floyd-Proteste oder von Naturkatastrophen offenbaren die globale Reichweite dieser Phänomene in einer immer engmaschiger vernetzten Menschheit. Beide Filme sind sowohl Zeitkapseln als auch Panoramen der Vielfalt menschlichen Lebens. – Kaim Bozkurt

Literatur / Quellen:

  • Jovanovic, Nenad: „Life in a Day: ideology of form, form of ideology“. In: Studies in Documentary Film 10 (2016), H. 1, S. 37–52, S. 37–52
  • Gotto, Lisa: „Life in a Day / One Day on Earth: Visibility and Visuality in the Digital Arena“. In: The International Journal of the Image 1 (2011), H. 2, S. 179–184, S. 179–184

Weblinks:

🖙 YouTube: Life in a Day (2011)
🖙 Youtube: Life in a Day 2020 (2021)

Schlagwörter: audiovisuell, bildvisuell, Denkmal, faktual, fiktional, Film, geordnet, Gesamtkompendium, Gesamtprojektion, Konzept/Idee, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, mimetisch, offen, Organisation, panoramatische Erzählung, Speicher, Überbreite, Universalchronik, Unterhaltung

2010 – Kontinuierliche 360°-Fotofunktion im Smartphone

Sony führt eine Smartphone-Funktion ein, bei der durch einen gleichmäßigen, langsamen Schwenk der Handykamera direkt ein integrales Foto im Panoramaformat erzeugt wird, anstatt dass wie zuvor de facto mehrere getrennte Bilder aufgenommen und nachträglich zusammengefügt werden. – Lea Müller

Weblinks:

🖙 SPIEGEL-Artikel

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bild, bildvisuell, faktual, Foto, Gesamtprojektion, geschlossen, Medialpanoramatik, Medientechnik, Mikropanoramatik, mimetisch, Panoramabild, Rahmenexpansion, Speicher, Technik, Überbreite, Unterhaltung, Zeitensynopse, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

2010 – Der digitale Peters

Der Datenbestand der 1952 in Buchform erstmals erschienenen Synchronoptischen Weltgeschichte von Arno Peters wird digitalisiert und auf CD-ROM mit einem Beibuch publiziert. Aus dem vormaligen Ausklappkarten wird so eine integrale Digitalkarte, die sich auf einem 24-Zoll-Bildschirm horizontal über 37 m scrollen lässt. Die Suchfunktionen sind gegenüber der Print-Präsentation maßgeblich verbessert. Zudem wird Peters’ Karteikartenbasis, gleichsam der archivarische Maschinenraum seiner Universalhistorie, zugänglich gemacht. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Behrendt, Hans Rudolf/Burch, Thomas/Weinmann, Martin: Der Digitale Peters. Arno Peters Synchronoptische Weltgeschichte, Wiesbaden: Büro W Zweitausendeins 2010

Weblinks:

🖙 Der Digitale Peters auf Herodot

Schlagwörter: (Aus-)Faltung, Bild, bildvisuell, Denkmal, Diagramm, Didaktik, Draufblick, faktual, geordnet, Gesamtarchiv, Gesamtdiagramm, Gesamtkompendium, Gesamtprojektion, Großtableau, Karte, Medialpanoramatik, Medientechnik, offen, Organisation, Rahmenexpansion, schematisch, Speicher, symbolisch, Technik, Text, textuell, Überbreite, Universalchronik, Unterhaltung, Wissenschaft, Zeitensynopse, Zugleichspräsentation, Zugriffspräsentation

2009 – Markus „Notch“ Persson, Minecraft


Mit über 300 Millionen Verkäufen eines der populärsten Computerspiele. Im Zentrum stehen das Erkunden und der blockweise Ausbau einer im Prinzip unbegrenzten, wenngleich in einigen Versionen faktisch limitierten Welt. Die Spielsphäre ist in unterschiedliche Terrains gegliedert und generiert sich, je nachdem, wie weit Spielende sich bewegen, auf der horizontalen Ebene immer weiter. Zudem gibt es verschiedene Spielmodi (darunter ‚Kreativ‘, ‚Überleben‘, ‚Abenteuer‘ und ‚Zuschauer‘) und zahlreiche Erweiterungsmöglichkeiten. Ursprünglich in Perssons Firma Mojang Specifications entwickelt und 2014 von Microsoft übernommen, kann das Spiel sowohl allein als auch zu mehreren gespielt werden und bildet in summa einen der größten Welterzeugungskomplexe innerhalb der digitalen Game World. – Hannah Bartölke

Weblinks:

🖙 Offizielle Minecraft Website
🖙 Wikipedia – Minecraft 

Schlagwörter: (Aus-)Faltung, Animation, audiovisuell, Bild, bildvisuell, Didaktik, fiktional, Gesamtprojektion, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medientechnik, offen, Organisation, Rahmenexpansion, schematisch, Text, Überbreite, Unterhaltung, Zugleichspräsentation

2006 – Interactive Tree Of Life


Interactive Tree Of Life (abgekürzt: iTOL) ist ein web-basiertes Projekt, das schon seit 2006 existiert. iTOL dient zum Herstellen und Verwalten von Stammbäumen aller Art. Auch wenn das Projekt ursprünglich eher zu biologischen Forschungszwecken konzipiert war, kann dort inzwischen jeder einen eigenen Stammbaum zu jeglichem Thema herstellen. Dabei liefert iTOL nicht nur die Möglichkeit, eigene Stammbäume zu erschaffen, sondern stellt auch einen phylogenetischen Beispielbaum zur Verfügung. Dieser stellt in panoramatischer Gesamtansicht ca. 190 biologische Arten aus allen Kladen und ihre Verwandtschaftsbeziehungen dar. Zu den im Baum vorhandenen Spezies stehen auch verschiedene genetische Daten zur Verfügung, wie zum Beispiel die Größe des Genoms oder die Anzahl der Domänen, also der semi-unabhängigen funktionalen Einheiten des Genoms. iToLs gewährt so einen Überblick über sämtliches Leben auf der Erde und über die Grundeigenschaften der Genome. Über die Alles-auf-einmal-Ansicht hinaus lassen sich Spezies, die einen näher interessieren, hier zudem einzeln näher erkunden, denn zu jeder Klade gibt es weiterführende Vertiefungs-Links. – Sofya Sinelnikova

Weblinks:

🖙 iTOL
🖙 PubMed

Schlagwörter: 360°, bildvisuell, Diagramm, Didaktik, Draufblick, faktual, geordnet, Gesamtarchiv, Gesamtdiagramm, Konzept/Idee, Medialpanoramatik, Medientechnik, offen, Rundband, schematisch, Speicher, Technik, Text, textuell, Überbreite, Universalchronik, Wissenschaft, Zeitensynopse, Zugleichspräsentation, Zugriffspräsentation

2006 – Wien City Panoramas 360°

Breitbildband mit weit ausklappbaren Panorama-Stadtansichten von Wien, hier stellvertretend nicht nur für diese Panorama-Buchserie, die auch Bände zu Berlin, Augsburg, Amsterdam etc. umfasst, sondern für die anhaltende Konjunktur dieser auf den ersten Blick anachronistischen Printgattung insgesamt. Ebenso einschlägig, wenn auch ohne Aufklappseiten, etwa Reinhard Mandls gleichfalls breitformatiges Wien. Gestern und heute (2019), das die Doppelseitigkeit der Buchform als epochenvergleichs-panoramatischen Splitscreen nutzt und markante Wiener Stadtansichten jeweils im direkten 100-Jahres-Abstand einander gegenüberstellt. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Weiler, Werner/Neubauer, Helga/Vorbeck, Wolfgang: Wien City Panoramas 360, Auckland / New Zealand: NZ Visitor Publications 2006
  • Mandl, Reinhard: Wien. Gestern und heute, Berlin: Eisengold 2019
Schlagwörter: (Aus-)Faltung, 360°, Ästhetik, Bild, bildvisuell, Buch, Denkmal, faktual, Fernblick, Foto, Gesamtprojektion, Großtableau, Leporello, Medialpanoramatik, mimetisch, Panoramabild, Rahmenexpansion, Text, Überbreite, Unterhaltung, Zeitensynopse, Zugleichspräsentation

2004 – Panoramafotofunktion, Sony Ericsson K750i

Als eines der ersten erlaubt dieses Mobiltelefon-Modell die einfache Anfertigung von Panoramafotos, wobei mehrere der per 2-Megapixel-Kamera in einem Horizontalschwenk aufzunehmenden Einzelbilder automatisch zur Rund(gesamt)ansicht zusammengefügt werden. – Sissy Wolf

Weblinks:

🖙 Review

Schlagwörter: 360°, Ästhetik, Bild, bildvisuell, faktual, Foto, Gesamtprojektion, geschlossen, Medialpanoramatik, Medientechnik, Mikropanoramatik, mimetisch, Panoramabild, Rahmenexpansion, Speicher, Technik, Überbreite, Unterhaltung, Zeitensynopse, Zentralblickpunkt, Zugleichspräsentation

2004 – Katharina Gaenssler Transsibirien I – XIII

Während einer Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Peking fotografiert Katharina Gaenssler aus einem Fenster heraus manuell und impulshaft die Fahrtstrecke. So entsteht eine Serie von 8764 Fotografien, die nebeneinander ein Streckenpanorama präsentieren, dessen Abfolge in einem Buchobjekt aus 13 Bänden mit ebenso vielen Seiten wie Fotos dokumentier ist. – Johannes Ullmaier | Nina Cullmann

Literatur / Quellen:

  • Gaenssler, Katharina: Transsibirien I – XIII, Buchobjekt 2004

Weblinks:

🖙 Gaenssler Website 0405 (TRSSIB) A Buchobjekt

Schlagwörter: Ästhetik, Bild, bildvisuell, Buch, faktual, Fernblick, Foto, geordnet, Gesamtarchiv, Gesamtkompendium, Gesamtprojektion, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, mimetisch, Moving Panorama, Naturpanorama, Panoramaflug, Rahmenexpansion, Realpanoramatik, schematisch, Speicher, Überbreite, Universalchronik, Zugriffspräsentation

2001 – Katharina Gaenssler, Genua-Foto-Panorama

Katharina Gaenssler dokumentiert in 4200 selbst aufgenommenen Fotos von 15. Januar bis 20. Mai 2001 ihren Aufenthalt in Genua, dessen Stadtbild im Vorfeld des G8-Gipfels von zahlreichen Baustellen geprägt ist. Der Prozess ist als Serie sämtlicher Abbildungen in einem 710-seitigen Buchobjekt repräsentiert. Parallel konstelliert sie Teile des Fotobestands noch in Genua zu wachsenden Fotopanorama-Collagen, die als abfotografierte Teilpanoramen wieder in die panoramatische Gesamtdokumentation einfließen. – Johannes Ullmaier | Nina Cullmann

Literatur / Quellen:

  • Gaenssler, Katharina: Genua, 15. Januar – 20. Mai 2001, Buchprojekt 2001

Weblinks:

🖙 Gaenssler Website 0109 (GE) Buchobjekt
🖙 Website Gaenssler 01-03 (PANO)

Schlagwörter: Ästhetik, Bild, bildvisuell, Buch, Denkmal, faktual, Foto, geordnet, Gesamtarchiv, Gesamtkompendium, Gesamtprojektion, Großtableau, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medieninstallation, mimetisch, offen, Panoramabild, Rahmenexpansion, Realpanoramatik, schematisch, Speicher, Überbreite, Zeitensynopse, Zugleichspräsentation

1995 – Valère Novarina, La Chair de l’homme [Das Fleisch des Menschen]

Im Klappentext zur Buchausgabe beschreibt der französische Autor, Maler und Regisseur sein 526 Seiten langes Theaterstück [dt. Das Fleisch des Menschen] wie folgt: „Amygdalus, das ist der Mandelbaum: der erste, der wieder erblüht, der erste wiedergeborene Baum. Aufgebaut auf 4 Rosetten: der Rose der Namen, der Rose der Philosophen, der Rose der Flüsse, der Rose der 8, öffnet das Buch sich auf ein Mahl, bei dem die Welt gegessen wird. Neunmal vernimmt man in ihm den Walzer der Eloquenz und neunmal den Untergangstango. Es teilt sich auf in 62 Szenen und lässt 3171 Figuren auftreten; es nennt Gott 429 Mal, vertritt, dass unser Fleisch die Sprache ist, beschreibt 88 Zirkusnummern, verwendet 2587 der 6912 Verben unserer Sprache und erkennt, dass der Messias das Wort ist. Im Mittelpunkt, unter einem Mandelbaum, das Unfehlbare Kind. Geschrieben vom 7. Dezember 1991 bis zum 9. November 1994 in Marseille, in Paris, in Krakau, in Moskau, in Barcelona, in Montpellier, in Bremen, in Rom, in Parma, in Poitiers, in Wien, in Remscheid, in Porto, in Salerno, in Budapest, in Herlin, in Trécout, in Loutro, in Agios Pavlos, in Phenix und in Besançon.“ (dt. v. LV). Der Stücktext ist symptomatisch für den demiurgischen Schreibansatz von Novarina, der in Abwandlung von Wittgenstein postuliert: „Worüber man nicht sprechen kann, das muss man sagen.“ Inspiriert von Rabelais betreibt er eine freie und kraftvolle Erweiterung des Französischen mit dem Ziel, ins bislang Undenkbare vorzustoßen. Charakteristisch dafür sind seine „Rosetten“, gewaltige Aufzählungen, in denen die Zeit stillzustehen scheint. So beginnt der Text gleich mit zwölf Seiten kurzer Attentum-Imperative („‚Seht‘ sagte Hans; ‚Seid aufmerksam‘ fügte Jakob hinzu [etc.]“), gefolgt von einer 16-seitigen Aufzählung der Figuren oder Gruppen, die das Bühnenpanorama sukzessiv bevölkern („Auf die kreisförmige Bühne treten Hans Mutist, Hans Maulwürfler, […] die Träumenichtskinder [etc.]“). Das weitere Geschehen, eine Art universales Abendmahl, sprengt alle Möglichkeiten eines Theaterabends und wirkt wie ein modernes Sprachpendant zu den Wimmelbildern von Bosch und Brueghel. Szene XXXV etwa zitiert eine Folge von 311 Gottesdefinitionen quer durch die Jahrhunderte, von diversesten Vertretern der drei Schriftreligionen wie auch von Agnostikern, Schriftstellern, Chansonniers oder ganz Unbekannten; eine Regieanweisung entfesselt den Auftritt von Trapezkünstlern und benennt 88 hochseilakrobatische Figuren, die das Zirzensische des Unternehmens unterstreichen. Die letzte „Rosette“ schließt den Text (in Anspielung auf Bibelpsalm 137) mit der Frage: „Am Ufer wievieler Ströme, Flüsse, Bäche habt Ihr Euch niedergesetzt und Eure Tränen fließen lassen?“ Beantwortet wird sie mit nahezu 2000 Flussnamen fast aller Sprachen und Regionen, in denen die Geschichte, Herkunft, Geografie und das Unbewusste aller dieser Tränenflüsse sedimentiert ist, ohne auserzählt zu werden. Nach Uraufführung einer Theaterbearbeitung durch den Autor selbst am 21. Juli 1995 wird das Stück im Herbst desselben Jahres in Paris im (1860 ursprünglich als Gemäldepanorama errichteten) Théâtre du Rond-Point und auf Tournee in Cavaillon, Cherbourg, Evreux, Remscheid, Münster, Stuttgart und Saarbrücken gezeigt. Die deutsche Übersetzung der 311 Gottesdefinitionen wird 2011 vom Bayerischen Rundfunk mit 107 Stimmen als Hörspiel gesendet und erscheint 2012 als Buch. – Leopold von Verschuer

Literatur / Quellen:

  • Novarina, Valère: La Chair de l’homme, Paris: P.O.L. 1995
  • Novarina, Valère: 311 Gottesdefinitionen >[=Kapitel XXV aus La Chair de l’homme], Berlin: Matthes & Seitz 2012
  • Fröhlich, Constanze: Poetik der Fülle. Sprechen und Erinnern im Werk Valère Novarinas, Heidelberg: Winter 2014

Weblinks:

🖙 Radioportrait BR2 (2011)
🖙 Toledo-Übersetzerjournal (2022)

Schlagwörter: Ästhetik, audiovisuell, Buch, Event/Performance, fiktional, Gesamtkompendium, Großtableau, Inhaltspanoramatik, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Mythos/Religion, offen, panoramatische Erzählung, schematisch, symbolisch, Text, textuell, Überbreite, Unterhaltung, Wimmelbild