Bedeutendste antike Bibliothek und Urbild einer Universalbibliothek. Angelegt wird sie gegen Anfang des dritten Jahrhunderts vor Christus im Palastbezirk der Stadt, als deren Weltwunder ca. zeitgleich der höchste Leuchtturm der Antike errichtet wird. In ihrer Blütephase verfügt sie über den wohl umfangreichsten vor der Neuzeit je zusammengetragenen Bestand an Schriften und Schriftrollen, auch wenn dessen Größe, da bis heute keine Überreste der Bibliothek identifiziert werden konnten, nicht genau zu ermessen ist. Dass sie aber existiert haben muss, geht aus vielen antiken Zeugnissen hervor. Antike und mittelalterliche Autoren sprechen von 400.000 bis 700.000 Schriftrollen, die US-amerikanischen Althistoriker und Papyrologen Roger S. Bagnall und Rudolf Blum gehen von um die 50.000 aus. Institutionell ist die Bibliothek eng mit dem Museion, dem Wissenschaftszentrum von Alexandria, verknüpft und dient vor allem Forschungszwecken, aber auch zur Machtdemonstration der Ptolemäer, welche sie im Zuge des Ausbaus von Alexandria zum neuen Zentrum der griechischen Wissenschaft maßgeblich mitfinanzieren. Mit obsessiver, teils bis zu Raub und Täuschung reichender Wucht manifestiert sich hier über Generationen hinweg das Begehren, das Gesamtschrifttum der Welt einschließlich aller Sprachen, Disziplinen, Gattungen und Epochen sowie in allen verschiedenen Fassungen und Versionen zu vereinen und zu verwalten. In gemäßigter Form trägt es seither alle Großbibliotheks-Unternehmungen, paradigmatisch etwa die Library of Congress, und kulminiert von 2004 bis 2019 online-digital erneut in Google Books. Die in Alexandria unter Schirmherrschaft der UNESCO neu errichtete und 2002 eröffnete Bibliotheca Alexandrina bietet acht Millionen Buchstellplätze und spiegelt zudem das Internet Archive. – Caroline Klein | Johannes Ullmaier
Literatur / Quellen:
- Casson, Lionel: Bibliotheken der Antike [2001], Düsseldorf/Zürich: Artemis & Winkler 2002, S. 49–71
