ca. -150 – Globus


Römischen Quellen zufolge baut Krates von Mallos um 150 v. Christus erstmals ein überschaubar verkleinertes Modell der Erdkugel und damit den ersten Erdglobus, wobei es Kugelrepräsentationen erdnaher Planeten, sogenannte Planetgloben, schon zuvor gegeben haben soll. Bis ins 19. Jahrhundert werden Erdglobus und zugehöriger Himmelsglobus oft paarweise her- und aufgestellt. Im Unterschied zur Welt- bzw. Himmelskarte ist der Globus form-, flächen-, winkel- und längengetreu, erlaubt dafür aber nicht, die gesamte Erdoberfläche bzw. Himmelsbreite auf einmal in den Blick zu nehmen. – Naemi Dittes

Literatur / Quellen:

  • Stockhammer, Robert: Erdliteratur. Zur kritischen Beobachtung von Weltkonstruktionen, Göttingen / Konstanz: Wallstein / UVK 2023, 92–95

Weblinks:

🖙 Wikipedia

Schlagwörter: Bild, bildvisuell, Didaktik, Draufblick, faktual, Gesamtprojektion, Globus, haptisch, Karte, Kugel, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Medientechnik, mimetisch, Organisation, schematisch, Skulptur, Technik, Weltkarte, Wissenschaft, Zugleichspräsentation

ca. -600 – Augenübersäter Thronwagen Gottes, Altes Testament

Im Buch Ezechiel (1,15–18) wird der Thronwagen Gottes beschrieben. Er hat vier Räder, die überall Augen haben: „Ich schaute auf die lebenden Wesen und siehe: Neben den lebenden Wesen mit ihren vier Gesichtern war je ein Rad auf dem Boden. 16 Die Räder sahen aus, als seien sie aus Chrysolith gemacht. Alle vier Räder hatten die gleiche Gestalt. Sie waren so gemacht, dass es aussah, als laufe ein Rad mitten im andern. 17 Sie konnten nach allen vier Seiten laufen und brauchten sich nicht umzuwenden, wenn sie gingen. 18 Und ihre Felgen waren hoch und Furcht erregend; ihre Felgen waren voller Augen, ringsum bei allen vier Rädern.“ – Lara Schüler

Literatur / Quellen:

  • Katholische Bibelanstalt (Hg.): Die Bibel. Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, Freiburg im Breisgau: Herder 2016: Ez 1,15–18
Schlagwörter: Allwahrnehmung, Ästhetik, Draufblick, Fernblick, fiktional, Idealpanoramatik, Inhaltspanoramatik, Konzept/Idee, Medialpanoramatik, Mythos/Religion, Skulptur, symbolisch, Text, textuell

ca. -650 – Homer, Ilias, Beschreibung des Achill-Schilds

Das Urmuster abendländischer Ekphrasis, die homerische Schilderung des Achill-Schilds im 18. Gesang (V 478–607) der Ilias, offeriert in ihrer mehrschichtigen Anlage als Beschreibung des Vorgangs der Herstellung einer fiktiven Wimmelbild-Metallplastik durch einen handwerkenden Gott nicht nur ein wirkungsreiches Spektrum an sprachlichen Beschreibungs-, Visualisierungs- und Belebungsstrategien, sondern zeigt auch ein markant panoramatisches Gepräge: Gleich zu Beginn schafft Hephaistos in einem weltenschöpferischen Akt auf der Schildfläche „die Erd und das wogende Meer und den Himmel,/ Auch den vollen Mond und die rastlos laufende Sonne;/ Drauf auch alle Gestirne, die rings den Himmel umleuchten.“ (V 483–485, Homer, Ilias, S. 278–279). Gerahmt von diesem kosmisch-tellurischen Setting kennt das Worldbuilding des Schmiede-Gottes fortan keine Grenzen: Er kann zwei Städte, beliebig viele Personen, immer neue Schauplätze, Tänze, Kämpfe, Gesang, Gebrüll, ja ganze Geschichten darstellen. Auf seinem Schild ist Platz für alles. – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Boehm, Gottfried/Pfotenhauer, Helmut (Hgg.): Beschreibungskunst, Kunstbeschreibung: Ekphrasis von der Antike bis zur Gegenwart, München: Fink 1995
  • Homer: Ilias, München: Goldmann 1980
Schlagwörter: Animation, Ästhetik, Bild, bildvisuell, Ekphrasis, Event/Performance, fiktional, Großtableau, Inhaltspanoramatik, Konzept/Idee, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Mythos/Religion, Panorama-Diskurs, Panoramabild, panoramatische Erzählung, Rundbild, Skulptur, symbolisch, Technik, Text, textuell, Unterhaltung, Wimmelbild, Zeitensynopse, Zugleichspräsentation