
In der Abtei von Sevilla, im westgotischen Reich rund um Toledo, stellt Isidor das gesamte verfügbare Wissen seiner Zeit in dem „Grundbuch des ganzen Mittelalters“ zusammen, das „nicht nur den Wissensbestand für acht Jahrhunderte gültig festgelegt, sondern auch deren Denkform geprägt“ hat (Curtius, Europäische Literatur und Lateinisches Mittelalter, S. 487). Die zwanzig Bücher des Kompendiums umfassen neben den sieben artes liberales auch die verschiedensten ‚unfreien‘ Wissenschaften und Handwerke, die mit der Verfertigung von Gebrauchsgegenständen und vielen anderen alltagsrelevanten Dingen befasst sind: Medizin, Theologie, Baukunst, Landwirtschaft usw. Die Enzyklopädie trägt den, wenngleich nicht auktorial verbürgten, Titel Etymologiae zurecht, weil das etymologische Verfahren das gesamte Wissen organisiert. Leitende Prämisse: Kann man den Ursprung der Wörter erklären, so versteht man auch den der mit ihnen bezeichneten Sachen. Der Überblick über das Ganze der Sprache ist damit eo ipso auch einer über das Ganze der Welt. – Robert Stockhammer
Literatur / Quellen:
- Curtius, Ernst Robert: Europäische Literatur und Lateinisches Mittelalter, 11. Aufl., Tübingen/Basel: Francke 1993
- Isidor von Sevilla: Etymologiae sive Origines. Die Enzyklopädie des Isidor von Sevilla, Wiesbaden: Marix 2008