1587 – Historia von D. Johann Fausten


Auf schwankender realhistorischer Basis führt die Historia von D. Johann Fausten. Dem Weltbeschreyten Zauberer und Schwarzkünstler mit der Titelfigur den personifizierten Mythos des Allwissenheitsbegehrens in die deutsche Literaturgeschichte ein. Zudem enthält sie (gleich nach der Höllenfahrt) mit dem Kapitel „Wie D. Faustus in das Gestirn hinaufgefahren“ ein eindrückliches Beispiel für die fiktionale Beschreibung einer celestischen Flug-Allschau, die nach Fausts homodiegetischer Behauptung im Ganzen eine Woche dauert. Wo und inwieweit die rasante Enumeration der Länder und Städte, die Faust im Flug gesehen haben will, als narrativer ‚Schnelldurchlauf in Vogelperspektive‘ und damit als früh imaginierte Panoramaflug-Bewegung oder aber als ekphrastische Entfaltung einer quasi-statischen Fernblick-Perspektive ‚von ganz oben‘ zu deuten ist, bleibt über weite Strecken unklar. In der Rezeption wirkt die narrative Komprimierung der Stationenfolge jedoch wie ein geografisches Pendant zum späteren Erzählflug durch die Epochenzeit in Johann Peter Hebels Kalendergeschichte Unverhofftes Wiedersehen von 1811. So oder so muss gegen Ende dieses Ausflugs sogar Faust einräumen: „Ich sahe also mehr denn ich begehrte“ (Anonymus, Historia von D. Johann Fausten, S. 51). – Johannes Ullmaier

Literatur / Quellen:

  • Anonymus: Historia von D. Johann Fausten, Stuttgart: Reclam 1964

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Schlagwörter: Ästhetik, Buch, Denkmal, Didaktik, Draufblick, Fernblick, fiktional, Inhaltspanoramatik, Konzept/Idee, Laufpräsentation, Medialpanoramatik, Mythos/Religion, Organisation, Panoramaflug, panoramatische Erzählung, Realpanoramatik, symbolisch, Technik, Text, textuell, Überwachung, Unterhaltung, Zugleichspräsentation