Während er im Rahmen einer gesamtweltgenetischen Herleitung der Ästhetik – und hier konkret im Zuge einer psychologisch vertieften Paragone – um den Nachweis der Überlegenheit der Literatur gegenüber der Bildenden Kunst bemüht ist, schafft Karl Philipp Moritz eine Formulierung, deren Wortlaut sich wie ein intermediales Allgemeinprogramm panoramatischer All-Registratur und -All-Präsentation ausnimmt: „Der Horizont der tätigen Kraft aber muß bei dem bildenden Genie so weit, wie die Natur selber, sein: das heißt, die Organisation muß so fein gewebt sein, und so unendlich viele Berührungspunkte der allumströmenden Natur darbieten, daß gleichsam die äußersten Enden von allen Verhältnissen der Natur im Großen, hier im Kleinen sich nebeneinander stellend, Raum genug haben, um sich einander nicht verdrängen zu dürfen.“ (Moritz, „Über die bildende Nachahmung des Schönen [1787/88]“, S. 972). Der Kern des ästhetischen Verfahrens wird hier aufgefasst als die Herunterskalierung einer (nominell) unbegrenzten und beliebig detaillierten Weltauffassung in eine möglichst kleine, in sich geschlossene und der humanen Perzeption (nominell) verlustfrei angepasste Medienform. – Johannes Ullmaier
Literatur / Quellen:
- Moritz, Karl Philipp: „Über die bildende Nachahmung des Schönen“ [1787/88]. In: Werke in zwei Bänden. Band 2: Popularphilosophie/Reisen/Ästhetische Theorie, hg. von Heide Hollmer und Albert Meier, Frankfurt am Main: Deutscher Klassiker Verlag 1997, S. 958–991