
Zu Beginn des siebten Buchs von Platons Politeía verheißt Sokrates in einprägsamer Gleichnisform den befreienden philosophischen Erkenntnisweg aus der Schattenwelt bloß scheinhafter Gewissheiten ins helle Sonnenlicht unmittelbar erschauter Wahrheit. Ziel ist der Ausgang aus der sinnlich wahrnehmbaren, mit einer unterirdischen Höhle verglichenen Welt der vergänglichen Dinge in die (über)irdische Höhe der unwandelbaren platonischen Ideen. Der individuell zu begehende, aber fortwährend sozial rückgebundene Pfad dorthin umfasst in Platons exemplarischer Beschreibung mehrere Stationen anfänglicher Überforderung und anschließender Sehstärkung durch die im Aufstieg zunehmende Lichtfülle. Am Ende steht die Schau auf das hell erstrahlende Universum der – qua Gleichnislogik mit höchster sinnlicher Eindrücklichkeit und Wirkmächtigkeit bedachten – geistigen Entitäten. In profanerer Ausprägung erscheint das Verlaufsschema des Höhlengleichnisses in vielen, zumal massenkulturellen Medientechniken als einfache Abfolge von verdunkelter Empfangs-, Eingangs- bzw. Aufstiegsphase unter temporärer sensueller Deprivation hin zur momenthaft-lichtvollen Überwältigung beim Betreten bzw. Beginn der jeweils präsentierten Attraktion. Nur dass hier fast nie die Wirklichkeit, sondern gerade deren Illusion enthüllt wird. – Kira Gass | Johannes Ullmaier
Literatur / Quellen:
- Platon: Politeia. Werke in 8 Bänden, Bd. 4, Darmstadt: WBG 1990, S. 554–569